Studie: VR-Verhalten lässt Rückschlüsse auf Persönlichkeit zu

Stephen Fairclough ist Professor für Psychophysiologie an der Fakultät für Psychologie an der Liverpool John Moores University. Er erklärt, wie er und sein Team in einer Forschungsarbeit ein Persönlichkeitsmerkmal in VR messen und einer Person zuordnen konnten.
Wie wir entdeckten, dass VR deine Persönlichkeit misst
von Stephen Fairclough
Virtual Reality hat die Macht, uns aus unserer Umgebung herauszuholen und uns in ferne Welten zu transportieren. Von einer schnellen Runde Golf über den Kampf gegen Monster bis hin zum Fallschirmspringen - all dies kann man bequem von zu Hause aus erledigen.
Virtueller Fall
Wir stellten fest, dass mit zunehmender Anzahl der Riss- und Fallblöcke das Verhalten der Teilnehmer vorsichtiger und überlegter wurde. Wir sahen viel mehr Fühltests mit einem Fuß, um Riss- und Fallblöcke zu identifizieren und zu vermeiden. Die Probanden nahmen sich mehr Zeit, um über den nächsten Schritt nachzudenken.
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Die Tendenz zu risikoscheuem Verhalten war bei Probanden mit einem höheren Grad des Charaktermerkmals Neurotizismus ausgeprägter. Menschen mit einem hohen Neurotizismus sind empfindlicher gegenüber negativen Reizen und potenziellen Bedrohungen.
Persönlichkeit und Privatsphäre
Wir ließen die Teilnehmer vor der Durchführung der Studie eine Persönlichkeitsskala ausfüllen. Wir untersuchten insbesondere den Neurotizismus, da dieser das Ausmaß misst, in dem jede Person wahrscheinlich negative Emotionen wie Angst und Furcht empfindet.
Wir fanden heraus, dass Teilnehmer mit einem höheren Grad an Neurotizismus in unserer Stichprobe auf der Grundlage ihres Verhaltens in VR identifiziert werden konnten. Diese Personen machten mehr Tests mit einem Fuß und standen länger auf sicheren festen Blöcken, wenn die Absturzgefahr stieg.
Neurotizismus ist eines der fünf wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale, die am häufigsten zur Erstellung von Profilen verwendet werden. Diese Merkmale werden normalerweise mittels Fragebogen zur Selbsteinschätzung beurteilt, können aber auch auf der Grundlage des Verhaltens beurteilt werden - wie in unserem Experiment gezeigt wurde.
Unsere Ergebnisse zeigen, wie das Persönlichkeitsprofil eines Nutzers auf Basis von VR-Verhalten erstellt werden kann. Der grundlegende Ansatz, Charaktereigenschaften anhand eines impliziten Monitorings des digitalen Verhaltens vorherzusagen, wurde 2013 anhand eines Facebook-Datensatzes demonstriert.
Dies ebnete den Weg für umstrittene kommerzielle Anwendungen und den Cambridge-Analytica-Skandal, als psychologische Profile von Nutzern angeblich gesammelt und für politische Kampagnen verkauft wurden. Unsere Arbeit zeigt, wie der gleiche Ansatz auch auf Nutzer privater VR-Brillen angewandt werden könnte, was große Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre der Nutzer aufwirft.
Nutzer sollten wissen, ob ihre Daten erfasst und Aufzeichnungen gespeichert werden, ob die Daten zu individuellen Konten zurückverfolgt werden können, wofür die Daten verwendet werden und an wen sie weitergegeben werden. Würde ein solch umfassendes Überwachungsniveau wie bei VR in der realen Welt erreicht werden, würden wir uns schließlich nicht mit weniger zufrieden geben.
Stephen Fairclough, Professor of Psychophysiology in the School of Psychology, Liverpool John Moores University
Dieser Artikel wurde unter einer Creative Commons Lizenz nach Genehmigung übersetzt und erneut publiziert. Das Original erschien bei The Conversation.
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