360-Grad für die Hosentasche - "Giroptic iO" im Test

360-Grad für die Hosentasche -

Anfang des Jahres brachte das französische Unternehmen Giroptic eine 360-Grad-Ansteckkamera für iPhone und iPad heraus. Seit Mai ist eine Version für Android-Smartphones erhältlich, zudem werden ab Ende August neuere Geräte wie das Galaxy S8 unterstützt. Der ultrakompakte Formfaktor macht auf Anhieb Eindruck. Doch wie schlägt sich das Gerät im Alltagsgebrauch?

Die Kamera wird bei iOS-Geräten per Lightning und bei Android-Smartphones per Micro-USB oder USB Typ-C angeschlossen, sodass man die Geräte nicht gleichzeitig laden und die Kamera benutzen kann. Eine vollständige Liste der unterstützten Geräte findet man am Artikelende oder auf der offiziellen Internetseite.

Ist die Kamera mit dem Smartphone verbunden, wird man automatisch zur Giroptic-App im jeweilige App Store weitergeleitet. Nach der Installation kann man direkt loslegen. Einfacher geht es nicht.

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Im Lieferumfang enthalten ist neben der Ansteckkamera ein Schutzgehäuse aus Plastik, ein USB-Kabel zum Aufladen der Kamera und ein Reinigungstuch. BILD: Giroptic

Fotos, Videos und Livestreams in 360-Grad

Die Kamera bietet drei 360-Grad-Aufnahmemodi: Sie schießt Bilder (3.840 x 1.920 Pixel), zeichnet Videos auf (1.920 x 960 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde) und streamt live über Youtube, Facebook, Periscope oder einen benutzerdefinierten Server.

Praktisch: Das Schutzgehäuse verhindert nicht nur, dass die Kamera beim Transport Schaden nimmt, sondern dient auch als Stativersatz. So kann man Fotos, Videos und Live-Streams aufnehmen, ohne dass die Hand ins Bild ragt. Bei Fotos lässt sich zudem ein Timer von bis zu zehn Sekunden einstellen.

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Bei einer stabilen Unterlage kann man das Schutzgehäuse als Stativersatz verwenden. BILD: VRODO

Die Fotos, Videos und Live-Streams werden in Echtzeit von einem Prozessor in der Kamera zusammengenäht, sodass keine Nachbearbeitung notwendig ist. Im Aufnahmemodus ist allerdings eine leichte Verzögerung beim Bildaufbau festzustellen, wenn man auf das Smartphone-Display blickt.

Bildqualität: Fotos sehr gut, Videos passabel

Die Fotos lösen mit 3.840 x 1.920 Pixel auf und sind erstaunlich scharf und detailliert für kleines Gerät wie das Giroptic iO. Selbst bei Nacht gelingen teilweise gute Aufnahmen, da die Kamera mit einer Blende von f/1.8 recht lichtempfindlich ist.  Unter der VR-Brille geht die Qualität in Ordnung.

Im Gegensatz zu den Fotos machen die Videos weniger Eindruck, was an der halbierten Auflösung liegt. Mit 1.920 x 960 Pixel erreichen sie auf einem Monitor die Untergrenze für annehmbare Qualität. Unter der VR-Brille fallen sie noch stärker ab und machen keine Freude.

Auf Giroptics hauseigener Sharing-Plattform Share.360.tv gibt es viele Foto- und Videobeispiele von Nutzern, anhand derer man sich einen guten Eindruck von der Bildqualität der Fotos und Videos machen kann. Nachfolgend kann man den Qualitätsunterschied zwischen Fotos und Videos erkennen:

Die beiden Bildhälften der zwei 8-Megapixel-Linsen werden einwandfrei vernäht, wie man an den obigen Beispielen sehen kann. Die Naht ist nur dort sichtbar, wo man das Smartphone hält und an der Himmelskugel. Letztere treten auf, wenn das auf die Linsen auftreffende Licht von unterschiedlicher Intensität ist. Diese Art von Artefakt tritt jedoch nur selten in einer starken Form auf und fällt deshalb kaum auf.

Die Auflösung beim Live-Streaming ist identisch mit der von Videos, wenn die Internetanbindung ausreichend schnell ist. Ist das nicht der Fall, wird die Auflösung verringert und es gibt deutlich sichtbare Artefakte. Aufgrund der geringen Auflösung sind die Videoaufnahmen und das Live-Streaming eher ein Gimmick, die Kamera eignet sich in erster Linie für Fotos.

Der ultrakompakte Formfaktor hat seinen Preis: Im direkten Kameravergleich macht die größere, aber nicht teurere Samsung Gear 360 (2017) höher aufgelöste Fotos (5.472 x 2.736 Pixel) und Videos (4.096 x 2.160 Pixel bei 30 Bilder pro Sekunde). Hier dürfte vor allem die doppelte so hohe Auflösung der Videos ins Gewicht fallen.

Giroptic-App: Aufgeräumt, aber langsam

Schließt man die Kamera an, startet die App und wechselt automatisch in den Aufnahmemodus. Hier kann man mit einer Berührung auswählen, ob man Fotos schießen, Videos aufnehmen oder einen Live-Stream starten möchte.

Leider macht die App trotz ihrer Übersichtlichkeit wenig Spaß, da sie generell etwas langsam auf Eingaben reagiert. Wechselt man im Galeriemodus zwischen den Bildern, dauert das jeweils ein bis zwei Sekunden, sodass sich Bilder nur mühsam vergleichen und aussortieren lassen. Im Aufnahmemodus kommt es beim Wechsel zwischen Foto- und Videoaufnahmen ebenfalls zu kurzen Ladepausen.

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Die App arbeitet zudem nicht immer verlässlich. Zuweilen sperrt sie sich gegen Eingaben oder erkennt die Kamera nicht. Bei meinem Test wollte ich einen Sonnenuntergang einfangen. Bis das Gerät ordnungsgemäß lief, war die Sonne bereits hinter dem Hügel verschwunden. Im aktuellen Zustand fühlt sich die Giroptic iO nicht wie eine Spontankamera an.

Sharing und Cardboard-Modus

Fotos kann man mit der Giroptic-App per Facebook Messenger oder Whatsapp an Freunde schicken. Die Bilder werden allerdings nicht direkt übermittelt, sondern zuerst auf Giroptics hauseigene Sharing-Plattform Share.360.tv hochgeladen, die für die korrekte 360-Grad-Darstellung sorgt. Freunde erhalten dann einen Link zu dem Foto.

Bilder können zudem in der eigenen Facebook-Chronik, nicht aber in der von Freunden veröffentlicht werden. Für letzteres muss man die Fotos mit einem PC oder Mac manuell auf die besagte Sharing-Plattform hochladen. Erst dann stehen erweiterte Sharing-Funktionen zur Verfügung.

Videos können nur auf Facebook oder YouTube geteilt werden. Auch hier gilt: Wer per PC oder Mac den Umweg über Share.360.tv geht, hat mehr Sharing-Möglichkeiten.

Wer sich Fotos und Videos in der Virtual Reality ansehen möchte, kann direkt in der Giroptic-App einen Cardboard-Modus aktivieren. Will man sie in Facebook Spaces ansehen, muss man sie einzeln in die Facebook-Chronik hochladen. Hat man viel Foto- und Filmmaterial angesammelt, ist das sehr umständlich. Dann muss man zuerst Wege finden, die Bilder und Videos auf den PC zu übertragen.

Die Giroptic iO im Alltag

Die Kamera punktet durch ihren ultrakompakten Formfaktor. Im Alltagsgebrauch erweist sich das Konzept einer Ansteckkamera jedoch als nicht ganz unproblematisch.

Die Giroptic ist zwar klein und robust, doch schließt man sie an ein Smartphone an, hat man statt zwei handlicher ein unhandliches Gerät vor sich, das nicht mehr in die Hosentasche passt. So muss die Kamera permanent an- und abgesteckt werden.

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So sieht die Kamera auf einem iPad mini 4 aus. Bild: VRODO

Ein weiterer Störfaktor ist, dass Giroptic iO etwas wackelig auf dem Smartphone sitzt. Dass sie sich löst, ist zwar unwahrscheinlich, dennoch hinterlässt die lockere Verbindung zwischen Smartphone und Zubehör ein mulmiges Gefühl beim Tragen der kombinierten Geräte.

Wer mehr als ein bis zwei Stunden am Stück Fotos schießen und Videos aufnehmen möchte, sollte eine Powerbank bereithalten, da die integrierte Batterie sehr schnell zur Neige geht und selbst am Akku des Smartphones zieht.

Außerdem wird das Gerät selbst im Leerlauf sehr warm. Einen stromsparenden Standby-Modus gibt es nicht, sodass man die Kamera abnehmen sollte, wenn man sie nicht benutzt.

Fazit

Die Kamera wird als hippes Life-Style-Gadget vermarktet, mit dem sich auf unkomplizierte Weise 360-Grad Fotos schießen und auf sozialen Netzwerken teilen lassen. Nicht von ungefähr verteilte Facebook die Kamera auf der hauseigenen F8-Konferenz im April kostenlos an Entwickler.

In Kombination mit dem Smartphone leidet jedoch die Handlichkeit. Außerdem arbeiten die Geräte im Verbund längst nicht so reibungslos, wie man es sich wünscht. Hier bleibt zu hoffen, dass Giroptic die Software mit Hilfe von Firmware-Updates verbessert.

Mit der Giroptic iO lassen sich tagsüber und teilweise auch nachts schöne 360-Fotos schießen, die Facebook-Freunde auf Anhieb beeindrucken sollten. Unter der VR-Brille geht die Auflösung der Bilder in Ordnung, die Videos machen hingegen wenig Freude in der Virtual Reality.

Letzte Aktualisierung am 28.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten

Datenblatt

Preis 199 - 249 Euro
Veröffentlichung Januar 2017
Größe 73 x 35 mm
Gewicht 70 Gramm
Auflösung Fotos 3.840 x 1.920 (JPEG)
Auflösung Videos 1.920 x 960 mit 30 FPS (MP4 / H.264)
Aufnahmeradius 360° Vollsphäre
Ton Zwei eingebaute Mikrofone für Stereo-Sound (AAC)
Akku 915 mAh Akku (integriert, nicht austauschbar)
Optik und Linsen Zwei CMOS 8 Megapixel Fisheye-Linsen, Blende f/1.8
Software Smartphone-App (ab iOS 8.0/ ab Android 5.0)
Anschlüsse Lightning, MicroUSB B, USB Typ-C (je nach Smartphone-Modell)
Kompatibilität iOS (Lightning) iPhone: 7 Plus, 7, SE, 6s Plus, 6s, 6 Plus, 6, 5s. iPad: Pro, Air 2, Air, mini 4, mini 3, mini 2
Kompatibilität Android (MicroUSB B) Alcatel: Idol 4, 4S. Asus: ZenFone 2. Honor: 7, 7i. HTC: One M8, One M8s. LG: G3, G4. Motorola: G3, G4. Nexus: 5 (LG). OnePlus. Oppo: A37, R9S. Samsung: Galaxy A5 (2016), Galaxy S2, Galaxy S4, Galaxy S5, Galaxy S6, Galaxy Note 4, Galaxy Note 5, J5. Sony: Xperia Z3, Xperia Z5. Xiaomi: Mi Max, Mi 4, Mi Note 3, Mi 4i
Kompatibilität Android (USB Typ-C) Asus: ZenFone 3. Google Pixel. Honor 8. Huawei Mate 9. LG V20. Motorola Z Play. Nexus 5X (LG). Nexus 6P (Huawei). OnePlus: 3, 3T. Samsung Galaxy S8. Xiaomi Mi 5s. ZTE Axon 7
| Featured Image: VRODO