VR-Drogenklinik: Simulierte Horrortrips sollen Drogensucht mindern
Wenn die psychische Drogenabhängigkeit stärker ist als die körperliche, helfen normale Entgiftungsprogramme oft nicht mehr. In China experimentieren Therapeuten mit drastischen Virtual-Reality-Videos, die Probanden die Lust an Drogen nehmen sollen.
"Das Beste an einem Menschen ist dessen Erinnerung. Aber sie ist auch das Schlechteste", sagt Wang Yongguang, der die VR-Behandlung des chinesischen Liangzhu-Rehazentrums mitentwickelt hat.
Seine Therapie setzt an der menschlichen Erinnerung an: Explizite VR-Videos sollen Abhängige konditionieren, Drogen zu verabscheuen.
___STEADY_PAYWALL___Laut Wang sollen die Videos den Probanden helfen, ihre Drogenabhängigkeit "in Hass und Angst vor Drogen umzuwandeln".
Simulierte Horrortrips sollen Drogensüchtige abschrecken
Die Therapie ist in drei VR-Filme unterteilt. Im ersten Film werden den Suchtkranken Szenen gezeigt, die bei ihnen die Begierde nach Drogen auslösen sollen.
Der Patient taucht in eine Hotelzimmer-Szene ein, in der Drogenkonsumenten versammelt sind. Er hört Feuerzeuge hinfallen sowie das Geräusch von brennenden Meth-Pfeifen.
Das zweite VR-Video simuliert einen Drogen-Albtraum: Die Patienten sehen, wie ihre Leichen in Taschen verpackt werden. Maden krabbeln über ihre Körper und nagen an ihren Knochen.
"So viel Schmerz kam in mir hoch, wenn ich Drogen nahm. Meine innersten Ängste sind durch den Konsum erwacht und ich wollte mich übergeben", sagt einer der Probanden. Genau solche Ängste und Horrortrips sollen mit dem VR-Video erneut ausgelöst werden - aber bei klarem Kopf.
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Als Kontrastprogramm sieht der Patient im dritten Video die schönen Seiten des Lebens ohne Drogen. Bei guter Stimmung sitzt er gemeinsam mit der Familie am Esstisch.
Die Therapeuten glauben an die Wirkung
Der Therapieansatz wirkt womöglich etwas plump, aber die chinesischen Therapeuten sind von ihm überzeugt – und wollen das mit Zahlen belegen:
In einer klinischen Studie unterzogen sich 60 Drogenabhängige sechs VR-Sitzungen in 15 Tagen. Etwa drei Viertel der Beteiligten hatte nach dieser Behandlung weniger Verlangen nach Suchtmitteln. In einer Vergleichsgruppe ohne VR-Therapie berichteten mehr Teilnehmer über Lust auf Drogen.
"Zurzeit verwenden wir die VR-Therapie hauptsächlich für Methamphetamin-Süchtige. Für Abhängige ist es leicht, die physische Sucht zu stoppen", so Xia Xia, eine Therapeutin des Reha-Zentrums. Die psychische Abhängigkeit sei hingegen hartnäckiger.
"VR hilft den Patienten, ihre psychische Abhängigkeit zu reduzieren", so Xia weiter. Gänzlich heilen lässt sich die Sucht aber nicht.
Die Liangzhu-Rehaklinik will die Therapie mit ergänzenden Methoden verbessern: In Zukunft sollen weitere Sinne wie Berührung und Geruch beansprucht werden, um die Glaubhaftigkeit der virtuellen Szenen - und womöglich damit auch die Wirkkraft der Therapie - zu steigern.
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