Virtual Reality: Wenn Oculus Rift zu Tränen rührt

Virtual Reality: Wenn Oculus Rift zu Tränen rührt

Ich hatte eben eine komplett unerwartete emotionale Erfahrung mit Oculus Rift - und sie brachte mich zum Weinen.

Meine Mutter leidet an paranoider Schizophrenie. Die ersten Symptome hatte sie vor zehn Jahren, kurz bevor ich aufs College ging. Ihr Zustand hat sich seitdem enorm verschlechtert. Sie fürchtet sich vor den Dämonen, die "die Sprache der Elektrizität sprechen" und vor den bösen Städtern, die geheime Nachrichten über die Farben ihrer Kleidung senden. Sie ist nicht länger die Mutter, die ich kannte.

Ich bin in New Jersey aufgewachsen und New York City war immer bloß eine kurze Autofahrt entfernt. Als Kind habe ich die Stadt ständig besucht, da meine Eltern dort aufgewachsen sind. Heute lebe ich im mittleren Westen, über 1000 Meilen von zu Hause weg. Ich habe mein Zuhause seit vielen Jahren nicht gesehen.

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Ganz allein in meinem Apartment zog ich also Oculus Rift auf. Ich beschloss, mir Videos mit JauntVR anzuschauen und entdeckte eines über Weihnachten in New York. Ich startete das Video und war sofort wie vom Blitz getroffen, da ich die Gegend rund um den Central Park wiedererkannte. Ich dachte: "Hier war ich schon mal!" Als dann die Pferde samt Wagen losfuhren, war es richtig aufregend. Für einen kurzen, flüchtigen Moment vergaß ich, dass das nur ein Video war. Ich konnte mich auf einem sehr realen, sehr bedeutsamen Platz umschauen.

Dann wurde der Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center gezeigt. Aber der fiel mir nicht einmal auf. Denn zu meiner rechten Seite war ein unscheinbarer Eingang neben einem Schaufenster. Auf dem Schild stand: "Teuscher Schokolade". Die Erinnerung kam wie eine plötzliche Flut. Als ob man einen alten Freund das erste Mal nach langer Zeit wiedersieht, dieses Gefühl eines seltenen Wiedersehens. Ich dachte: "Ich stand schon in diesem Eingang."

Ich erinnere mich, wie ich an dieser Tür auf meine Eltern wartete, damit sie die letzten Weihnachtsgeschenke kaufen konnten. Ich war drei Jahre alt, meine Mutter teilte sich mit mir ein frisches Stück ihrer liebsten Teuscher Schokolade. Der Geschmack war Champagner Trüffel. Oder als wir meinen Hund, ein kleiner Malteser, der vor vier Jahren starb,  mit nach NYC nahmen und ich mit ihm vor diesem Laden wartete. Die vielen Bilder, die ich von meiner Schwester und mir habe, wie wir in unserer Jugend neben dem Lieblingsschokoladengeschäft unserer Familie stehen.

Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich konnte nichts mehr sehen. Die Szene hatte sich verändert, aber dafür war ich blind: Ich hatte mein Zuhause so lange nicht gesehen.

Es ist Jahre her, dass mich ein vertrauter Ort tröstete, dieses Gefühl mit Menschen zusammen zu sein, denen man vertraut und die man liebt. Es ist so schwer sich daran zu erinnern, wie es sich anfühlte, als meine Familie noch ganz war, bevor ich auszog, um mein eigenes Leben zu leben. Ich hatte seit so vielen Jahren nicht mehr dieses Gefühl, wie es ist, eine Mutter zu haben. Ich war so einsam. Ich bin einfach meinem Weg gefolgt und habe auf Business gemacht, um meinen Platz als Erwachsener zu finden, unter all den anderen, die auch herausfinden wollen, was es heißt, erwachsen zu werden.

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Als ich den Laden sah, auch wenn es nur ein flüchtiger Moment war, konnte ich wieder ein Kind sein mit einer intakten Familie.

Danke, Oculus, dass ihr mich an einen Ort zu einer Zeit zurückversetzt habt, in die ich nie wieder zurückkehren kann.

Dieser Text wurde im Original bei Reddit vom Nutzer feoen veröffentlicht und nach ausdrücklicher Genehmigung von Carolin Albrand für VRODO übersetzt.

| FEATURED IMAGE: Oculus VR / Pixabay, Nutzer Phio, Lizenziert nach CC0 Public Domain / VRODO