Apple und Virtual Reality: Alles was man wissen muss
In den letzten Wochen und Monaten ging es hoch her rund um Apple und neue virtuelle Technologien. Wir fassen alle Fakten und Gerüchte der Reihe nach zusammen, von verdeckten Treffen bis zu geheimen Forscherteams. Am Ende bleibt nur eine Erkenntnis: Apple arbeitet mit Sicherheit an einem entsprechenden Produkt. Aber ob Hard- oder Software, VR-Brille oder Augmented-Reality-App, Sensor-Smartphone, Magic-Leap-Konkurrent oder doch eine Virtual-Reality-Kamera - das ist noch völlig unklar.
Apple verkauft ein Virtual-Reality-Starterkit im eigenen Apple Store. Es ist allerdings "nur" der View-Master von Mattel, eine VR-Brille aus Plastik, die in der gleichen Liga wie Google Cardboard spielt. Ob Apple damit strategisch austesten will, wie der Markt reagiert, oder ob es einfach nur ein Geschäft mit Mattel ist? Letzteres ist wahrscheinlich, denn Smartphone VR-Brillen für das iPhone sind keine Neuigkeit. Dennoch ist es das erste Mal, dass man direkt bei Apple ein VR-Produkt einkaufen kann.
Jeremy Bailenson, Direktor des Virtual Human Interaction Lab der Stanford Universität, berichtet, dass neuerdings Apple-Mitarbeiter das Virtual-Reality-Labor besuchen: "Apple war in den letzten 13 Jahren kein einziges Mal bei uns zu Besuch, in den letzten drei Monaten aber schon dreimal. Sie kommen und sagen kein Wort, aber wir beobachten das." Das Stanford VR-Lab arbeitet mit zahlreichen Unternehmen aus der VR-Branche zusammen, unter anderem mit Oculus VR und Facebook.
___STEADY_PAYWALL___Bei einer Telefonkonferenz äußerte sich Apple-CEO Tim Cook im Januar 2015 erstmals explizit zu VR. Ein Analyst der Investmentbank Piper Jaffray bat Cook um ein Statement, ob Virtual Reality ein Nischenprodukt wird oder das Potenzial hat, einen großen Markt zu erobern. Cook antwortete: “Ich denke nicht, dass VR eine Nische ist. Ich glaube, VR ist richtig cool und hat interessante Anwendungsszenarien.”
Redakteur Tim Bradshaw von der Finacial Times will erfahren haben, dass Apple ein "geheimes Virtual-Reality-Team mit mehreren hundert Mitarbeitern" aufbaut. Viele dieser Mitarbeiter stammen aus Unternehmenszukäufen oder wurden vom Wettbewerb abgeworben. Unter anderem arbeiten ehemalige Experten von Microsoft und des Kameraherstellers Lytro in Cupertino. Lytro stellte im vergangenen Jahr mit "Immerge" eine ambitionierte Lichtfeldkamera vor, die den Markt für VR-Inhalte und speziell Videos grundlegend revolutionierten könnte. Diese ist allerdings noch extrem hochpreisig und nur großen Filmstudios zugänglich.
Zuletzt kaufte Apple das Unternehmen Flyby Media, das sich intensiv mit Augmented-Reality-Lösungen für mobile Endgeräte befasst. Unter anderem arbeitete Flyby Media mit Google im "Project Tango" zusammen. Gemeinsam entwickelten die beiden Unternehmen Augmented-Reality-Tablets und -Smartphones, die dank zahlreicher Sensoren die Umgebung in 3D und Echtzeit erfassen können. Basierend auf diesen Daten können Entwickler "echte" Augmented-Reality-Apps programmieren, bei denen virtuelle Objekte perspektivisch korrekt in die reale Umgebung eingeblendet werden - so wie bei Microsofts Hololens. Ein entsprechendes Smartphone wollen Google und Lenovo schon diesen Sommer auf den Markt bringen. Eine Star-Wars-Demo, die mit der Tango-Technologie umgesetzt wurde, zeigt das folgende Video.
Im Januar 2016 stellte Apple den VR- und AR-Experte Doug Bowman ein. Er ist Professor für Computerwissenschaften an der Virgina Tech Universität und beschäftigt sich schon seit mehr als einer Dekade intensiv mit 3D-User-Interfaces, schrieb schon 2004 das Standardwerk “3D User Interfaces: Theory and Practice”. Bowman war außerdem in das Forschungsprojekt “Collaborative Analysis of Large-scale Mixed Reality Data” für Hololens involviert, das die Redmonder auszeichneten und mit 100.000 US-Dollar sowie zwei Hololens-Entwicklerkits belohnten.
Im November 2015 kaufte Apple das Züricher Start-Up Faceshift. Dort wurde eine Technologie entwickelt, mit der reale Gesichtsausdrücke in Echtzeit auf virtuelle Avatare übertragen werden können.
Vor Faceshift kaufte Apple auch das schwedische Unternehmen Polar Rose, das ebenfalls auf Gesichtserkennung spezialisiert ist, und PrimeSense aus Israel, die Technologie für 3D-Tracking entwickeln. Im Grunde hat Apple damit alles beisammen, was es für gute Social-VR- oder AR-Lösungen braucht: Know-How über die Bewegungserkennung, die Möglichkeit, Mimik und Gestik in Virtual Reality zu übertragen und das Wissen, wie man diese Features in einer Anwendung zusammenführt. Wertige Hardware können die Kalifornier bekanntlich selbst bauen.
Im Herbst 2015 präsentierte Apple Music ein 360-Musikvideo der Band U2. Dafür arbeitete das Unternehmen mit Chris Milk und VRSE zusammen, Spezialisten für Virtual-Reality-Filme, die zuvor schon mit Google und der New York Times gemeinsam VR-Dokumentationen produzierten.
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Im Mai letzten Jahres kaufte Apple das Münchner Unternehmen Metaio, das auf Augmented-Reality-Software spezialisiert ist. Unter anderem realisierte Metaio AR-Lösungen für IKEA und Ferrari. Auf Anfragen von Medien reagierte ein Unternehmenssprecher von Apple wie üblich: “Von Zeit zu Zeit kauft Apple kleinere Unternehmen und wir besprechen generell nicht unsere Gründe oder unsere Pläne.”
Das amerikanische Patentamt hat Apple bereits ein Patent zugestanden, das an eine VR-Brille wie Samsung Gear VR erinnert. Das Patent geht bis in den September 2008 zurück und wurde zuletzt im Dezember 2015 aktualisiert. Vorgesehen ist, dass man ein iPhone als Display benutzt, allerdings ist im neusten Patent der Brille offenbar zusätzliche Hardware verbaut; auch Gear VR hat ergänzende Sensoren und Software an Bord, die zusammen mit Oculus VR entwickelt wurden und das VR-Erlebnis grundlegend verbessern. Der View-Master oder Google Cardboard hingegen sind reine Smartphone-Halterungen mit einem Paar Linsen.
Schon im Dezember 2014 tauchten erste Jobausschreibungen auf, in denen Apple speziell nach Experten suchte, die sich mit Oculus Rift und der Bewegungssteuerung Leap Motion auskennen sowie Programmierer, die Virtual- und Augmented-Reality-Apps auf Basis der Unity und Unreal Engine programmieren können. Als die Öffentlichkeit auf die Stellenausschreibungen aufmerksam wurde, nahm Apple diese wieder von der Webseite.
Und wir können noch weiter in die Vergangenheit gehen: Bereits 1987 entwarf Apple Konzepte für eine Datenbrille, wie sie im fogenden Video zu sehen ist. Allerdings waren die damaligen Aussagen noch mit einem Augenzwinkern zu verstehen, denn der frühere Geschäftsführer John Sculley präsentierte seine Visionen für die nächsten zehn Jahren im Rahmen einer Comedy-Show. Jetzt, fast 30 Jahre später, nimmt Apple das Thema offenbar sehr ernst.
https://www.youtube.com/watch?v=ZerV5WcnBAo
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