In Virtual Reality können "digitale Fossilien" konserviert werden

In Virtual Reality können

Bäume sind für Menschen überlebenswichtig. Eine VR-Erfahrung soll das visualisieren. Dafür suchten sich die Entwickler einen besonders eindrucksvollen und seltenen Baum - den kalifornischen Riesenmammutbaum - und machten ihn zu einem virtuellen Kunstobjekt.

Nicht jeder Mensch hat die Gelegenheit, einmal im Leben durch den Sequoia National Park in Kalifornien zu wandern. Wer die gigantischen und bis zu 2.500 Jahre alten Bäume selbst sehen durfte, weiß, dass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit Virtual Reality wird dieses Erlebnis einem größeren Publikum zuteil.

Besucher einer Ausstellung in London konnten ein real nachgebautes 3D-Modell eines Sequoia Baumes anfassen und sich dagegen lehnen. Synchron sehen sie in der VR-Brille HTC Vive die virtuelle Variante.

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Das reale Baummodell hat ein Loch im Stamm, durch das man seinen Kopf stecken kann (siehe Titelbild). Die VR-Erfahrung registriert die Bewegung und schaltet das virtuelle Modell zeitgleich in eine transparente Ansicht um.

So hat der VR-Brillenträger das Gefühl, dass er sich im Baumstamm des Sequoias befindet. Dort sieht er, wie der Baum Wasser von der Wurzel zur Spitze pumpt. Verweilt man in dem Stamm, wird man selbst Teil des Kreislaufs und schwebt bis zu den Wipfeln.

Neben der VR-Brille tragen die Nutzer einen vibrierenden Rucksack, der die Biosignale des Baumes rhythmisch wiedergibt. Man sieht den Baum nicht nur, man spürt ihn. Die Signale wurden zuvor bei einem echten Sequoia aufgezeichnet und in eine Klangkulisse übersetzt.

Auch die Texturen und die 3D-Modellierung des virtuellen Baumes basieren auf Originaldaten und Aufnahmen, die mit einem Lidar-Radar und 3D- sowie CT-Scanning originalgetreu eingefangen wurden.

Die Entwickler von Marshmallow Laser Feast beschreiben die VR-Erfahrung als eine Mischung aus Naturschutz, Kunst und Technologie. Das Konzept erinnert im Ansatz an die VR-Spielhalle "The Void", die auf ähnliche Art realen und virtuellen Raum miteinander vermischt.

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Auf Basis von Originaldaten wird der Baum künstlerisch visuell aufwendig inszeniert. Bild: MLF

Auf Basis von Originaldaten wird der Baum künstlerisch visuell aufwendig inszeniert. Bild: MLF

In Zukunft sollen alle Sinne involviert werden

Die langfristige Vision der Entwickler: Eine Sammlung solcher und ähnlicher VR-Erfahrungen könnten zu einem virtuellen Archiv wachsen, das dokumentiert, wie bestimmte Lebensformen auf der Welt existieren - oder existierten.

"Ich hoffe, dass wir diese Daten nicht brauchen, aber die Wahrheit ist, dass wir sie wohl brauchen werden, um zu verstehen, was sie waren", sagt der Künstler Ersin Han Ersin über die Sequoia-Erfahrung. Er glaubt, dass die Bäume in Zukunft wie Dinosaurier sein werden. Das Ziel sei es, "digitale Fossilien" der Spezies anzulegen.

Die VR-Technologie ist für den Künstler nur Mittel zum Zweck. Als technische Lösung sei sie noch unattraktiv, so Ersin. Der Grund für seine Skepsis ist, dass außer Sicht und Gehör keine anderen Sinne involviert werden.

"VR ist sehr mächtig und die einfachste Art, um ein Publikum an einen anderen Ort zu transportieren. Aber der Geruch fehlt und das taktile Feedback. Wir versuchen, diese Defizite auszugleichen. Wir glauben, dass Kindheitserinnerungen sehr eng verbunden sind mit multisensorischen Erfahrungen. Umso höher die Immersion mit allen Sinnen ist, desto länger bleibt eine Erfahrung den Menschen im Kopf. Wir wollen, dass sie sich an jedes Detail erinnern, wenn sie die VR-Brille absetzen."

Marshmallow Laser Feast kooperiert daher mit einem Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Gerüche synchron zum Bild freizusetzen. Die Idee ist, dass man einen Sequoia-typischen Geruch wahrnimmt, wenn man den Kopf in den Baumstamm steckt. Zieht man ihn heraus, riecht man Regen und den Wald.

Den virtuellen Mammutbaum kann man erneut vom 20. bis zum 27. März auf einer Ausstellung in Eindhoven erfahren. Mehr Informationen zum Treehugger-Projekt gibt es auf der offiziellen Webseite.

| Featured Image: Marshmallow Laser Feast | Via: Alphr