Virtual Reality: "Carne y Arena" begeistert weiterhin Kritiker

Virtual Reality:

Der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu schuf Meisterwerke wie "Birdman" und "The Revenant". Auf den Filmfestspielen von Cannes ist derzeit seine erste VR-Installation zu sehen. Ein Kritiker der New York Times bezeichnete die Arbeit als "bahnbrechend". Doch auch andere Journalisten zeigen sich von "Carne y Arena" tief beeindruckt.

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Peter Bradshaw vom Guardian nennt die Installation eine "verblüffende VR-Erfahrung". Sie sei auf einer ganz anderen Ebene anzusiedeln als das 360-Grad-Filmepos "Jesus VR", das letztes Jahr in Cannes zu sehen war. Bradshaw nennt Carne y Arena einen "theatralischen Triumph" und "ein dynamisches, kinetisches Erlebnis".

In der virtuellen Wüste stehend, habe der Kritiker zum ersten Mal eine Vorstellung davon bekommen, was es heißt, physisch bedroht zu werden: "Man wird herabgesetzt, erniedrigt, zum Untermenschen, der nicht einmal die Rechte eines Kriminellen besitzt. Und jeder, der diese Installation erlebt, kann sehen, das dies nur ein Bruchteil dessen ist, was im echten Leben passiert."

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"Die VR-Revolution, auf die wir gewartet haben"

Wenke Husmann von der Zeit beschreibt die VR-Erfahrung ähnlich : "Wenn ein Grenzpolizist mitten in der Wüste aus seinem SUV springt und seine halbautomatische Waffe direkt auf einen richtet, fühlt man sich ausgeliefert, verängstigt, zu etwas Namenlosem degradiert, der eigenen Person beraubt. Und man weiß, dass es nur eine Ahnung davon ist, wie es sich in der Realität anfühlen muss."

Anne Thompson von Indiewire schreibt, Carne y Arena sei "bahnbrechend, bewegend, etwas, das man gesehen haben müsse". Noch überschwänglicher äußert sich Owen Gleiberman, der bekannte Filmkritiker von Variety. Er bezeichnet Carne y Arena als "die VR-Revolution, auf die wir gewartet haben".

Die Bedrohung habe auf ihn "derart physisch, derart furchteinflößend, derart real" gewirkt wie die finale Szene aus Der große Eisenbahnraub von 1903 auf das damalige Publikum, schreibt Gleiberman. Virtual Reality biete eine Erfahrung, die wie das Kino das Potenzial hat, zu einer populären Kunstform zu werden:

"Carne y Arena ist die erste VR-Installation, die das Versprechen des Mediums wirklich einlöst. Es ist nicht der Gipfelpunkt, sondern eher der Beginn von etwas. Der Ausgangspunkt eines neuen Erfahrungsparadigmas." Was Zuschauer zu sehen bekämen, wäre der Embryo einer neuen Form für ein neues Jahrhundert, schreibt Gleiberman.

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Eine komplexe moralische Erfahrung

Moralisch habe Carne y Arena komplexe Gefühle bei ihm ausgelöst: "Ich war auf mitfühlende Art mit den Immigranten verbunden, aber zugleich fühlte ich mich noch nie so sehr wie ein privilegierter Weißer, der noch nie eine solche Erfahrung durchmachen musste."

Tim Robey vom britischen Telegraph hat eine ähnliche Erfahrung gemacht. Ihm zufolge soll das Erlebnis nicht die Illusion wecken, dass man im selben Boot sitze wie die Immigranten.

Ganz im Gegenteil sei sie darauf aus, den Zuschauer alle Arten spürbar zu machen, in denen das nicht der Fall ist. "Es ist ein ernsthaftes Bestreben [...], weil es möchte, das du wie ein Phantom in diesen gelebten Erfahrungen umhergehst und dich zum Nachdenken anregt, weil es nicht du, sondern jemand anderes war, der sie erlebte."

Carne y Arena wird nach Cannes vom 7. Juni bis 15. Januar in der Fondazione Prada in Mailand und vom 2. Juli bis 10. September im Los Angeles County Museum of Art zu sehen sein. Das Tlatelolco Museum in Mexiko-Stadt soll die Arbeit ab diesen Sommer ebenfalls zeigen. Im nachfolgenden Artikel kann man mehr über Carne y Arena erfahren.

Der Regisseur Alejandro Iñárritu gewann den ersten Oscar für Virtual Reality. Zur Zukunft des Mediums findet er deutliche Worte.

Virtual Reality: New York Times ist beeindruckt von VR-Erlebnis

| Featured Image: Fondazione Prada / Legendary Entertainment | Source: Guardian / Zeit Online / Indiewire / Telegraph