Virtual Reality: Oscar-Star Iñárritu spricht über die Zukunft von VR

Virtual Reality: Oscar-Star Iñárritu spricht über die Zukunft von VR

Mit der Virtual-Reality-Installation "Carne y Arena" gewann der Hollywood-Regisseur Alejandro González Iñárritu einen Ehrenoscar. Zur Zukunft des Mediums findet er deutliche Worte.

Carne y Arena ist eine Installation, die die Leiden mexikanischer Einwanderer an der Grenze zu den Vereinigten Staaten zeigt. Die Besonderheit ist, dass Iñárritu das audiovisuelle Element der VR-Brille mit einem haptischen verbindet: Die Besucher der Ausstellung fühlen Sand unter den Füßen und die Hitze der Sonne. Das verstärkt den Eindruck, dass sie in der Wüste gestrandet sind.

Iñárritu möchte mit der VR-Brille das Mitgefühl der Menschen wecken, das aus seiner Sicht in politischen Debatten verkümmert. "Wir wollen die Ausstellung nach Washington bringen und an andere Orte, wo Entscheider beeinflusst werden können", sagt Iñárritu bei einer Gesprächsrunde im Los Angeles County Museum of Art, wo die Installation gezeigt wird.

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"Man ist kein Besucher, sondern ein Teilnehmer. Man wird zum Einwanderer. Wenn der Körper sagt, dass es passiert, dass es real ist, dann hilft das Menschen dabei, sich in eine andere Identität zu versetzen. Der Körper lügt nicht", sagt Iñárritu.

Iñárritu: "Das ist niemals ein Film"

Der Regisseur zieht einen scharfen Trennstrich zwischen der Produktion eines klassischen Films und einer VR-Erfahrung. Bei letztgenannter könne er dem Zuschauer nichts vortäuschen, beispielsweise durch eine eingespielte Soundkulisse: Jede mögliche Situation in einer Szene müsse durchdacht und im Drehbuch beschrieben werden.

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Virtual Reality dürfe nicht mit klassischem Geschichtenerzählen in Verbindung gebracht werden. "Wenn VR frei ist von Traditionen, dann zeigt sie ihr volles Potenzial und wir entdecken neue Wege, um zu kommunizieren, die transzendental und mächtig sind", sagt Iñárritu. Das Medium könne zu etwas werden, das jetzt noch nicht vorstellbar sei. "Künstler und Museen werden neue Wege zeigen, uns selbst zu verstehen."

Geht das Transzendenz-Potenzial im Content-Müll verloren?

Obwohl Iñárritu Virtual Reality viel zutraut, glaubt er nicht, dass ihr Potenzial zeitnah ausgeschöpft wird. Nicht etwa wegen technischer Einschränkungen, sondern weil der Fokus aufs Geldverdienen gerichtet ist. VR würde für Pornos oder Videospiele genutzt oder "als Werbung für beschissene Filme" - die meiste Zeit sei es "eine Katastrophe".

"Das neue Medium wird überschwemmt mit schlechten Videos und als Werbe-Werkzeug missbraucht, um Geld zu machen", glaubt Iñárritu. Es benötige "viele mutige Menschen, Geldgeber und Museen", um VR als bewusstseinserweiterndes Medium zu etablieren.

Nicht nur die New York Times, sondern auch andere Zeitungen zeigen sich von der VR-Installation beeindruckt.

Erster Oscar für Virtual Reality: VR-Erfahrung erhält seltene Auszeichnung

| Featured Image: Festival de Cannes