Chess Club im Test: Das VR-Spiel der Könige

Chess Club im Test: Das VR-Spiel der Könige

VR kann viel mehr als First Person-Shooter und Zombies. Wie wärs mit Schach im Stil von Battle Chess?

Das „königliche Spiel“ ist nicht nur uralt – es ist bis heute eines der beliebtesten Brettspiele überhaupt. Es erfordert die Fähigkeit, die Züge des Gegenspielers vorauszusehen und gleichzeitig selbst eine Strategie zu entwerfen, die im besten Fall erst vom Gegenüber bemerkt wird, wenn es zu spät oder nur noch schwer zu kontern ist.

Neben der physischen Brettform gibt es jede Menge Computerprogramme rund um Schach, sowohl Spiele als auch Lernsoftware. 1988 machte sich das Entwicklerstudio Interplay (Fallout, Baldur’s Gate) an eine berühmte Schachversion: Battle Chess. Der Clou: Animationen zeigen kleine Gefechte, wenn eine Figur die andere schlägt.

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33 Jahre später gibt es VR-Brillen (Vergleich) und Entwicklerstudio Odders Lab, das bereits das VR-Fitnessspiel OhShape herausgebracht hat, wechselt kurzerhand von physischer zu geistiger Fitness: Chess Club für Oculus Quest (2) (Test) soll das Spiel der Könige sowohl in der normalen Version in VR bringen, als auch in animierter Form. Der Krieg wird auf dem virtuellen Schachbrett gewonnen – aber kann der VR-Schachclub überzeugen?

Chess Club Review in aller Kürze

Chess Club ist für euch geeignet, wenn …

  • ihr Schach in hübschen virtuellen Umgebungen spielen wollt,
  • schachbegeisterte Freunde mit einer Quest (2) habt,
  • Battle Chess vermisst habt und tolle Kampfanimationen liebt,
  • die Abwechslung durch feine, animierte Table-Top-Figuren feiert oder
  • einfach mal zwischendurch eine Runde virtuelles Schach spielen wollt.

Chess Club ist nicht für euch geeignet, wenn …

  • ihr Top Schach-KIs erwartet,
  • ein Schachspiel mit ausgefeiltem Matchmaking erwartet und
  • im Multiplayer partout ohne Mikrofoneinsatz oder die Geräusche der Anderen spielen wollt.

Gutes altes Schach

In einem gepflegten alten Herrenhaus sitze ich auf antikem Mobiliar und habe ein ganz normales Schachspiel vor mir. Je nach Einstellung spiele ich gegen unterschiedlich gute KIs (die manchmal dämliche Fehler machen), wahlweise duelliere ich mich auch mit einem menschlichen Mitspieler. Von meinem Kontrahenten sehe ich aber nur die geisterhaften Hände, Avatare oder virtuelle Köpfe gibt es nicht.

Chess Club unterstützt Touch-Controller und Handtracking. Letzteres funktioniert erstaunlich gut. Das liegt auch daran, dass sich das Spielbrett nah genug an den Kameras der Quest befindet und Figuren und Felder groß genug sind, um die hardwarebedingten Unzulänglichkeiten des Handtrackings auf der Quest (2) auszugleichen.

Auch die Bedienung mit Controllern ist simpel: Ich führe Hand oder Zeigefinger zur gewünschten Figur, ziehe den Trigger und kann dann eine Geisterversion der Figur mit den Füßen voran auf das gewünschte Feld ziehen. Das funktioniert tadellos.

Round One: Fight!

Viel interessanter finde ich das Stonehenge-Szenario, das mich innerhalb eines Ritualplatzes an ein ganz besonderes Schachbrett setzt. Die Figuren sind fein und Fantasy-mäßig modelliert und animiert. Wie bei einem Table-Top ziehe ich den Topfhelm bewehrten Bauern – nur dass er dann selbst die Felder zum Ziel entlang stapft. Jede Figur hat eigene Animationen und Sounds, was dem Spiel Abwechslung verleiht.

Läufer schlägt Pferd in der VR-Fantasy-Variante von Chess Club

Wenn in Chess Club in VR eine Figur die andere schlägt, geben sich die Figuren gegenseitig auf die Zwölf. | Bild: Odders Lab

Richtig gut wird es, wenn sich die Figuren prügeln. Viele verschiedene Kampfanimationen, die in Virtual Reality einfach nur großartig aussehen, sorgen für Spaß: Bauern hauen sich den Kampfhammer um die Ohren, die Dame würgt den Läufer mit der Macht und der König tritt das Pferd mit dem Panzerstiefel weg. Da macht das Zuschauen Spaß.

Perfekt ist es aber (noch) nicht: Die Figuren sind recht langsam und einige bewegen sich etwas hölzern. Außerdem werden nicht immer richtige Todesanimationen abgespielt: Haut der Läufer einem Bauern in die Hacken, motzt der bloß und verschwindet einfach – das ist unbefriedigend. Ich will meine Kontrahenten schließlich fallen und nicht müde abdampfen sehen.

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Grundlegende Fehler

Leider gibt es derzeit keine allgemeinen Einstellungen. Die Lobby ist zwar wie ein Treppen-Gemälde von M. C. Escher klasse gestaltet und ich kann Optionen für Länge, Schwierigkeit (bei KI-Gegnern) und Art der Spiele auswählen, aber weder Lautstärke noch Mikrofon-Einsatz festlegen.

Insbesondere die Mikrofon-Frage nervt: In der Lobby ist es aus, im Spiel automatisch an. Mein virtuelles Gegenüber kann mich also immer hören – ob ich will oder nicht. Ich will übrigens längst nicht immer – und ich will mein Gegenüber muten können, wenn der Knilch mit seiner Mutter lautstark diskutiert, ob er jetzt essen kommt oder nicht.

Virtuelle Hand bewegt Figur in der Lobby des VR-Spiels Chess Club

Die Lobby sieht super aus und ist voll interaktiv, es fehlen aber allgemeine Einstellungsoptionen. | Bild: Odders Lab

Auch beim Matchmaking hat Odders Lab Nachholbedarf. Ich kann zwar Präferenzen für das Multiplayerspiel einstellen, aber nur, was ich bevorzuge – etwa ob ich Blitzschach spielen will, eher klassisch und so weiter. Darüber hinaus bleibt mir nur, andere Spieler einzeln einzuladen oder auf Einladung zu warten – eine automatische Matchmaking-Queue gibt es nicht. Da kann es schon mal 20 Minuten dauern, bis ein Spiel zustande kommt, in dem mich dann irgendein Depp „Motherf***er“ nennt, weil er nicht auf seine Dame aufgepasst hat.

Chess Club Test-Fazit: Tolles Spiel mit Nachholbedarf bei grundlegenden Features

Ich bin absoluter Fan von Table-Top-VR und deshalb finde ich insbesondere die Fantasy-Fight-Variante grandios. Die Figuren sind detailliert und toll anzuschauen, das „lebendige“ Spielbrett wertet das an sich nicht zu verbessernde Spielprinzip visuell herrlich auf. Chapeaux, Odders Lab – well done!

Aber: Im Moment kann ich nur das Spiel gegen die KI oder Freunde empfehlen. Ohne eine Matchmaking-Queue dauert es manchmal lange, bis ich einen Gegner finde. Und dann sind wir gezwungen, einander zuzuhören. Ich will aber bitte schön selbst entscheiden, ob ich mein Mikrofon nutze oder dem Gekeuche und Gefluche meines Kontrahenten aus Übersee zuhören will.

Allgemeine Einstellungen, auch zu Komfort oder Sound, sind eigentlich guter VR-Standard. Odders Lab sollte hier unbedingt nachbessern. Auf hohem Niveau meckern will ich am Ende auch noch: Ich wünsche mir noch mehr, feinere und zügigere Bewegungsanimationen sowie vielfältigere Todeskämpfe.

Davon abgesehen: Danke für ein tolles VR-Schach-Spiel mit dem gewissen Etwas. Die 15 Euro sind bestens angelegt.

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Alle Informationen zur Meta Quest 2 findet ihr in im verlinkten Test.