Autonom fahrender Traktor pflügt Felder und entlastet Landwirte
John Deere stellt einen autonom fahrenden Traktor vor, der Bauern künftig Arbeit abnehmen soll. Was kann der Robo-Trecker?
John Deere gründete das gleichnamige Landtechnik-Unternehmen vor beinahe zweihundert Jahren. Kaum jemand hätte damals an einen Traktor gedacht, der selbstständig und ohne menschliches Eingreifen die Felder pflügt. Doch genau so einen autonomen Robo-Trecker stellte das Unternehmen auf der diesjährigen Elektronikfachmesse CES in Las Vegas vor.
John Deere pflügt fahrerlos über das Feld
Der autonom fahrende Traktor soll ohne Aufsichtsperson hinter dem Lenkrad oder am Feld auskommen. Sämtliche Arbeiten führt der Trecker, der kaum von einem herkömmlichen Modell zu unterscheiden ist, selbstständig durch. Landwirte können das Geschehen per App aus der Ferne beobachten.
___STEADY_PAYWALL___„Dies ist keine Demo. Es ist keine Konzeptmaschine. Es ist etwas, das wir seit Jahren mit Landwirten auf dem Feld haben und im Herbst in Produktion bringen werden", erklärte Deanna Kovar, Vizepräsidentin für Produktion und Präzisionsagrarproduktionssysteme bei John Deere, gegenüber dem Tech-Magazin The Verge.
Automation in der Landwirtschaft nichts Neues
Tatsächlich kommt autonomes Fahren in der Landwirtschaft schneller voran als auf den Straßen. Im Schatten der Robo-Autos großer Tech-Konzerne wie Apple, Baidu oder Google entwickelt sich die Technologie abseits der großen Städte prächtig.
Der Ackerbau ist für Menschen zwar ein anstrengendes und kompliziertes Verfahren. Bricht man es auf das reine Fahren herunter, ist die Aufgabe für ein KI-System doch eher simpel. Es gibt keinen Gegenverkehr, keine Kreuzungen, keine Fußgänger oder Fahrräder, die das System in die Entscheidungsfindung miteinbinden muss. Das Feld ist klar bemessen und die Routen bleiben stets gleich.
John Deere vertreibt seit fast zwanzig Jahren automatische Lenksysteme, die Trecker per GPS über den Acker führen. Nach einer einmaligen Kartierung des Feldes berechnet die Software die Route und steuert den Traktor. Fahrer:innen greifen nur noch korrigierend ein. Laut Kovar baut das neue autonome Fahrsystem auf dieser Technologie auf.
Tele-Operatoren greifen dem KI-System unter die Arme
Das autonome Fahrsystem von John Deere besteht aus sechs Stereo-Kamerapaaren, die eine 360-Grad-Sicht um das Fahrzeug herum ermöglichen. Ein KI-System analysiert die erfassten Bewegungsdaten und erkennt mögliche Hindernisse.
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Laut Kovar müssen die Landwirte den Traktor lediglich zum Feld bringen und einstellen. Danach können sie die Kabine verlassen, auf das Smartphone tippen und gehen. Nehmen die Algorithmen unerwartete Hindernisse wahr, wird das Kamerabild automatisch an einen menschlichen Tele-Operator übermittelt. Danach soll umgehend manuell überprüft werden, ob es sich um einen Fehlalarm oder ein tatsächliches Hindernis handelt.
John Deere: Wir bremsen nicht für Vögel
Bei einem echten Hindernis wird der Landwirt umgehend über die Smartphone-App informiert. Aufgrund der Bilder entscheidet er selbst, ob das Objekt umfahren werden soll oder ob es nötig ist, persönlich nach dem Rechten zu schauen.
Landwirte sollen aber nicht ständig alarmiert werden, da ein Teil des Wertes der Autonomie darin liege, sich auf andere Aufgaben konzentrieren zu können. "Wir haben den Algorithmus so trainiert, dass er weiß, dass es sich um fliegende Vögel handelt und man nicht wegen Vögeln anhalten muss. Aber wenn etwa ein Hund auf dem Feld ist, dann halten wir an", sagt Kovar.
Aktuell bereiten John Deeres autonome Traktoren den Boden auf die Kultivierung vor. Sie wenden die Erde, entfernen Ernterückstände oder pflügen sie wieder in das Feld ein, um ihm Nährstoffe zuzuführen. Das System soll außerdem überwachen, ob Wartungs- oder Reparaturarbeiten an den Landmaschinen fällig sind.
Die Zukunft der Landwirtschaft liegt in der Autonomie
John Deere will sein autonomes Fahrsystem als Nachrüstsatz für seine aktuellen Traktor-Modelle anbieten. Preise sind noch nicht bekannt. Laut Kovar sehe das Unternehmen die Zukunft der Landwirtschaft in der Automatisierung und will künftig den gesamten Produktionszyklus autonom gestalten.
Neben dem US-Unternehmen versuchen sich auch andere Hersteller an der Zukunft des Ackerbaus. XAG präsentierte erst kürzlich autonome Drohnen für die Cyber-Landwirtschaft und einen autonom fahrenden Mini-Traktor. Im Nordwesten Chinas errichtete das Unternehmen die „Super Cotton Farm“ und stattete zwei Landwirte mit smarter Technologie aus. Laut XAG konnten die Kosten im Vergleich zu traditioneller Landwirtschaft um 60 Prozent gesenkt und der Einsatz von Pestiziden um 36 Prozent gemindert werden.
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