Tech-Investor erklärt, weshalb der Hirnchip unausweichlich ist

Tech-Investor erklärt, weshalb der Hirnchip unausweichlich ist

Der steinreiche Tech-Investor Bryan Johnson gründete 2016 das Unternehmen Kernel, das sich mit Neurotechnologie befasst. Davon überzeugt, dass der Chip im Hirn der nächste große Schritt in der menschlichen Evolution ist, steckte Johnson 100 Millionen US-Dollar seines Privatvermögens in den Aufbau des Unternehmens. In einem Interview erklärt Johnson, warum dieser Schritt notwendig ist.

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Kernel soll Verfahren entwickeln, mit denen Wissenschaftler das Gehirn und speziell Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer besser verstehen können. Das ultimative Ziel ist der Durchbruch bei der Gehirn-Maschine-Kommunikation und mit ihm eine signifikante Erweiterung der Fähigkeiten des menschlichen Gehirns. Wie viele seiner Silicon-Valley-Kollegen hält Johnson diesen Schritt für unausweichlich, damit der Mensch zukünftig nicht von der Maschine dominiert wird.

Im Interview mit Backchannel beschreibt Johnson seine Motivation im Detail: "In meiner aktuellen Konfiguration fühle ich mich extrem eingeschränkt", sagt Johnson. Seine Fähigkeit, zu konsumieren, zu erinnern, zu denken oder sich Dinge vorzustellen, befindet er für nicht ausreichend. Er könne sich beispielsweise keine Dinge vorstellen, die ihm völlig unbekannt seien.

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Trotz dieser Defizite herrsche die menschliche Rasse aufgrund ihrer überlegenen Intelligenz über die Erde. Noch: "Wir entwickeln eine neue künstliche Intelligenz, die immer fähiger wird, unabhängig davon, ob sie bewusst ist oder nicht", sagt Johnson. Damit die Menschheit in einigen Jahrzehnten noch relevant sei, müsse das Potenzial des Gehirns entschlüsselt werden und eine kognitive Evolution stattfinden.

"Wenn wir uns eine Zukunft in 30, 40 oder 50 Jahren vorstellen, dann gibt es davon keine glückliche Version, in der es uns nicht gelungen ist, unseren neuralen Code zu lesen und zu schreiben", glaubt Johnson.

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Fünf bis zehn Jahre bis zum Durchbruch

Eine konkrete Vorstellung davon, wie das gelingen könne, hat Johnson nicht. Dennoch glaubt er, dass technologische Durchbrüche passieren, die für eine sprunghafte Entwicklung sorgen. Dann sollen plötzlich Dinge möglich sein, die zuvor unmöglich schienen. Neue Verfahren zur Hirnanalyse, wie sie bei Kernel entwickelt werden, sollen dabei helfen.

Ähnlich wie der PayPal-Milliardär Elon Musk, der kürzlich ebenfalls ein Hirnchip-Unternehmen gründete, glaubt Johnson, dass in neun bis zehn Jahren das erste gesunde menschliche Gehirn mit Technologie verbessert wird. In diesem Kontext spricht Johnson von der Ära der "selbstgesteuerten Evolution", in der Menschen über ihre biologische, neurologische und physische Beschaffenheit frei bestimmen könnten.

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Die Hirnevolution soll so signifikant ausfallen, dass sich Menschen in 100 Jahren nicht mehr mit heutiger Literatur beschäftigten, da sie ihnen zu banal erscheine. Dass eine solche Veränderung den meisten Menschen vorerst bedrohlich erscheine, sei normal, so Johnson. Die Adaption folge, wenn der Nutzen in den Vordergrund trete.

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Johnson wirft die Frage auf, was Menschen dazu antreibt, den Status Quo der Menschheit als "heiligen Standard" zu betrachten. Menschen strebten ohnehin nach permanenter Veränderung und Optimierung.

"Sind wir nicht von Natur aus unzufrieden mit uns selbst?", fragt Johnson rhetorisch. Er wünsche sich eine Existenz in einer angenehmen Welt, in der er sich sicher fühle, seiner Kreativität freien Lauf lassen könne und dabei Nutzen und Bedeutung empfinde. Ein Hirnchip könne beispielsweise dabei helfen, Feindseligkeit und damit Krieg zu deaktivieren.

Seine Hoffnung sei es, entsprechende Technologien für Milliarden von Menschen zu bauen. Falls die flächendeckende Verbreitung nicht gelinge, sei das kein neues Problem. Als Beispiel nennt er die Existenz staatlicher und privater Schulen. Die Ausbildung an einer Privatschule entspräche ähnlich wie ein Hirnchip einer Erweiterung der eigenen Fähigkeiten.

"Menschen haben schon immer alles getan, um ihr Wohlergehen zu optimieren. Wenn wir dafür jetzt Technologie ins Gehirn einsetzen, dann ist das nur eine Fortschreibung dessen, was Menschen schon immer tun", sagt Johnson.

Ein Experiment zeigt, dass sich Entwickler von Gehirn-Maschine-Interfaces schon jetzt mit ethischen und moralischen Fragen beschäftigen sollten.

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| Featured Image: Pixabay, Lizenziert nach CC0 | Source: Wired