Patient trägt Oculus Rift während Hirn-OP

Patient trägt Oculus Rift während Hirn-OP

Neurologen in einem französischen Krankenhaus führten erstmals eine Operation am Gehirn mit Virtual Reality durch. Allerdings trugen nicht etwa die Chirurgen eine VR-Brille, sondern der Patient. 

Der 50-jährige Mann litt an einem Tumor, der an seinem Seh- und Sprachzentrum angrenzte. Die besondere Herausforderung bei einer solchen Operation: Wird der Tumor entfernt, läuft der Arzt immer Gefahr auch gesunde Teile des Gehirns zu verletzten. Im schlimmsten Fall kann der Patient nach dem Eingriff nicht mehr sehen oder sprechen. Um das zu verhindern, wird der Patient bei vollem Bewusstsein operiert und seine Hirnfunktionen fortwährend überprüft. Erstmals wurde für diese Funktionstests eine Virtual-Reality-Brille verwendet.

"Es wurden Lichtblitze übertragen und der Patient war in der Lage genau zu beschreiben, was er sah. Dadurch waren sich die Neurologen sicher, das Sehzentrum nicht zu verletzen, als sie den Tumor entfernten," sagte Marc Fox, Professor vom Forschungsprojekt Esiea, das sich mit VR in der Medizin beschäftigt. In Zukunft können diese Test durch die neue Technologie viel komplexer durchgeführt werden. Neben der Sehfunktion und dem Sichtfeld könnte so auch die räumliche Wahrnehmung getestet werden.

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Die starke Immersion ist ein weiterer möglicher Vorteil, wenn Patienten VR-Brillen bei Operationen tragen. So bekommt diese von der oft ungewohnten OP-Situation weniger mit und sind entspannter. Dieser Effekt könnte in Zukunft besonders in der Kinderheilkunde genutzt werden. "Um Kindern die Angst zu nehmen, könnten wir den Operationsraum in eine Art Videospiel verwandeln. So können die Kinder Tests für die Operation spielerisch erledigen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind", erklärt Professor Philippe Menei, Leiter der Neurologie des Universitätsklinikums in Angers.

Virtual Reality für den medizinischen Alltag

Der Einsatz von Virtual Reality im medizinischen Kontext etabliert sich immer mehr. Auch HTC hat Chirurgen als mögliche neue Zielgruppe entdeckt: Mit der Virtual-Reality-App Surgical Theater für HTC Vive soll Neurochirurgen künftig der Arbeitsalltag erleichtert werden. Die Software erstellt ein 3D-Modell des Gehirns, das dann bei der Beratung von Patienten oder der OP-Vorbereitung helfen soll. Das Model erlaubt es dem Chirurgen sich eine Art Routenplan für die Operation anzulegen, um mögliche Risiken im Vorfeld zu erkennen.

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Auch in der Therapie wird  die neue Technologie eingesetzt. Der Post-Traumatischen-Belastungsstörung erklärten Forscher schon vor vielen Jahren mit VR den Krieg. Das Programm Bravemind soll Kriegsveteranen, die besonders häufig von PTBS betroffen sind, mit den Situationen erneut konfrontieren, die das Trauma ursprünglich auslösten. Das geschieht nicht mit der Holzhammer-Methode, sondern die VR-Erfahrung kann Schritt für Schritt intensiviert werden. Das ist der große Vorteil einer rein virtuellen Umgebung, in der eine Vielzahl von Parametern (bspw. Geräuschkulisse, visuelle Effekte, Details im Szenario) flexibel angepasst werden können.

| SOURCE: france24
| FEATURED IMAGE: Cervo 2016, france24