Tsunami-Training in Virtual Reality mit Oculus Rift

Tsunami-Training in Virtual Reality mit Oculus Rift

An der Aichi Universität für Technologie forschen Wissenschaftler daran, wie man neue virtuelle Interfaces für das Katastrophentraining nutzen kann. Die Virtual-Reality-Simulation soll Bürger für das richtige Verhalten bei einem einsetzenden Tsunami sensibilisieren und sie mit den negativen Konsequenzen von falschen Entscheidungen konfrontieren.

Die Simulation soll den VR-Nutzern in erster Linie zeigen, was sie nicht tun sollten, nämlich während eines Tsunamis im Auto sitzenzubleiben und zu versuchen, der Flutwelle davonzufahren. Wer das Auto nicht rechtzeitig verlässt, wird vom Wasser darin gefangen und fortgespült und hat dann kaum mehr eine Chance, aus dem Wagen zu fliehen. Eine scheinbar befahrbare und eine komplett überflutete Straße trennen häufig nur wenige Minuten. Wer also auch nur einen kurzen Moment zögert, das eigene Auto aufzugeben, schwebt in großer Lebensgefahr.

Die immersive VR-Erfahrung von Tomoki Itamiya, Professor für Bildverarbeitung an der Aichi Universität, soll die Konsequenzen des Fehlverhaltens möglichst drastisch und eindrucksvoll visualisieren. Mit der VR-Brille Oculus Rift auf dem Kopf sitzen Probanden in einem virtuellen Auto und sollen versuchen, der Flutwelle mit dem PKW zu entkommen. Doch Trümmer und Wasser versperren schon nach wenigen Sekunden den Weg und die Flutwelle blockiert die Autotür. Der Fahrer wird mitsamt seinem Auto weggespült und ist dabei vollkommen hilflos. "Die Simulation zeigt dem Nutzer, was passiert, wenn er einem Tsunami im Auto entkommen will", sagt Itamiya. "Das hilft Menschen dabei, zu verstehen, dass sie ihr Auto sofort verlassen und fliehen müssen."

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Die Idee für die VR-Anwendung hatte Itamiya nach der Tsunami-Katastrophe in 2011. Gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten analysierte er Filmmaterial, das von Kameras, die auf Autos montiert waren, aufgezeichnet wurde. Ergänzend führten die Wissenschaftler Interviews mit den Opfern der Katastrophe, um den Ablauf des Tsunamis möglichst akkurat zu rekonstruieren. Auch die virtuellen Umgebungen und Straßenzüge wurden realen Stadt- und Ortsteilen nachempfunden, die 2011 von der Flutkatastrophe betroffen waren. Um das VR-Erlebnis möglichst authentisch zu gestalten, sitzen die Probanden in einem Fahrsimulator und haben ein echtes Lenkrad in der Hand.

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Schon seit Anfang 2015 sind Itamiya und sein Team mit der VR-Simulation unterwegs, um möglichst vielen Menschen einen virtuellen Eindruck einer Tsunami-Katastrophe zu geben, damit diese lernen, im Ernstfall richtig zu reagieren. "Die Simulation ist sehr nützlich für das Katastrophentraining und ein guter Weg, damit Menschen sich der immensen Gefahr in so einer Situation bewusster werden", sagt Itamiya.

Neue Forschung von Itamiya beschäftigt sich auch mit Tsunami-Szenarien außerhalb des Straßenverkehrs, unter anderem zeigt ein 360-Video für Google Cardboard, wie schnell die Flutwelle eine reale Umgebung einnehmen kann. Mehr Demonstrationen gibt es im YouTube-Kanal des Instituts. Zwar wirken viele davon noch unfertig, allerdings ist es auch nicht Aufgabe der Forschung, fertige Produkte zu entwickeln, sondern neue Methoden und Konzepte zu erproben.