Zu wenig VR-Spieler: E-Sport-Finalspiel abgesagt - oder auch nicht

Zu wenig VR-Spieler: E-Sport-Finalspiel abgesagt - oder auch nicht

Update vom 7. Juli:

Rolle rückwärts bei der ESL: Nach Protesten bei Reddit und "Rücksprache mit Oculus" soll das Unspoken-Finale nun doch stattfinden. Zwar würden sich weniger Spieler für Unspoken interessieren, das bedeute jedoch nicht, dass das Finalspiel irrelevant sei, heißt es in einer Stellungnahme der ESL.

Die erfolgreichsten vier Unspoken-Spieler werden wie ursprünglich geplant auf die Oculus Connect 5 nach Kalifornien eingeladen und bekommen die Reisekosten erstattet. Die siegreichen Spieler werden außerdem anteilig am Preisgeld der VR-Liga beteiligt. Weitere Details zur Liga sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.

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In den Reddit-Kommentaren übt ein Nutzer Kritik an der Rücknahme der Rücknahme: Unspoken habe nur mehr circa acht aktive Spieler und ein Dutzend, das womöglich ein- bis zweimal im Monat in die Magierarena klettere. Die Proteste seien von einer lauten Minderheit ausgegangen.

Ursprünglicher Artikel vom 5. Juli 2018:

Die Electronic Sports League (ESL), der weltweit größte E-Sport-Veranstalter, sagt das Unspoken-Finalturnier ab. Der offizielle Grund: Zu wenig Spieler.

Letztes Jahr riefen Oculus, Intel und die ESL die VR Challenger League ins Leben, eine eigens für kompetitive VR-Spiele geschaffene E-Sport-Liga. Nach einer erfolgreichen ersten Saison startete das Turnier diesen Mai in die zweite Runde.

Es soll fünf Monate dauern und mit einem Finale enden, das auf der Oculus Connect 5 ausgetragen wird. Das Preisgeld beträgt insgesamt 220.000 US-Dollar. Zu den Turnierspielen gehören Echo Arena, Echo Combat, Sprint Vector und The Unspoken.

Nun berichtet Road to VR mit Verweis auf eine Meldung der ESL, dass The Unspoken nicht am Finale vertreten sein wird. Der Community-Manager Huang Lai gab im Discord-Kanal als offiziellen Grund "schrumpfende Spielerzahlen" an.

Für die betroffenen VR-Spieler bedeutet die Absage eine zweifache Enttäuschung: Siegreichen Wettkämpfern wurde neben dem Preisgeld des Finales eine kostenlose Reise nach San José in Aussicht gestellt, dem Veranstaltungsort der Oculus Connect 5. Für die Unspoken-Profis fällt nun mit Sicherheit beides ins Wasser. Das im Laufe des Turniers gewonnene Preisgeld wird regulär ausgezahlt.

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Der letztjährige Gewinner des Unspoken-Turniers "Charizard" ist verärgert und unterstellt der ESL, Spieler angelogen zu haben. "Spieler haben Zeit und Geld investiert, um sich auf den Wettkampf vorzubereiten. [...] Die Entscheidung ist nicht mehr als nur enttäuschend, sie ist kriminell", sagt Charizard gegenüber Road to VR. Die anderen Finalspiele werden wie geplant auf der Oculus Connect 5 ausgetragen.

Bezeichnend für die VR-Marktsituation?

Der offiziell genannte Grund ist gar nicht so unplausibel. Bekannt ist, dass die VR-Liga bereits in der ersten Saison Probleme hatte, genügend VR-Spieler aufzustellen. Das Problem besteht ganz allgemein für VR-Mehrspielertitel: Weil die Zahl aktiver VR-Nutzer vergleichsweise gering ist, kämpfen viele dieser Spiele mit leeren Lobbys.

Für Entwickler solcher Titel gibt es zwei Lösungsansätze: Sie sorgen für eine Crossplay-Funktionalität über alle großen VR-Plattformen hinweg oder veröffentlichen ihr Spiel zusätzlich für den PC, so wie die Entwickler des kompetitiven Weltraumshooters Eve: Valkyrie.

Doch selbst dann ist nicht ausgeschlossen, dass einem Spiel die Spieler abhandenkommen. Professionelle VR-Gamer zu finden, dürfte noch schwieriger sein, zumal die Turniervorbereitung viel Zeit und nicht zuletzt Disziplin erfordert: Die ESL-Turnierspiele finden zu festgesetzten Zeiten statt.

Das E-Sport-Aus von The Unspoken ist keine Überraschung und womöglich bezeichnend für die Situation, in der die VR-Spieleindustrie steckt. Das generelle Problem lässt sich unter dem Gesichtspunkt des Metcalfeschen Gesetzes besser verstehen.

Das Gesetz besagt, dass der Wert eines Kommunikationssystems von der Anzahl Nutzer abhängt. Je mehr Menschen Virtual Reality nutzen, desto attraktiver wird sie. Nutzen sie nur wenige, setzt sie Außenstehenden auch weniger oder kaum Anreize, sich ihr anzuschließen. Das Gleiche gilt für soziale Netzwerke.

Für den Oculus-Rift-Erfinder Palmer Luckey ist genau das der Grund, weshalb es noch kein richtiges VR-MMORPG oder eine Killer-App für Virtual Reality geben kann.

Korrektur: Überschrift und Inhalt präzisiert

| Featured Image: Oculus | Source: Road to VR