Virtual-Reality-Brille HTC Vive: Reaktionen auf den Preis
Die Tage nach der Preisbekanntgabe der Oculus-Rift-Brille waren geprägt von Kritik und Entrüstung. Denn mit rund 740 Euro inklusive Versand ist die VR-Brille etwa 200 bis 300 Euro teuer, als viele VR-Enthusiasten sich das erhofften - und Oculus VR es im Vorfeld andeutete. Doch wie reagieren Käufer und Medien auf den noch höheren Preis von HTC Vive?
Den hohen Einstiegspreis für Oculus Rift empfanden viele VR-Begeisterte nicht nur als Angriff auf die eigene Geldbörse, sondern gar als potenzielles Risiko für die gesamte VR-Branche. Den Massenmarkt könne man mit solch einem Preis nicht erobern, hieß es in den Medien und sozialen Netzwerken. Nun, rund sechs Wochen nach dem Start der Vorbestellungen, ist die Kritik weitgehend verstummt. Oculus Rift verkauft sich offenbar gut und ist bereits bis Sommer vergriffen, auch wenn die Facebook-Tochter bisher keine offiziellen Zahlen nennt.
Nun zog auch Mitbewerber HTC nach und nannte den Preis für die Vive-Brille, der mit 799 US-Dollar sogar noch 200 US-Dollar über dem der Rift-Brille liegt. HTC und Valve lernten allerdings aus den Fehlern von Palmer Luckey und Co. und bereiteten die VR-Gemeinde schon im Vorfeld der Preisbekanntgabe darauf vor, dass Vive ein eher hochpreisiges Produkt wird.
"Wir bemühen uns, nicht zu teuer zu werden", sagte beispielsweise Valves VR-Enthusiast Chet Faliszek. Der finale Preis deckt sich in etwa mit den Erwartungen im Vorfeld, dementsprechend fallen die Reaktionen eher sachlich und zurückhaltend aus. Anstatt über die Höhe des Preises zu diskutieren und zu berichten, konzentrieren sich Fans und Medien eher auf die Mehrwerte, die HTC Vive gegenüber Oculus Rift potenziell bietet.
Für Entwickler "macht der Preis Sinn"
Software-Entwickler, die ja immerhin mit der installierten Hardware später ihr Geld verdienen sollen, sind vom Preis für das Gesamtpaket eher positiv überrascht: "Der Preis macht aufgrund der verbauten Technologie und dem noch neuen Herstellungsprozess Sinn, außerdem sind 3D-Controller und ein erweitertes Trackingsystem mit im Paket. Um ehrlich zu sein habe ich gedacht, dass Vive teurer wird", sagt Bojan BrBora von 4PM Games. Sein Kollege Nick Pittom von Fire Panda pflichtet ihm bei: "Ich hätte 850 US-Dollar erwartet, der Preis ist also gut. Der Aufpreis gegenüber Oculus Rift wird durch die 3D-Controller und das Trackingsystem wett gemacht." Ähnlich sieht das auch Neal Nellans von GhostMachine: "Für die Technologie, die man mit Vive bekommt, sind 800 US-Dollar ein fairer Preis."
"Nein, der Preis von 799 US-Dollar wird Virtual Reality nicht umhauen", heißt es bei Forbes. Der Autor des Wirtschaftsmagazins erinnert daran, dass neue Technologie am Anfang meist sehr teuer sei und schreibt: "Es ist völlig ok, in der ersten VR-Phase nur von der Seitenlinie zuzuschauen, aber es ist Unsinn zu behaupten, dass VR nur aufgrund des hohen Einstiegspreises floppt." Auch Ars Technica erinnert an die noch frühe Phase von Virtual Reality: "Das grundlegende Interesse der frühen Käufer wird darüber entscheiden, ob die Technologie einen Massenmarkt erobern kann." Der Redakteur sieht den Mehrwert der 3D-Controller und der erweiterten Bewegungserkennung, glaubt aber auch, dass es für Entwickler schwierig sein wird, Software anzubieten, die die zusätzlichen Features voll ausreizt.
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Das US Tech-Magazin "The Verge" geht gar davon aus, dass Vive das Unternehmen HTC retten könnte, denn auf dem Smartphone-Markt bekommen die Taiwanesen seit Jahren kein Bein mehr auf den Boden. HTC Vive sei deutlich wichtiger als jedes Flaggschiff-Smartphone, schreibt der Autor, und HTC solle keine Angst davor haben, nur noch auf ein Produkt zu setzen - so überzeugt ist er von der Qualität der VR-Brille. Den Preis empfindet er als angemessen in Relation zu dem, was geboten wird: "Wahrscheinlich hat HTC die Gewinnmarge bei Vive auf Null reduziert, um so wettbewerbsfähig wie möglich zu sein. Ich halte das für einen sehr guten Schritt. [...] Das Geschäft mit Android-Smartphones war brutal zu HTC und die Zukunft des Unternehmens hängt von HTC Vive ab. Beachtet man aber die Qualität der Vive-Brille, ist das keine schlechte Ausgangsposition."
Ein Redakteur des Tech-Magazins Gizmodo, der laut eigenen Aussagen bisher weder digitalen Spielen noch Virtual Reality etwas abgewinnen konnte, ist von Vive restlos begeistert: "Der Preis kümmert mich nicht. HTC Vive hat mich in einen VR-Enthusiasten verwandelt", übertitelt er seinen Artikel und schreibt im Fazit: "HTC Vive ist das beste Stück Technologie, das ich jemals ausprobiert habe und ich kann es kaum erwarten, bis die VR-Brille erscheint."
Gänzlich anders sieht es ein Redakteur von Geek.com. Er schreibt, dass Konsumenten nur die Wahl bleibt zwischen günstigen, aber schlechten und sehr guten, aber überteuerten VR-Brillen. Für ihn hat sich das Thema Virtual Reality damit vorerst erledigt: "HTC glaubt, dass man ein VR-System für 800 US-Dollar verkaufen kann. Ich bin nicht ansatzweise so optimistisch."
Ähnlich sehen das auch die Leser des Gaming-Magazins Gameinformer. Gefragt nach Meinungen zum Vive-Preis fallen die meisten Leserkommentare negativ aus. Nur wenige der Spieler sehen Potenzial in der neuen Technologie. Die zusätzlichen Features von HTC Vive interessieren in diesem Kontext wenig. Ein Leser freut sich aus einem ganz eigenen Grund über den hohen Preis: "VR löst bei mir Übelkeit aus, daher freut es mich, dass die Geräte so teuer sind. Je weniger Menschen sie kaufen, desto schneller werden Entwickler damit aufhören, Zeit und Geld in VR-Spiele zu investieren." Allerdings hatte kaum einer der Leser bisher Gelegenheit, eine VR-Brille auszuprobieren.
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