Astronauten sollen in VR das Laufen auf dem Mars trainieren

Astronauten sollen in VR das Laufen auf dem Mars trainieren

Damit Astronauten nach einer erfolgreichen Marslandung nicht durch die Gegend stolpern, sollen sie ihr Gehirn mit der VR-Brille auf den Wechsel zwischen Fortbewegung mit und ohne Gravitation vorbereiten.

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Wenn Astronauten nach einem Ausflug ins All auf die Erde zurückkehren, müssen sie das Laufen erst wieder lernen. Das liegt am sogenannten Otter-Effekt ("Otolith tilt translation reinterpretation"): Auf der Erde nimmt das Innenohr Neigung und lineare Bewegung in alle Richtungen wahr, beispielsweise in einem Auto, das von Punkt A nach Punkt B fährt.

Im All fällt die Neigung weg: Hebt oder senkt man den Kopf, ist das mangels Gravitation fürs Innenohr nicht mehr wahrnehmbar.

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Wenn ein Astronaut auf die Erde zurückkehrt, ist der Neigungsreiz zwar wieder vorhanden, das Gehirn aber noch immer rein auf lineare Bewegungswahrnehmung eingestellt.

Das Resultat: Neigt oder hebt der Astronaut seinen Kopf, fühlt sich das an wie Bewegung - vergleichbar mit einem Zoom-Effekt - obwohl er an Ort und Stelle steht.

Nach der Marslandung: Bloß nicht stolpern

Diese Fehlinterpretation hat zur Folge, dass ein Astronaut nach seiner Rückkehr auf die Erde für rund 24 Stunden nicht richtig laufen kann. Nach dieser Zeit hat sich das Gehirn wieder an die Schwerkraft gewöhnt. Auf der Erde ist das kein Problem: Astronauten werden sofort nach der Landung medizinisch betreut.

Doch was passiert, wenn ein Astronaut alleine auf dem Mars landet? Dort erwartet ihn kein Empfangskomitee. Blöd wäre es, wenn er nach der langen Reise direkt auf den Helm fällt, insbesondere wenn die Landung nicht glattgeht und das Shuttle schnell evakuiert werden muss.

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Aus diesem Grund entwickelt die Nasa-Wissenschaftlerin Marissa Rosenberg ein VR-Training: In der VR-Brille sieht der Astronaut eine simulierte Marsoberfläche, über der ein durchsichtiges Schachbrettmuster liegt. Dieses Muster ist fix mit dem Sichtfeld verknüpft und bewegt sich in Blickrichtung.

Der Astronaut fühlt sich durch die Musterbewegung fortbewegt - auch wenn er physisch stillsteht. Die Forscherin beschreibt diesen Effekt als "autokinetische Illusion": VR-Spieler kennen ihn, er kann zu Übelkeit und Schwindel führen.

An vier aufeinanderfolgenden Tagen gehen Rosenbergs Probanden etwa 20 Minuten rund 200 Schritte mit und ohne diese Desorientierung. Am Ende des Trainings sollen sie in beiden Szenarien stolperfrei laufen können. Drei Monate später soll der Trainingserfolg zwar schwächer, aber noch nachweisbar sein.

"Wir können Astronauten auf der Erde trainieren und sie profitieren davon, wenn sie zurückkehren", sagt Rosenberg. Ihre Testpersonen waren allerdings keine Astronauten. Ob die Nasa das VR-Training einsetzt, ist noch nicht beschlossen.

Quelle: Wired, Titelbild: The Void

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