Virtual Reality: Geschworene sollen Tatort in VR begehen

Virtual Reality: Geschworene sollen Tatort in VR begehen

Minority Report lite: An der Staffordshire Universität starten Wissenschaftler mit der Verbrechensbekämpfung der virtuellen Generation. Ein Tatort soll in Virtual Reality rekonstruiert und für die Geschworenen begehbar gemacht werden.

Das hatten Zuckerberg, Samsung und Co. bestimmt nicht im Sinn, als sie im verträumten Marketing-Sprech von einer Zukunft visionierten, in der jeder von uns nach Belieben Momente und Erinnerungen einfängt und wiedergibt, exakt so, wie sie passiert sind. Denn anstatt den Hochzeitstanz, die ersten Schritte des Babys oder das Konzert der Lieblingsband zu speichern, möchte die Staffordshire Universität das neue Medium einsetzen, um Schauplätze von Verbrechen dauerhaft zu konservieren.

Dafür kooperiert die Universität mit der örtlichen Polizei und möchte die virtualisierten Tatorte als neue Basis für die Urteilsfindung im Gerichtssaal etablieren; Geschworene sollen mittels VR-Brille den Tatort begehen. Wie genau das umgesetzt werden könnte, das sollen die Wissenschaftler im weiteren Projektverlauf herausfinden. Experimentiert wird offenbar schon mit einer Reihe an Capture-Technologien, darunter "Laser Scanning" und "Drohnen".

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"Wir möchten die bestmögliche Lösung finden, um das Strafjustizsystem zu unterstützen. Zuerst soll die Technologie die Polizei bei der Erkundung und Aufzeichnung des Verbrechens unterstützen und dann den Geschworenen im Gerichtssaal dabei helfen, die Verbrechen besser zu verstehen", sagt die Projektleiterin Caroline Sturdy Colls von der Staffordshire Universität gegenüber BBC.

Sie bezeichnet das Projekt als "einzigartig in Europa“, die örtliche Polizei geht von einem Konzept aus, das eines Tages signifikant werden könnte. Immerhin rund 180.000 Euro Fördergelder der Europäischen Kommission stecken in der virtuellen Tatortforschung. Ein örtlich ansässiger Rechtsanwalt ist skeptisch: "Wir haben bisher keine besonderen Erfolge dabei gehabt, Technologie im Gerichtssaal zu etablieren."

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Denkbar wäre beispielsweise, dass ein Tatort mittels Photogrammetrie aufbereitet wird. Allerdings ist dieser Aufnahmeprozess zeitaufwendig und wohl auch nicht detailliert genug, um wirklich als Beweismittel durchzugehen. 360-Videos fallen aufgrund qualitativer Mängel sowieso raus, also blieben nur noch gerenderte 3D-Nachbauten, die auf Basis von Fotos und Videos erstellt werden.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt bereits die Journalismusforscherin Nonny de la Peña, die versucht, Tathergänge digital zu rekonstruieren und dann für eine VR-Brille aufzubereiten. Objektivere Berichterstattung und bessere Nachvollziehbarkeit eines Verbrechens sind dabei ihre Ziele. Wahrscheinlicher ist es, dass die bisherigen Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppe als Kuriosum in die Geschichte der virtuellen Realität eingehen werden.

| Source: BBC | Featured Image: Pixabay