Virtual Reality soll Menschen mit Messie-Syndrom helfen

Virtual Reality soll Menschen mit Messie-Syndrom helfen

Forscher der Ryerson Universität in Toronto wollen mit Hilfe von Virtual Reality mehr über das sogenannte Messie-Syndrom erfahren, um neue Therapien zu entwickeln. Im Rahmen einer Studie konfrontieren sie Messies und Gesunde mit virtueller Unordnung und vergleichen ihre Reaktionen.

Das Messie-Syndrom gehört zu den schlecht erforschten psychische Störungen. Die Krankheit äußerst sich darin, dass Menschen die Fähigkeit verlieren, den Wert von Gegenständen zu beurteilen. In der Folge neigen sie dazu, selbst unbedeutenden und wertlosen Objekten Wert beizumessen.

Weil sie sich nur schwer von Gegenständen trennen können, horten sie mehr und mehr Gerümpel. Dadurch entstehen nicht nur gesundheitliche Risiken. Auch psychisch leiden viele Betroffene unter der Unordnung im eigenen Haus. Abseits von klassischer Psychotherapie gibt es kaum Behandlungsmethoden.

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Viele Messies suchen zudem keine Hilfe, weil sie eine soziale Stigmatisierung durch andere Menschen fürchten. "Sie beschämen dich und machen, dass du dich wie ein schlechter Mensch fühlst. Das hilft niemandem", sagt die Studienteilnehmerin Roxanne Tellier gegenüber Motherboard. Die Ehefrau sammelt krankhaft alte Bücher und Kleider.

Messies leider unter Unordnung

Die Studie besteht aus drei VR-Erfahrungen, an denen sowohl Messies als auch beschwerdefreie Menschen teilnehmen. Die Reaktionen und das Stressniveau werden gemessen und verglichen. In der ersten VR-Erfahrung finden sich die Studienteilnehmer in einem virtuellen Raum wieder, der sich nach und nach mit Gerümpel füllt.

Das Experiment ergab, dass Messies wider Erwarten nicht besser mit der wachsenden Unordnung klarkommen, sondern im Gegenteil negativer reagieren als die übrigen Studienteilnehmer. "Menschen, die in solchen Umgebungen leben, leiden mehr als uns klar ist", folgert die Leiterin der Studie Hanna McCabe-Bennett.

Als nächstes wurden die Teilnehmer unter der VR-Brille mit zwei 360-Grad-Bildern konfrontiert. Das erste sollte negative oder neutrale Gefühle hervorrufen, das zweite zeigte einen Gebrauchtwarenladen. Das Experiment sollte zeigen, ob ein Messie eher dazu neigt, sich alte Gegenstände zu kaufen.

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In der letzten VR-Erfahrung wurde die Studienteilnehmer in ein virtuelles Büro voller Gerümpel versetzt, in dem sie sich frei bewegen und mit den Gegenständen interagieren konnten. Nach diesem Experiment mussten die Teilnehmer die Gegenstände aufzählen, die sie gesehen haben und Vorschläge machen, wie man Ordnung schaffen könnte. Damit sollte das Gedächtnis von Messies geprüft werden und ob sie größere Schwierigkeiten haben, Gegenstände in Kategorien einzuteilen.

Persönliche Traumata als Ursache

McCabe-Bennett erklärt, dass Messies Gegenstände oft deshalb horten, weil sie Angst haben, die damit verbundenen Erinnerungen zu verlieren. "Sie denken, sie brauchen diese Objekte, um schöne Erinnerungen hervorzurufen."

Tellier nannte gegenüber der Studienleiterin den Grund dafür, dass sie Gegenstände hortet. Als sie noch ein Kind war, trennten sich ihre Eltern. An dem Tag, als sie mit ihrer Schwester und Mutter ihre Sachen packen und wegziehen musste, konnte sie nur einen Koffer mitnehmen und musste alles Übrige zurücklassen.

"Die VR-Brille hilft mir dabei, die Bindung zu Gegenständen aufzuheben. Mit ihr kann ich sie so sehen, wie sie wirklich sind. Ich kann Abstand nehmen", sagt Tellier.

Für McCabe-Bennett dient die Studie in erster Linie dazu, die Krankheit zu verstehen. Die Ergebnisse sollen in einem zweiten Schritt helfen, VR-Behandlungsmethoden zu entwickeln. Eine Möglichkeit wäre, dass Betroffene in VR-Simulationen ihres eigenen Lebensraums lernen könnten, sich schrittweise von den wertlosen Gegenständen zu lösen.

| Featured Image: Von Grap - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link | Source: Motherboard