Oculus Rift & HTC Vive: "Titanic VR" im Test - Geschichte erleben

Oculus Rift & HTC Vive:

Knapp zwei Jahre nahm die Arbeit an Titanic VR in Anspruch, doch das Warten hat sich gelohnt: Die VR-Erfahrung ist ein großer Wurf geworden, den sich VR-Enthusiasten nicht entgehen lassen sollten.

Titanic VR bietet zwei unterschiedliche Erfahrungen: Das Herzstück bilden virtuelle Tauchgänge zum Schiffswrack, die in eine Geschichte mit zahlreichen Missionen eingebettet sind.

Zusätzlich gibt es ein aufwendig animiertes, viertelstündiges Virtual-Reality-Erlebnis zu bewundern, in dem VR-Nutzer den Untergang der Titanic durch die Augen eines Passagiers nacherleben.

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Zum Schiffswrack hinabtauchen können VR-Nutzer seit dem Erscheinen der Early-Access-Version Ende 2017. Ich habe Titanic VR im damaligen Zustand getestet, meine Eindrücke stehen hier.

In der VR-Erfahrung schlüpft man in die Rolle des Archäologen Ethan Lynch, der im Auftrag einer mysteriösen Frau Tauchgänge zur Titanic unternimmt. Mit einem ferngesteuerten Roboter birgt man Gegenstände aus dem Wrack, um sie anschließend in einem Labor zu reinigen und zu untersuchen. Macht man seine Arbeit gut, kann man das verdiente Geld in bessere Tauchausrüstung stecken.

Die Atmosphäre ist beeindruckend. Bild: Immersive VR Education

Die Atmosphäre ist beeindruckend. Bild: Immersive VR Education

Wer möchte, kann das Schiffswrack im Sandbox-Modus ohne erzählerische Anleitung erkunden. Die Titanic aus der Dunkelheit hervortreten sehen und in die Eingeweide des Schiffsrumpfs hinabtauchen: Das ist auch ohne narrative und spielmechanische Rahmung ein Erlebnis, das Gänsehaut macht.

Dieser erste Teil der VR-Erfahrung wurde seit der Early-Access-Veröffentlichung erheblich verbessert. Zudem kann man in der fertigen Version den weniger gut erforschten Heckabschnitt des Passagierschiffs erforschen.

Historische Exaktheit, wo es Sinn ergibt

Mit der fertigen Version ist der zweite Teil von Titanic VR erschienen, der am Beispiel eines Überlebenden die Ereignisse vom 15. April 1912 rekonstruiert.

Das irische Studio Immersive VR Education hat sich historische Exaktheit auf die Fahne geschrieben und wie bei der Apollo-11-Erfahrung viel Zeit in die Recherche historischer Dokumente und wissenschaftlicher Forschungsarbeiten gesteckt. So beruht die aufwendig inszenierte Katastrophenerfahrung auf Augenzeugenberichten von Überlebenden.

Anpassungen wurden dort vorgenommen, wo sie der erzählerischen Verdichtung dienen. Die VR-Erfahrung zeigt die Ereignisse vom Zeitpunkt des Hinablassens der ersten Rettungsboote bis zum Untergang der Titanic. Diese Vorgänge dauerten in Wirklichkeit etwas mehr als 90 Minuten. In der Virtual Reality sind sie auf eine Viertelstunde reduziert. Dadurch entfalten die gezeigten Ereignisse eine noch schockierendere Drastik.

Dramatische Szenen

Die VR-Erfahrung beginnt auf dem Oberdeck. Es ist nach Mitternacht und die Evakuierung hat begonnen. Auf dem Oberdeck sind nur Passagiere der ersten Klasse anzutreffen, die übrigen Schiffsgäste sind in den unteren Decks eingesperrt.

Während sich unten Angst breit macht, herrscht oben fast schon Heiterkeit: Die meisten Passagiere sehen den Ernst der Lage nicht oder halten die Evakuierung für eine Übung.

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Wer darf ins Rettungsboot? Bild: Immersive VR Education

Wer darf ins Rettungsboot? Bild: Immersive VR Education

VR-Nutzer schlüpfen in die Rolle eines Passagiers auf dem Oberdeck und können nur zusehen, was um sie herum geschieht. Eingreifen kann man nicht. Diese Beschränkung macht die Hilflosigkeit der Passagiere erfahrbar.

Man wird Zeuge, wie eine Familie auseinandergerissen wird: In die Rettungsboote dürfen nur Frauen und Kinder, die Männer müssen warten. Selbst einem 16-jährigen Jungen wird das Betreten des Boots verwehrt. Er muss zurückbleiben. Ein Mädchen schreit und strampelt: Sie will sich nicht vor ihrem Vater trennen.

Schleichender Schrecken

Im nächsten Augenblick sitzt man mit mehr als zwei Dutzend Menschen in einem Rettungsboot und wird an der Seite der Titanic ins Meer hinabgelassen. Der Abgrund ist schwindelerregend tief. Durch die VR-Brille gesehen, erhält man eine Vorstellung von der majestätischen Größe des Schiffs.

Obwohl Titanic VR den Untergang aus den Augen eines einzigen Passagiers wiedergibt, bindet es gekonnt andere Perspektiven ein: So wird man beim Hinablassen des Rettungsbootes durch die offenen Fenster und Bullaugen Zeuge des Wahnsinns, der sich in den unteren Decks abspielt.

Frauen und Kinder zuerst - am eigenen Leib erfahren. Bild: Immersive VR Education

Frauen und Kinder zuerst - am eigenen Leib erfahren. Bild: Immersive VR Education

Nachdem man unten angekommen ist und von der Titanic wegrudert, geschieht alles ganz schnell: Das Schiff scheint zu ruhen und taucht doch mit jedem Atemzug ein Stück tiefer ins Meer hinab bis zum unausweichlichen, jähen Ende, dem man so wie übrigen Passagiere des Rettungsbootes fassungslos zusieht.

Fazit: Eine emotional mitreißende Geschichtserfahrung

"Lernen durch Erfahrung" lautet das Motto der Entwickler. Historische Ereignisse sollen als Erlebnis vermittelt werden, das sich tief im Gedächtnis verankert - als wäre man dabei gewesen. Durch diese lebendige Wissensvermittlung soll Gelerntes im Vergleich zu traditionellen Formaten besser angeeignet und erinnert werden können.

Titanic VR wird diesem Anspruch zweifellos gerecht: Die virtuelle Auseinandersetzung mit dem geschichtsträchtigen Schiff ist unterhaltsam, faszinierend und emotional mitreißend.

Titanic VR ist bei Steam für HTC Vive, Oculus Rift und Windows-Brillen (Preis: 19,99 Euro) und im Oculus Store für Oculus Rift erhältlich (Preis 19,99 Euro, aktuell auf 15,99 Euro herabgesetzt).

Die App kann auch am PC-Monitor in 2D erlebt werden. Die PSVR-Version befindet sich aktuell in Sonys Qualitätskontrolle und soll demnächst erscheinen.

Letzte Aktualisierung am 28.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten

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| Featured Image: Immersive VR Education