Der Google-Glass-Flop und was man daraus lernen kann

Der Google-Glass-Flop und was man daraus lernen kann

Google Glass scheiterte spektakulär. Der Journalist Quinn Myers schrieb ein Buch darüber und nennt Lehren, die man daraus ziehen kann.

Zehn Jahre nach der Enthüllung von Google Glass ist der Traum von Augmented Reality noch immer lebendig. Zumindest in den Köpfen von Silicon-Valley-Größen wie Mark Zuckerberg und Tim Cook.

Google, Meta, Apple: Diese und andere Konzerne arbeiten weiterhin an smarten Brillen, die die Gesellschaft und Welt verändern sollen. Der Aufstieg und Fall von Google Glass liefert wichtige Lektionen in dieser Hinsicht, eine Blaupause dafür, wie man es nicht machen sollte. Die Frage ist, ob die Techriesen diese Lehren beherzigen.

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Der Journalist Quinn Myers hat sich eingehend mit der Geschichte von Googles Datenbrille befasst und ein Buch über das legendäre Produkt verfasst, das noch in der Betaphase gestoppt und später als Enterprise Edition wiederbelebt wurde. Der Herausgeber des XR-Newsletters Virtual Vector Mathew Olson hat sich mit ihm unterhalten.

Google Glass: Große Versprechen, elitäre Aura

Laut Myers gibt es reichlich Gemeinsamkeiten zwischen der Google-Glass-Ära (2012-2015) und heute.

"Es gibt eine Reihe von Parallelen, bis zu den Phrasen, die Mark Zuckerberg verwendet, wenn er über Meta spricht, die ähnlich klingen wie das, was Google über Glass gesagt hat. Sie verfolgen auf ähnliche Weise dasselbe Ziel. Die Leute sagen: 'Ich weiß nicht, ob ich das nutzen will', aber sie bestehen darauf, dass dies die Zukunft ist."

Eine Lehre, die Konzerne wie Google und Amazon gezogen hätten, betreffe das Marketing, das "ein wenig subtiler" geworden wäre. Man erinnere sich: Google wollte mit Glass das Smartphone ersetzen und warb mit einem berühmt-berüchtigten Video, das eher eine mögliche Zukunft illustrierte als ein Produkt, das tatsächlich existierte. Dadurch musste die Datenbrille später zwangsläufig enttäuschen.

Smarte Lautsprecher hätten wie Google Glass negative Presse in puncto Privatsphäre erhalten, aber wurden von Verbrauchern dennoch angenommen, wobei das Marketing eine wichtige Rolle spielte. Google und Amazon warben nicht mit Berühmtheiten und Laufstegmodels, was Google Glass eine elitäre Aura und ein Image verlieh, das später dazu beitrug, dass Träger:innen als "Glassholes" beschimpft und aus Lokalen geworfen wurden.

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Braucht Augmented Reality die Brille?

Eine weitere wichtige Lehre sei, einen konkreten Nutzen in den Vordergrund zu stellen, anstatt von einem Allzweckgerät oder einem Smartphone-Ersatz zu sprechen. Google testet derzeit wieder eine Datenbrille in der Öffentlichkeit und betonte bei der Vorstellung des Projekts deren Funktionalität: Sie übersetzt in Echtzeit gesprochene oder geschriebene Sprache.

Myers findet, dass in puncto Privatsphäre eine Veränderung eingetreten sei im Vergleich zu Google-Glass-Ära: In Zeiten von TikTok würden öffentliche Plätze häufiger gefilmt als vor zehn Jahren. In Gegenwart der Glass-Träger:innen, so erinnert sich Myers, hätten sich die Menschen "angespannt" gefühlt. Allerdings sei dieses Gefühl auch heute noch nicht ganz überwunden. "Es scheint, als würde das der Fall bleiben, solange man nicht das Gefühl hat, dass alle alles immerzu aufnehmen, dass dies einfach eine neue Normalität ist", meint Myers im Virtual-Vector-Newsletter.

Setzt Augmented Reality wirklich eine Brille voraus und ist der Nutzen eingeblendeter Informationen wirklich so groß? Myers zweifelt daran.

"Das ist etwas, worüber ich viel nachdenke: Muss die Brille das Vehikel für AR sein? Oder könnte es eher so sein, wie wenn man eine Wegbeschreibung auf der Windschutzscheibe seines Autos hat, oder andere Formen, die man nicht tragen muss, die aber trotzdem in unser tägliches Leben integriert sind?"

Myers Buch mit dem Titel "Google Glass" könnte ihr bei Instar Books in physischer oder digitaler Form erwerben.

Quellen: Virtual Vector