Hand Physics Lab Test: Handtracking-Innovation in Reinform

Hand Physics Lab Test: Handtracking-Innovation in Reinform

Hand Physics Lab ist mehr als ein Spiel: Es ist Interaktionsforschung am lebenden Objekt. Wie weit kann man aktuelle Handtracking-Technik treiben und welche neuen Formen der Interaktion ermöglicht sie? Diesen Fragen geht die einzigartige und faszinierende VR-App nach.

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Schon kurz nachdem Facebook Ende 2019 optisches Handtracking für Oculus Quest veröffentlichte, beginnt der Schweizer Dennys Kuhnert, mit der Technologie zu experimentieren. Auf Twitter und Reddit präsentiert er regelmäßig verblüffende Techdemos, die Handtracking und Physiksimulation verbinden.

Im Frühjahr 2020 bringt er seine gesammelten Handtracking-Werke unter dem Namen Hand Physics Labs auf Sidequest heraus. Nach dem Erscheinen der Early-Access-Version feilt er weiter an der App und erweitert mit Updates schrittweise die Interaktionsmöglichkeiten.

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Im April 2021 schafft es Hand Physics Lab in einer runderneuerten Version in den streng kuratierten Quest Store. Was bietet die App und für wen lohnt sich der Kauf? Diese Fragen will ich in meinem Test klären.

Handtracking trifft auf Physiksimulation

Hand Physics Lab bietet zwei Spielmodi: Eine Kampagne, in der man nacheinander 85 kurzweilige Handtracking-Aufgaben löst und einen Sandbox-Modus. In letzterem kann man nach Lust und Laune mit den in der Kampagne freigeschalteten Handinteraktionen experimentieren.

Der Name der App ist Programm: Hand Physics Lab ist ein Sammelsurium spannender Handtracking-Experimente, die die Möglichkeiten der neuen Interaktionsform nach allen Seiten ausloten.

Was die App besonders macht, ist der Einbezug physikalischer Gesetze, allen voran der Schwerkraft. In einer der ersten Aufgaben muss man unterschiedlich große Würfel mit den Händen an ihren Bestimmungsort bewegen. Kleine Würfel kann man in die Hand nehmen, während große Würfel aufgrund ihres Gewichts nur mit beiden Händen geschoben werden können.

Die Physiksimulation trickst das Hirn aus und lässt die Interaktion unheimlich echt wirken. Man hat das Gefühl, das virtuelle Objekt verfüge tatsächlich über Trägheit.

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Das VR-Spiel Boneworks machte es vor. Hand Physics Lab setzt es mithilfe von Handtracking um: Virtuelle Objekte und der eigene Körper reagieren physikalisch korrekt auf Interaktionen. | Bild: Holonautic

Eine Handtracking-Wundertüte

Es sind solche Aha-Momente und die schiere Fülle an Handinteraktionen und Mechaniken, die Hand Physics Lab zu einer faszinierenden und einzigartigen VR-Erfahrung und regelrechten Handtracking-Wundertüte machen.

Die ersten Aufgaben sind simpel: Drücke einen Knopf, greife Objekte, male mit den Fingern. Später werden die Aufgaben komplexer, ausgefallener. Manche fordern die eigene Geschicklichkeit, andere das Denken heraus und oft besteht die Aufgabe darin, überhaupt erst herauszufinden, was man machen muss. Der Trailer (siehe oben) veranschaulicht die immense Vielfalt von Hand Physics Lab.

Die meisten Aufgaben lassen sich in wenigen Sekunden lösen. Die Kürze und Einfachheit der Aufgaben machen den Reiz des Spiels aus und entfalten eine Sogwirkung: Man will noch eine Aufgabe lösen und noch eine und noch eine und fragt sich stets, was einem das Spiel als Nächstes auftischt.

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Auch das gehört zur Physiksimulation: Die Finger und Hände passen sich automatisch den Oberflächen virtueller Objekte an, auch wenn die reale Position etwas abweicht. | Bild: Holonautic

 

Quest-Handtracking: Auch hier eine Spaßbremse

Schnelligkeit beim Lösen der Aufgaben wird belohnt: Pro Aufgabe kann man bis zu drei Sterne ergattern, abhängig davon, wie schnell man sie absolviert hat. Die Kampagne lässt sich in ein bis zwei Stunden durchspielen. Wer alle Sterne holen will, dürfte zwei- bis dreimal so lange mit Hand Physics Lab beschäftigt sein - und stellenweise viel Frust erleben.

Schnelligkeit erfordert Geschicklichkeit und das heißt in diesem Falle: Eine gute Kenntnis der technischen Schwächen des Quest-Handtrackings zu haben und das Wissen, diese möglichst geschickt zu umgehen. Das unausgereifte Tracking der autarken VR-Brille setzt Handtracking-Apps Grenzen und das gilt auch für Hand Physics Lab.

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Die App weiß um diese Grenzen und nutzt sie gekonnt: Viele der Aufgaben sind gerade deshalb reizvoll, herausfordernd und komisch, weil das Handtracking nicht so gut funktioniert, wie es eigentlich sollte. Zum Beispiel dann, wenn man auf einer virtuellen Tastatur etwas einzutippen versucht und sich immer wieder vertippt.

Auf der anderen Seite arten die Interaktionen oft in nervöses Gefummel aus: Wer bei allen Aufgaben drei Sterne holen will, muss ein starkes Nervengerüst mitbringen. Glücklicherweise kann man jederzeit auf die Touch-Controller wechseln, sollte man wiederholt an einer besonders kniffligen Aufgabe scheitern und nicht mehr weiterkommen.

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Jenga spielen mit dem aktuellen technischen Stand optischen Handtrackings: Das ist eine Herausforderung für sich. | Bild: Holonautic

Fazit: Eine aufregende Interaktionswerkstatt

Hand Physics Lab lässt sich schwer auf einen Begriff bringen. Ist es ein Spiel, eine Techdemo, ein Experiment? Es besitzt zweifellos spielerische Elemente und Mechaniken, doch Entwickler Dennys Kuhnert hat kein Interesse daran, diese auszufeilen. Was den studierten Neuroingenieur und VR-Entwickler antreibt, ist die Neugier.

Mit gutem Recht: Handtracking ist neu und steckt tief in der Experimentierphase. Sollte man nicht erst ausprobieren, was alles möglich ist, bevor man sich auf eine Richtung festlegt? Hand Physics Lab springt im Minutentakt von einer aufregenden neuen Idee zur anderen und in dieser Fülle und Kreativität seiner Experimente, in dieser Verspieltheit besteht sein Reiz.

Wer es spielt, erlebt die Anfänge einer neuen Interaktionsform und merkt, dass sich das Forschungsobjekt des Labors nicht auf Handtracking beschränkt. In den verrücktesten Experimenten wird das Selbstverständnis der eigenen Hände und die Art und Weise hinterfragt, wie man mit der Welt interagiert. Das fühlt sich ein wenig an, als sei man selbst Teil eines wissenschaftlichen Experiments. Von wie vielen Spielen kann man so etwas behaupten?

Wer etwas Neues ausprobieren oder den aktuellen Benchmark in Sachen Handtracking erleben möchte, wird viel Freude an Hand Physics Lab haben. Wer hingegen ein klassisches Spiel mit einer zentralen ausgefeilten Mechanik erwartet, sollte sich den Kauf zweimal überlegen. Hand Physics Lab macht großen Spaß, ist aber eher clevere und methodische Spielerei als ein echtes Spiel.

 

Hand Physics Lab wird euch gefallen, wenn ihr ...

  • Handtracking-Experimente mögt,
  • aufgeschlossen seid gegenüber neuen Interaktionsformen und
  • wenig Zeit zum Zocken habt.

Hand Physics Lab wird euch nicht gefallen, wenn ihr ...

  • das Quest-Handtracking für unausgereift haltet,
  • komplexe Spielmechaniken oder Rätsel erwartet und
  • und klassische Spiele bevorzugt.

Hand Physics Lab könnt ihr hier kaufen:

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Oculus Quest, Oculus Quest 2 Quest Store 9,99 Euro

Weiterlesen über Oculus Quest 2:

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