Phantom: Covert Ops Preview - Wie gut wird das Kayak-Spiel?
In sechs Wochen erscheint Phantom: Covert Ops exklusiv für Oculus Quest und Oculus Rift S. Ich durfte die ersten zwei Missionen ausgiebig mit Oculus Rift S testen. Taugt der Titel zum Hit?
In Phantom: Covert Ops schlüpft man in die Rolle eines Elitesoldaten, der in einem Militärkajak eine angeblich stillgelegte russische Marinebasis aus der Zeit des Kalten Kriegs infiltriert und dabei eine gefährliche Verschwörung aufdeckt.
Das Besondere am Spiel ist, dass man das Boot nie verlässt und sich nur mit Hilfe des Kajaks durch die Spielwelt bewegt. Die Paddelei soll besonders immersiv wirken und VR-Übelkeit eindämmen. Geht das Konzept auf?
___STEADY_PAYWALL___Die Mission beginnt
Wer glaubt, Phantom: Covert Ops sei ein beschaulicher Ausflug in die russische Pampa, der täuscht sich. Im kleinen Camouflage-Kajak ist man bis auf die Zähne bewaffnet: Im Brustgurt steckt eine schallgedämpfte Pistole, an der Seite des Boots ruht griffbereit ein Scharfschützengewehr und sollte das nicht reichen und die Situation wirklich brenzlig werden, kann man hinter die Schulter zum Sturmgewehr greifen.
Nach einer kurzen Einweisung gleite ich ins kühle Nass eines Flusses, irgendwo im Nirgendwo und kurz vor Einbruch der Nacht. Per Funk halte ich Kontakt zur Einsatzzentrale und erhalte Anweisungen.
Paddeln will gelernt sein
In den ersten Minuten lerne ich, mit dem Paddel umzugehen: wie ich beschleunige und bremse, lenke und schnelle Drehungen vollführe. Die Armbewegungen gehen schon bald in Fleisch und Blut über, schließlich verhält sich das Kajak so, wie man es erwarten würde. Praktisch: Komme ich der Sandbank oder Objekten zu nahe, kann ich mich mit dem Paddel abstoßen.
Die Paddelei fühlt sich richtig an, auch wenn das Boot anfänglich noch wie ein Fremdkörper auf mich wirkt. Erst später verschmelze ich gänzlich mit dem Kajak und der Nacht, steuere präzise dunkle Stellen und hohes Schilf an, weiche gekonnt Wachbooten und Scheinwerfern aus und beschleunige binnen Sekunden auf hohes Tempo.
Ist man so weit, fühlt sich das Spiel großartig an in der Virtual Reality. Noch immersiver wird die Erfahrung, wenn man die Beine hochlagert und ausstreckt - so als würde man tatsächlich in einem Kajak sitzen.
Kein Rambo gefragt
Das Spiel überlasst mir, wie ich vorgehe, erinnert mich jedoch daran, dass ich in geheimer Mission unterwegs bin und belohnt mich mit Punkten und Errungenschaften für eine unbemerkte Vorgehensweise ohne Todesopfer.
Mit einer Ausnahme: Entdecke ich Schlüsselfiguren der kriminellen Organisation, die sich in den ehemaligen Militäranlagen eingenistet hat, muss ich sie gezielt ausschalten.
In der Nähe der Marinebasis angekommen, halte ich mein Nachtsichtgerät ans Gesicht und scanne das Gebiet, um feindliche Söldner und Objekte zu markieren, die bei Beschuss für kurzzeitige Ablenkung sorgen. Das ist nicht nötig, denn die Wachen passen nicht auf.
Da mir ein Tor den Weg versperrt, schieße ich mit meiner schallgedämpften Pistole auf einen Sicherheitskasten. Schon öffnet sich das Tor und der Weg ins Innere der Basis ist frei.
Hier ist mehr Vorsicht geboten: Die Wachmänner patrouillieren mit Taschenlampen, sehen ansonsten aber eher schlecht in der Dunkelheit. Ein Sichtbarkeitsmeter zeigt mir an, ob ich Gefahr laufe, entdeckt zu werden.
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Ein lautloser Saboteur
Ich dringe weiter in die Basis vor und schalte einen Funkturm der Bande aus, indem ich zunächst die Scheinwerfer zerschieße, danach lautlos unter die Anlage gleite und mich unbemerkt an der Elektronik zu schaffen mache.
Hier entferne ich mit meinen Händen eine Metallabdeckung und ziehe die Strommodule heraus. Mission erfüllt. In solchen Momenten entfaltet Phantom: Covert Ops eine großartige Agenten-Atmosphäre.
Später treffe ich auf Überwachungskameras, gegnerische Schnellboote und erkunde ein Forschungslabor. An der Schleichspielmechanik ändert sich nicht viel, weshalb ich einen anderen Ansatz wähle und die Söldner mit meinem Scharfschützengewehr Stück für Stück aus der Dunkelheit heraus erledige. Mache ich das richtig, wird kein Alarm ausgelöst und es paddelt sich entspannter.
Grafik: Zwischen Quest und Rift
Die Grafik hinterlässt gemischte Gefühle. Die Waffen, das Kajak und manche Lichteffekte machen einen guten Eindruck. Am meisten gefällt mir die Simulation des Wassers, das die Umgebung spiegelt und realistische Wellen wirft und sich kräuselt. Gesamthaft gesehen, suhlt sich die Grafik in langweiligen Braun- und Rottönen und wirkt seltsam konturlos und verwaschen.
Das liegt wohl daran, dass die Zielplattform Oculus Quest ist und die autarke VR-Brille mit weniger Rechenleistung auskommen muss als eine Oculus Rift S. Die Grafik wurde für die PC-VR-Brille aufgebohrt, es dürften jedoch keine Welten zwischen den beiden Versionen liegen. Besitzer einer Oculus Quest werden sich indes über den besseren Schwarzwert der VR-Brille freuen, mit Oculus Rift S kommen dunkle Spiele wegen des verbauten LC-Displays weniger gut zum Tragen.
Phantom: Covert Ops sieht im aktuellen Zustand nicht schlecht aus, liegt aber hinter dem grafischen Potenzial eines ausgewachsenen PC-VR-Titels. Vielleicht schraubt der Entwickler nDreams bis zum Erscheinen noch etwas an der Grafik. In meiner Vorschau-Version konnte ich nicht auf die Grafikeinstellungen zugreifen und auch Supersampling (Anleitung) machte optisch keinen großen Unterschied.
Fazit: Es lebe das Muskelgedächtnis!
Phantom: Covert Ops gefiel mir umso besser, je länger ich es spielte. Ich verschmolz mehr und mehr mit meinem Kajak und lernte, meine Waffen schnell und effizient einzusetzen. So verwandelte ich mich binnen 90 Minuten von einem ungeschickten Paddelbootneuling zu einem lautlosen Schatten und Killer. Phantom: Covert Ops zeigt eindrücklich, wie stark Virtual Reality von der Verinnerlichung von Bewegungsabläufen lebt.
Das fertige Spiel beinhaltet rund sieben Missionen und soll sechs bis acht Stunden in Anspruch nehmen. Hinzu kommen weitere Spielmodi, Errungenschaften und die Möglichkeit, das Spiel ganz anders als primär vorgesehen durchzuspielen.
Die größte offene Frage für mich ist, ob Covert Ops im späteren Verlauf seine Spielmechanik erweitert oder zumindest verfeinert. Ansonsten könnte die Schleichpaddelei schnell langweilig werden.
Dass die Geschichte um das kriminelle Komplott eines gefallen geglaubten russischen Ex-Generals das Spiel bis zum Ende tragen kann, glaube ich jedenfalls nicht.
Phantom: Covert Ops erscheint am 25. Juni 2020 für Oculus Quest und Oculus Rift S, kostet 29,99 Euro und unterstützt Crossbuy und die PC-Verbindung Oculus Link. Das folgende Video zeigt Ausschnitte aus der Rift S-Version.
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