HTC Vive: "Elena" ist der erste Psychothriller für die virtuelle Realität

HTC Vive:

"Elena" erzählt die Geschichte eines Ehepaars. Wem jetzt die Augen zufallen, sollte aufhorchen: Diese VR-Erfahrung steckt voller Überraschungen und spielt so geschickt mit unseren Erwartungen, dass man sie mit gutem Recht als ersten Psychothriller für die virtuelle Realität bezeichnen darf.

Wir schlüpfen in die Rolle von Anna, einer jungen Frau, die eines Tages früher nach Hause kommt und überrascht feststellt, dass ihr Mann bereits daheim ist. Man hört Annas Gedanken mit und erfährt, dass Lennard von seiner Arbeit so sehr eingenommen ist, dass sie ihn zu Hause kaum noch zu Gesicht bekommt.

Anna hört ihren Mann im Badezimmer sprechen, doch als wir es betreten, ist Lennard wie vom Erdboden verschluckt. Das Badezimmer sieht indes aus, als würde es zu einem anderen Haus gehören, das von seinen Bewohnern vor vielen Jahren verlassen worden ist: der Spiegel ist zerbrochen, die Kacheln sind von grünem Schimmel befallen, die Fenster mit Brettern verrammelt.

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Im Waschbecken entdecken wir ein Vogelnest und darin wiederum einen mysteriösen Ring, den Anna noch nie gesehen hat. Kurz darauf klingelt das Telefon. Als wir den Hörer abnehmen, meldet sich ein Mann, der sich nicht zu erkennen geben will, aber vorgibt, ein Freund Annas zu sein und ihr helfen zu wollen.

Im privaten Mikrokosmos eines Ehepaars

Was ist hier nur los? Das ist eine Frage, die sich nicht nur Anna stellt. Da man selbst genauso wenig wie die Protagonistin weiß, was im Gange ist, kann man auf diese Weise nachempfinden, wie Anna zumute ist. In der darauffolgenden Stunde durchforstet man die Wohnung des Ehepaars nach Hinweisen, um die Ursache für das Verschwinden Lennards zu finden.

Auf Regalen und Tischen, in Schränken, Kisten und Schubladen gibt es eine ganze Menge zu entdecken. Wie bei dem Indie-Spiel "Gone Home" fühlt man sich zuweilen, als wäre man in den privaten Mikrokosmos fremder Menschen eingedrungen. Dieser Effekt wird dadurch etwas abgemildert, dass man Anna von Gegenständen erzählen hört, wenn man diese berührt oder in die Hand nimmt. So erfährt man zugleich, welche Bedeutung sie diesen Gegenständen zumisst.

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Während man die Wohnung durchsucht, setzt sich im Kopf allmählich ein Bild dieser Beziehung zusammen. Dabei zeigt sich, dass zwischen Anna und Lennard längst nicht alles so perfekt ist, wie es die lebensfrohen Gemälden Annas und die zahlreichen Fotoporträts des Paares vorgeben. Risse werden manifest und dahinter tun sich Abgründe auf, die das Gefüge der Realität erschüttern.

Nichts ist so, wie es zu sein scheint

Einerseits gehen merkwürdige Dinge in der Wohnung vor sich, andererseits tauchen in der Geschichte mehr und mehr Widersprüche auf, die alles in Zweifel ziehen lassen: Zeit, Raum, Identität und die Wirklichkeit selbst. Während dieses schleichenden Vorgangs, kann man Anna und sich selbst gleichsam bei dem angestrengten Versuch beobachten, eine Theorie dessen zu entwickeln, was vorgefallen ist.

Als diese Suche nach Sinn ins Leere läuft, gerät alles ins Taumeln. Schade bloß, dass es am Ende doch eine und dazu noch so verquere Auflösung zu geben scheint. Aber vielleicht ist auch diese wieder nur eine Täuschung? Elena ist um einen einzigen Gedanken herum aufgebaut: dass nichts so, wie es zu sein scheint. Welches Medium wäre besser dazu geeignet, diesen Gedanken zu verdeutlichen, als die virtuelle Realität?

Elena kann man derzeit für 7,19 Euro auf Steam erwerben und entweder mit HTC Vive, Oculus Rift oder auf einem gewöhnlichen Monitor spielen. Das deutsche Entwicklerteam namens "Catch a Cat" wurde bei der Umsetzung von der Stuttgarter Hochschule für Medien unterstützt, die in Form des "LabOne48" zugleich als Publisher auftritt. Mehr Information zum Spiel und zu LabOne48 gibt es hier.

| Featured Image: Catch a Cat / LabOne48