Meta Quest Pro: So schlecht ist die Videodurchsicht
Dass das Passthrough der Meta Quest Pro schlecht ist, ist allgemein bekannt. Nun wissen wir genau, wie schlecht.
Der Industrieveteran und Display-Experte Karl Guttag hat sich Zeit genommen und die Videodurchsicht der Meta Quest Pro auf den Prüfstand gestellt. Mehr als einen Monat lang machte er Fotos und Videos, um verschiedenste visuelle Aspekte einzufangen.
Auf seinem Blog KGonTech ist der erste, umfangreiche Teil seiner Analyse erschienen – und sein Fazit fällt verheerend aus.
___STEADY_PAYWALL___"In dieser Artikelreihe werde ich versuchen, die zahlreichen Fehler mit Bildern und Messungen zu quantifizieren, wobei ich meine über 40-jährige Erfahrung in Bereichen wie Computergrafik, Displays und visuelle Schnittstellen einbringen werde", schreibt Guttag.
Mit Meta Quest Pro seid ihr praktisch blind
Die verschiedenen Bilder und Videos nahm Guttag mit einer Canon R5 durch die linke Linse des VR-Headsets auf. Diese stellt er herkömmlichen Aufnahmen der Profi-Kamera gegenüber, die dem menschlichen Sehvermögen recht nahe kommen soll.
Guttags Analysen sind zu umfangreich und detailliert, um sie hier in Gänze wiederzugeben. Als schlagendes Beispiel will ich die Auswertung von Aufnahmen einer Sehprobentafel nennen, derzufolge Nutzer:innen einer Quest Pro nahezu blind oder zumindset stark sehbehindert sind, während sie die physische Umgebung durch die VR-Brille sehen.
Karl Guttag stellte in seinem Artikel des Weiteren und unter anderem eine schlechte Farbwiedergabe, einen geringen Kontrastumfang, starke Verzerrungen, eine niedrige Bildrate und nachziehende Farbsäume fest.
Mit anderen Worten: Die Videodurchsicht kommt nicht annähernd an das natürliche menschliche Sehvermögen heran.
Videodurchsicht: "Nicht sicher und gut genug für Mixed Reality"
Das Passthrough sei zwar eine große Verbesserung gegenüber Meta Quest 2, aber längst nicht gut genug für ein richtiges Mixed-Reality-Gerät, schreibt Guttag in seinem Fazit. Die Videodurchsicht sei so schlecht, dass es ihn wundere, weshalb die Meta Quest Pro für Anwendungszwecke wie Arbeit und Produktivität beworben werde.
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Selbst wenn Meta die Bildqualität durch Software-Updates erheblich verbesserte, werde man das Gerät kaum jemals außerhalb der typischen Einschränkungen von VR (sicherer Raum mit wenigen oder keinen Hindernissen) sicher nutzen können, meint Guttag.
Dem Display-Experten entgegnen könnte man, dass Passthrough-Technik noch relativ neu ist, oder zumindest der Versuch einer möglichst getreuen Rekonstruktion der Umgebung mittels Kameras und KI-Algorithmen.
Geräte wie Varjo XR-3, Meta Quest Pro und Lynx-R1 sind erste Schritte in diese Richtung und längst nicht deren Vollendung. Dennoch: Für 1.800 Euro darf man ein Gerät erwarten, mit dem man Text von einem Smartphone oder Bildschirm ablesen kann. Meta Quest Pro kann das nur bedingt.
Passthrough-AR bringt neue Herausforderungen und Hürden
Über die Vor- und Nachteile von Videodurchsicht hat sich Guttag im vergangenen Sommer mit Youtuber Brad Lynch im Detail unterhalten (siehe Video unten). Zu einer natürlichen Videowiedergabe der Umgebung gehören nicht nur Auflösung, Kontrast, Farbtreue und Bildschärfe. Es gibt noch schwierigere technische Probleme zu lösen wie Gleitsicht und Verzerrung.
Auf der letzten Siggraph-Konferenz hat Meta ein Paper vorgestellt, in dem Forscher:innen die unterschiedlichen Herausforderungen beleuchten und eine Lösung für die künstliche Blicksynthese präsentieren. Von überzeugendem Passthrough sei man aber noch weit entfernt, insbesondere im autarken Formfaktor, resümieren die Wissenschaftler:innen.
Meta Quest Pro wird in Deutschland noch nicht verkauft, ihr bekommt sie aber problemlos über Amazon Frankreich. Tipp: Rechtsklick auf die Webseite und “Übersetzen” wählen.
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