Nope Challenge auf Quest 3: Ich habe mich Riesenspinnen, Killer Clowns & Höhen in VR gestellt
Nope Challenge für Meta Quest will euch mit über 40 Phobien konfrontieren. Ein Mix aus Unterhaltung und Therapie? Ich habe genauer hingeschaut.
Nope Challenge ist eine Mischung aus VR-Spiel und Konfrontationstherapie, bei der ihr verschiedenen angstauslösenden Situationen und Objekten gegenübergestellt werdet. Das Konzept basiert auf der Idee, dass die Auseinandersetzung mit Ängsten in einer kontrollierten virtuellen Umgebung helfen kann, diese zu bewältigen oder zumindest besser zu verstehen. Wie furchteinflößend Nope Challenge ist und ob die Gratwanderung zwischen Unterhaltung und Phobienbekämpfung funktioniert, habe ich für euch ausprobiert.
Inhalt
Das ist Nope Challenge
Das Spiel bietet neun verschiedene Herausforderungen, die jeweils in drei Intensitätsstufen unterteilt sind. Diese reichen von leicht bis extrem und decken ein breites Spektrum an Phobien ab. Ich kann mich dabei mit Höhenangst, Spinnenphobie oder der Furcht vor Clowns auseinandersetzen – manchmal sogar mit Kombinationen daraus.
Ein zentrales Element des Spiels ist der sogenannte „Nope-Knopf“. Dieser befindet sich an meinem virtuellen Handgelenk. Tippe ich darauf, kann ich mich jederzeit aus einer als zu belastend empfundenen Situation zurückzuziehen und lande in einer beruhigenden Strand-Umgebung. Hier erwartet mich keine Gefahr, nur Ruhe, Sonne, Meer und Strand.
Eine sehr sinnvolle Funktion, durch die ich meine Grenzen selbst bestimmen kann. Nur blöd, dass ich in der Hektik des Geschehens nicht ein einziges Mal an den Nope-Button gedacht habe.
Höhenluft schnuppern zwischen Riesenspinnen und Killer Clowns
Da ich euch nicht zu sehr spoilern will, werde ich im Folgenden nur zwei der insgesamt neun Herausforderungen beschreiben. Ich beginne in einem tristen Büroraum, in dem mir eine Stimme aus dem Off, die mich im Lauf des Spiels stets mit teils sehr witzigen Kommentaren begleiten wird, in die grundlegenden Spielmechaniken einführt.
Danach bekomme ich eine gestresst kreischende Banane an die Hand und muss schon meine erste inoffizielle Challenge ausführen: Ich soll die bibbernde Südfrucht durch einen dunklen Korridor geleiten, an deren Ende mich eine lange Leiter erwartet. Während ich mich durch das Dunkel schleiche, rechne ich angespannt jeden Moment mit einem Jumpscare.
Das Spiel hat jedoch Nachsicht mit mir und am Ende lande ich schließlich im Safe-Spot, einer kleinen karibischen Oase, an die es mich sofort zurückschlägt, wenn ich während der Herausforderungen den Nope-Button an meinem Handgelenk drücke. Hier darf ich auch beliebig aus einer von neun Challenges auswählen.
Klettern in luftiger Höhe
Meine ganz große Schwachstelle sind Spinnen. Die meist eigentlich harmlosen Krabbeltierchen versetzen mich in eine völlig irrationale Panik, die sich im Laufe meines Lebens kaum gebessert hat. Clowns hingegen finde ich zwar in Horror-Filmen wie „Es“ spannend, als wirklich Furcht einflößend empfinde ich sie jedoch nicht. Höhen können in der Realität eine echte Herausforderung darstellen, in VR kann ich sie aber ganz gut ab, also entscheide ich mich zum Einstieg erstmal für eine Klettertour.
In der geringsten Intensität fahre ich zunächst mit dem Fahrstuhl einen Wolkenkratzer hoch und „genieße“ die Aussicht durch ein Fenster. Danach gehe ich im Stil von Richie's Plank Experience eine Planke entlang, bis mich die Stimme aus dem Off informiert, dass der Fahrstuhl leider gerade abgerauscht ist und ich jetzt einen kleinen Umweg gehen muss.
Heißt im Klartext: Ich muss über Gerüste klettern, mich an Rohren entlang hangeln und knarzende Leitern hochklettern. Das alles entlang der Fassade eines Wolkenkratzers und in Gesellschaft von pfeifendem Wind und um mich herumfliegenden Tauben. Hier erinnert Nope Challenge stark an The Climb und nutzt beinahe dieselben bewährten Klettermechaniken.
Allerdings überzeugt Cryteks Kletter-Simulator deutlich mehr in der Darstellung von luftigen Höhen. Nope Challenge enttäuscht hier vor allem durch die reduzierte Grafik, die weder durch Originalität glänzt, wie etwa Walkabout Mini Golf, noch durch Realismus. So kommt – zumindest bei mir – kein besonders intensives Gefühl von Höhe auf.
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Auf der Flucht vor einer Riesenspinne
Beflügelt von meiner Resistenz gegenüber VR-Höhen, skippe ich Intensitätsstufe 2 und springe gleich in Level 3 – ein böser Fehler. Ich finde mich gegenüber einer steilen Kletterwand wieder, wie man sie vom Bouldern in entsprechenden Trainingshallen kennt. Beim Blick auf die Wand sehe ich verschiedene Wege, die nach oben führen und fühle mich erneut an The Climb erinnert. Wie schwer kann das schon sein?
Ich gehe über die schmale Brücke auf die Kletterwand zu und drücke den Start-Button. Als ich die Hand in Richtung des ersten Kletterpunkts ausstrecke, höre ich den Kommentator noch etwas sagen wie: „Ach ja, und das hier ist übrigens dein Kletter-Buddy“. Ich höre lautes Gebrüll in der Ferne und das Stapfen mehrerer Beine. Ich blicke mich um und bemerke erst jetzt die Reste von Spinnweben in den Ecken.
Mir läuft es eiskalt den Rücken runter und ich klettere mit einem Affenzahn die Wand hoch, ohne zu überblicken, wo ich mich gerade befinde. Im Rücken stets das Brüllen eines Ungetüms und seine Krabbelgeräusche. Als ich mich vor lauter Panik verhasple und mich schließlich doch überwinden kann, über meine Schulter zu blicken, sehe ich genau das, was ich befürchtet habe: Eine gigantische, haarige Riesenspinne mit mächtig Appetit.
Mein Anspiel-Fazit zu Nope Challenge
Zugegeben, ich hatte Respekt vor diesem Test. Schließlich bin ich wie die meisten von uns ich nicht frei von Ängsten, die in gut gemachten VR-Spielen durchaus getriggert werden können. Besonders, wenn Spinnen im Spiel sind, kostet mich das immer wieder Überwindung. So auch in Nope Challenge.
Wenn ihr mit einer der dargestellten Szenarien in der Realität Probleme habt, werdet ihr die sehr wahrscheinlich auch in Nope Challenge haben. Seid euch dessen also immer bewusst.
Für mich als erfahrenen VR-Spieler funktionierte aber weder die Darstellung von Höhen, noch der Schockeffekt durch die Clowns besonders gut. Zum Teil mache ich dafür das Art-Design und die Animationen verantwortlich. Die Entwickler:innen schaffen es besonders im ersten Kletter-Level nicht, ein intensives Gefühl für Höhe zu erzeugen.
Auch, wenn mich die Riesenspinne an der Kletterwand zunächst schockiert hat, verflüchtigte sich die Angst nach mehrmaligem Herunterfallen und genauem Blick auf ihre teils sehr unnatürlichen und grafisch nicht immer sauberen Bewegungen. Beim Zusammenbauen eines Killerroboters blieb ich beim Abnehmen und Einsetzen der Einzelteile immer wieder in der Wand hängen und auch die Präzision beim Klettern war nicht immer punktgenau.
Insgesamt kann ich Nope Challenge jedem empfehlen, der ein kurzweiliges Erlebnis mit kleinen Schockmomenten sucht. Je nach Gemütslage werden die Challenges auf jeden anders intensiv wirken, da hilft nur ausprobieren. Eine therapeutische Wirkung sehe ich in dieser App jedoch nicht. Nope Challenge ist ein reines Unterhaltungsprodukt.
Interessiert ihr euch für echte VR-Therapie und ihre Wirksamkeit, lest unser Interview mit dem Psychotherapeuten Felix Eschenburg oder den Artikel über die Anti-Phobien-App oVRcome.
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