VR-Entwickler Schell: "Das Silicon Valley ist unrealistisch und übertreibt"
Mit seinem Unternehmen Schell Games macht der Firmengründer Jesse Schell in VR- und AR-Spiele. Obwohl es für ihn derzeit ein lukratives Geschäft ist, hält er sich mit übertriebenen Prognosen zurück.
Im Gegenteil: Schell versucht in regelmäßigen Abständen, die Branche zu erden. Bei seinem Vortrag auf der Augmented World Expo 2017 sagte er voraus, dass AR und VR ein viel geringeres Wachstum erfahren, als es Analysten behaupten.
Laut Schell erreicht VR bis 2025 ein Marktvolumen zwischen 7,5 und 22,5 Milliarden US-Dollar. Das entspräche in etwa fünf bis 15 Prozent der Gaming-Industrie. AR soll nur 15 Prozent des Marktvolumens von VR erreichen und somit ein kleiner Nischenmarkt bleiben.
___STEADY_PAYWALL___Gegenüber der Webseite Venturebeat räumt Schell ein, dass Apples neu angekündigtes ARKit seine Prognose möglicherweise etwas, aber nicht grundlegend verändere. AR sei ungefähr auf dem Entwicklungsstand von VR in den 90er-Jahren.
"Es war möglich. Man konnte es bauen. Aber um wirklich gut und praktisch zu sein, war es zu teuer. VR brauchte 20 Jahre, um praktisch zu werden. Es gibt viele Herausforderungen", kommentiert Schell die Zukunft von Augmented Reality. Die größte Herausforderung laut Schell: "Die Brillen sehen blöd aus."
VR sucht nach dem Space-Invaders-Moment
Laut Schell ist Virtual Reality noch auf der Suche nach einem Stück Software, das das Medium ähnlich prägen und vorantreiben kann, wie es dem Kultspiel "Spaces Invaders" in den 80er-Jahren für die Spieleindustrie gelang.
Space Invaders habe zuerst der damaligen Arcade-Branche und anschließend dem Markt für Heimkonsolen den Weg geebnet und die öffentliche Wahrnehmung für Videospiele zum Positiven hin verändert.
"VR ist an diesem Punkt. Wir warten auf den Space-Invaders-Moment, bei dem die Menschen sich in VR verlieben", sagt Schell. Die Voraussetzung dafür sei es, dass VR günstig, einfach zugänglich und sozial wird.
"Der Schlüssel ist eine Software, die sich mit dem PC und wahrscheinlich auch Smartphones und Konsolen kreuzt", vermutet Schell.
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"Magic Leap ist in einer witzigen Position"
Schell kritisiert den übertriebenen Optimismus und den Hype, der im Silicon Valley entsteht. "Die Investoren müssen Optimismus demonstrieren, wenn sie ihr Geld in Projekte stecken", sagt Schell. Gleiches gelte für die Leute, die das Geld annehmen.
Dann existierten noch Fans und Begeisterte, die sich wünschten, dass etwas passiert. Sie seien von Haus aus optimistisch, so Schell.
"Das Ergebnis sind optimistische und unrealistische Vorhersagen", sagt Schell. Das sei OK, da sich im Silicon Valley ohnehin niemand mit der Vergangenheit befasse. Bevor diese aufgearbeitet sei, gibt es laut Schell schon das nächste große Ding.
Die Intention seiner Vorträge und Aussagen sei es, dem Hype eine ausgeglichene Position gegenüberzustellen. Sein Studio verlasse sich nicht auf das Geld von Investoren, sondern versuche, funktionierende Produkte zu entwickeln.
"Zu viel Hype sorgt für Probleme. Schaut euch Magic Leap an. Sie sind in einer witzigen Position", sagt Schell.
Das weitgehend im Geheimen operierende Augmented-Reality-Startup beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter und hat laut Schell so viel Risikokapital angenommen wie sonst nur Facebook und Google.
Zuletzt wurden Zweifel laut, dass Magic Leap die versprochene revolutionäre AR-Technologie mit einem ausreichend hohen Reifegrad zeitnah auf den Markt bringen kann.
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