Tea For God im Test: Der trickreichste VR-Shooter aller Zeiten?

Tea For God im Test: Der trickreichste VR-Shooter aller Zeiten?

Tea For God verwandelt selbst ein kleines reales Zimmer in riesige SciFi-Komplexe. Wie das möglich ist, erforsche ich im Test für Quest und SteamVR.

Bereits vor fünf Jahren versetzte Tea For God von Void Room VR-Fans in Erstaunen. Die Demo spielte so gekonnt mit perspektivischen Tricks auf schmalen Pfaden, dass die Spielenden auf ihren eigenen Beinen durch einen riesigen Alien-Komplex liefen - ganz ohne Stick oder andere Fortbewegungsmittel!

Ob der Kniff auch langfristig fasziniert, überprüfe ich im Test der inzwischen erschienenen Vollversion für Meta Quest, SteamVR und den Rift-Store.

Tea For God: Review in aller Kürze

Tea For God bietet die verblüffendste Fortbewegung aller VR-Spiele! Man muss es einfach erlebt haben, wie unglaublich clever dieser VR-Titel Spielende im realen Zimmer um die Ecke führt und dabei einen angenehm mystischen VR-Shooter inszeniert!

Tea For God wird euch gefallen, wenn ihr ...

  • innovative Spiel- und Erkundungsmechaniken liebt,
  • euch gerne in fremdartige Mechaniken hineinfuchst und
  • auf ein geheimnisvolles minimalistisches Artdesign steht.

Tea For God wird euch nicht gefallen, wenn ihr ...

  • einen schnell durchschaubaren Einstieg wollt,
  • einen klassischen, umfangreichen Story-Shooter erwartet und
  • euch an technisch einfach gehaltener Indie-Grafik stört.

Riesiges VR-Labyrinth im Wohnzimmer

Im Zeitalter von Indie- und Roguelite-Shootern dürfte das Grundprinzip von Tea for God kaum jemanden überraschen. Nach dem Tod der eigenen Familie begebe ich mich auf eine Rachemission, um meine göttliche Herrscherin zur Rechenschaft zu ziehen. Sie wird inmitten eines surrealen und verwinkelten Alien-Komplexes gefangen gehalten. Das Design weckt auf Anhieb Erinnerungen an Horrorfilme wie Cube.

Je nach Modus (Action mit Navigationshilfen und Speicherpunkten oder freies Erkunden prozedural generierten Welt) folge ich blinkenden Lichtern oder Symbolen auf der kryptischen Übersichtskarte. Unterwegs schieße ich auf angriffslustige Roboter, motze die Ausrüstung auf und suche den passenden Weg über schmale Brücken oder Aufzüge. Auch die Entschlüsselung kleiner Technik-Rätsel steht auf dem Programm.

Wie mich der Spielerfinder Jarosław Ciupiński hier durch die engen Gänge schickt, hat mich von Anfang an verblüfft. Obwohl mir in meinem Wohnzimmer nur eine Spielfläche von etwa zwei mal drei Metern zur Verfügung steht, habe ich das Gefühl, durch einen riesigen Komplex zu schreiten, ohne jemals an Grenzen zu stoßen.

Der Trick der sich überlappenden Korridore ist so einfach wie genial. Sogar direkt neben einem langen, geraden Gang kann sich ein zweiter Gang mit vielen engen Kurven befinden. Sobald ich in diesen hineinschreite, sehe ich nichts mehr von dem alten, geraden Flur, der eigentlich meinen Weg kreuzen müsste.

Während ich im realen Zimmer einmal im Kreis gehe, lande ich in der Spielwelt nicht wieder am Ausgangspunkt. Stattdessen stehe ich plötzlich staunend auf einem neuen, hohen Balkon und liefere mir Schusswechsel mit Robotern auf dem Turm gegenüber.

Kabellose Immersion für Quest und SteamVR

Solche erhebenden Momente in minimalistischer Kulisse wecken Erinnerungen an den Multiplayer-Shooter Tower Tag. Das surreale Design und die sphärische Musik lassen die Welt mit ihren bizarreren Tentakel-Luftschiffen noch erhabener erscheinen.

Schusswechsel in engen Gängen.

Die engen Gänge schaffen klaustrophobische Spannung. | Bild: Void Room

Obwohl ich mit eigene Augen sehe, wie mich die Navigation des VR-Spiels austrickst, stellt mein Gehirn das Resultat nicht in Frage. Schon nach wenigen Minuten flitze ich mit erstaunlicher Sicherheit durch enge Gänge, schubse lästige Roboter in die Tiefe oder gehe in die Knie, um mich durch enge Passagen zu zwängen.

Spielt am besten drahtlos am PC (SteamVR, Rift) oder mit der Quest. Das Fehlen des Kabels trägt enorm zum Freiheitsgefühl bei! Das Ergebnis ist noch intuitiver an als im gelungenen Eye of the Temple. Dort lassen mich rollende und fahrende Plattformen oft mit einem etwas wackligen Gefühl zurück.

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Langweilig wird es in Tea for God nicht: Auch in engen Gängen finden sich angriffslustige Blecheimer oder sogar coole mehrgliedrige Boss-Raupen. Die Gegner im Arcade-Stil haben zwar kaum clevere Angriffsstrategien zu bieten, trotzdem gestaltet sich der Großteil der Schusswechsel unterhaltsam. Zudem lädt die Umgebung zum Experimentieren ein. Wie kann ich die knisternden Blitze austricksen? Lassen sich die putzigen, an den Wänden entlang huschenden Robo-Spinnen vielleicht zum eigenen Vorteil ausnutzen?

Solche Fragen machen die Erkundung spannend, können Anfänger aber zunächst überfordern. Sie müssen sich ohnehin erst einmal mit ihren verschiedenen Energiesystemen und anderer fremdartiger Technik auseinandersetzen. Tastet euch am besten zunächst mit dem geführten Action-Modus an die Spielregeln heran.

Viel Feintuning nach eigenen Vorlieben

Wer möchte, kann übrigens eine Vielzahl von Optionen konfigurieren, um ein Erlebnis nach eigenen Vorlieben zu kreieren. Dazu gehören auf Wunsch das freie Erkunden ohne Action, die exakte Kalibrierung der Spielfläche im Raum oder eine alternative Steuerung per Controller. Die kleinste vom Spiel akzeptierte Raumgröße beträgt 1,80 m x 1,20 m (6 Fuß x 4 Fuß) bzw. 90 cm x 60 cm (3 Fuß x 2 Fuß) im horizontalen Modus.

Blick auf ein Terminal.

Nicht alle Systeme erschließen sich auf Anhieb. | Bild: Void Room

Neben den Einstellungen für die haptischen Westen von bHaptics und Owo finden sich auch einige Komfort-Optionen, z.B. für die optionale Vignette. Mit der standardmäßigen Fortbewegung auf den eigenen Beinen bleibt das Spiel ohnehin nahezu frei von Übelkeit. Kleine Ausnahmen sind schnelle Ausflüge auf beweglichen Plattformen oder Luftschiffen. Auf letzteren hacke ich mich schon mal in ein großes Geschütz, um Gegner mit Kopfbewegung ins Visier zu nehmen.

Für Abwechslung sorgen auch die in den Levels verstreuten Upgrade-Stationen. Dazu gehören Feinheiten wie panzerbrechende Projektile, Schilde, das Aufladen von Lebensenergie durch Faustschläge oder das Zusammenführen zweier Energiesysteme in meinem eigenen "Reaktor". Auch bizarre pilzförmige Schilde oder Granaten sind dabei.

Zwei zusätzliche Hüfttaschen bieten Platz für weitere Waffen und Gadgets aus der Umgebung und von Gegnern. Wenn ich am Rande eines Förderbandes von Widersachern überrannt werde, kann ich also gezielt Elektroblitze auf nahegelegene Kriechroboter abfeuern. Zwischendurch blase ich mit der Distanzwaffe weit entfernten humanoiden Robotern den Kopf weg, damit sie erst einmal orientierungs- und harmlos umherirren.

Fazit: Faszinierend kreatives VR-Shooter-Design

Tea for God ist eines der faszinierendsten VR-Konzepte, die ich je erlebt habe! Schon nach wenigen Minuten hatte ich die ungewohnte Navigation durch überlappende Räume so gut verinnerlicht, dass ich mit meinen eigenen Beinen in Windeseile durch einen riesigen Komplex voller verwinkelter Metallgänge lief. Dank der ständigen Bewegung ist die Immersion noch überzeugender als im gelungenen Eye of the Temple mit seinen Balanceakten.

Meinen Nachbarn dürfe sich ein bizarres Bild bieten, wenn ich wie ein neurotisches Raubtier im Zoo durchs Wohnzimmer tigere. Doch in der Spielwelt ist die Illusion perfekt und ermöglicht einen kleinen, aber einzigartigen VR-Shooter in angenehm surrealer Kulisse. Grafische Unterschiede zwischen den Plattformen gibt es aufgrund der minimalistischen Ausrichtung kaum.

Tea for God ist für SteamVR, Rift und Quest erhältlich, zum Preis von rund 20 Euro. Die Quest-Version im App-Lab-Store unterstützt auch die Quest 1. Achtet darauf, dass ihr jeweils die Vollversion erwischt. Alternativ gibt es in den genannten Stores und auf itch.io auch frühere kostenlose (Demo)-Fassungen.