Augmented Reality: Kollektiv kapert Kunstausstellung in Guerilla-Aktion

Augmented Reality: Kollektiv kapert Kunstausstellung in Guerilla-Aktion

Ein Künstlerkollektiv programmierte eine Augmented-Reality-App, die Werke von Jackson Pollock im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) um digitale Elemente erweitert. Damit wollen sie die aus ihrer Sicht Inanspruchnahme öffentlicher Räume durch die Elite in Frage stellen.

Vergangenen Freitag betrat das Kollektiv das gut besuchte Kunstmuseum und begab sich in einen Raum, in dem Werke von Jackson Pollock hängen. Dort hielten die Aktivisten ihre Smartphones gegen die "Action Paintings" des Malers und betrachteten die durch eine zusätzliche digitale Schicht erweiterten Kunstwerke.

Die dazugehörige AR-App kann man im Google Play Store herunterladen. Da die iOS-Version noch nicht erschienen war, brachte das Kollektiv eine Reihe Smartphones mit vorinstallierter App und einen Laptop mit, über den das Programm direkt auf Smartphones der Besucher geladen werden konnte. So konnte andere Gäste des Museums die AR-modifizierten Kunstwerke betrachten (siehe Video unten).

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Für eine Demokratisierung des öffentlichen Raums

Die Kunstaktion war nicht mit dem Museum abgesprochen. Laut Motherboard sind mehrere Wachmänner des Sicherheitsdienstes aufgetaucht, als Besucher begannen, die AR-App zu nutzen, wären jedoch nicht eingeschritten, um die AR-Manipulation der Werke zu unterbinden.

Die Gruppe protestiert mit der Aktion gegen die Inanspruchnahme öffentlicher Räume durch die Elite. Diese öffne zwar Räume für die Öffentlichkeit, bestimme aber zugleich, was darin zu sehen ist. In Augmented Reality sehen die Künstler eine Möglichkeit, diese Form der Machtausübung in Frage zu stellen und zu brechen.

"Wenn Kunst der Maßstab unserer Kultur ist, dann müssen wir auch anerkennen, dass sie von einer Elite besessen, bewertet und bestimmt wird", heißt es auf der Internetseite des Kollektivs. "Unsere Idee ist, öffentliche Räume zu demokratisieren", sagt Danjan Pita, einer der Künstler, gegenüber Motherboard.

Zu diesem Zweck kann der Programmcode der App heruntergeladen und der Inhalt modifiziert werden. Ein Dokument soll Nutzern ohne Programmierkenntnisse bei der Umsetzug ihrer Ideen helfen. Das Ziel: Menschen sollen ihre eigenen Werke überall auf der Welt ausstellen können.

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Das Kollektiv hat bislang keinerlei Rückmeldung von den Betreibern des Museums erhalten. Die Aktion läuft noch bis zum 3. Mai 2018. Danach will sich die Gruppe Galerien anderer Künstler vornehmen.

Der Kampf um physische und digitale Räume

Die Aktion ist nicht die erste ihrer Art. Nachdem Snapchat im vergangenen Jahr ein Werk des US-Künstlers Jeff Koons als AR-Einblendung im New Yorker Central Park installierte, reagierte der New Yorker Aktivist Sebastian Errazuriz mit einer symbolischen Gegenaktion.

Er programmierte eine eigene AR-App, die eine mit Graffitis beschmierte Version von Koons Werk an die gleiche Stelle im Park projiziert. “Wenn Snapchat und Jeff Koons die ersten sind, die ein GPS-verortetes AR-Kunstwerk in die Welt setzen, dann sind wir die ersten, die es beschädigen, um dessen Rechtmäßigkeit in Frage zu stellen”, schrieb Errazuriz.

Der Künstler glaubt, dass sich die Grenze zwischen der realen und digitalen Welt allmählich auflösen wird und dass Augmented Reality dazu führen könnte, das ein von der Gesellschaft geteilter, öffentlicher AR-Kanal ebenso durch Unternehmen bestimmt werden könnte wie der reale öffentliche Raum. Die AR-Ebene könnte dann ebenfalls durch Marken und Werbung verschmutzt werden, die auf Manipulation und Kontrolle abzielen, glaubt der Künstler.

| Featured Image: Damjanski (Screenshot) | Source: Motherboard