Offiziell: Augmented-Reality-Unternehmen Blippar ist Pleite

Offiziell: Augmented-Reality-Unternehmen Blippar ist Pleite

Update vom 18. Dezember:

Jetzt ist es offiziell: Trotz Millionenförderung geht das AR-Unternehmen Blippar in die Insolvenz. Alle Mitarbeiter werden entlassen, die noch vorhandenen Unternehmenswerte werden verkauft. Die Services von Blippar werden voraussichtlich mit dem Start der Insolvenz eingestellt.

Etwas kurios ist der Ausgang des Unternehmens dann doch: Die Strategie habe zuletzt einen Fokus auf das B2B-Geschäft vorgesehen, um profitabel zu werden. Diese Strategie sei vom Vorstand genehmigt worden, habe aber eine zusätzliche Investition benötigt.

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Diese Investition - ein "kleiner Betrag" - sei schon gesichert gewesen, hätte aber die Zustimmung der Aktionäre benötigt. Ein einzelner Aktionär habe gegen die Finanzierung votiert und die Investition so blockiert - obwohl er sich nicht erneut an der Finanzierung hätte beteiligen müssen.

Ursprünglicher Artikel vom 11. Dezember 2018:

Eines der größten AR-Unternehmen könnte schon bald Geschichte sein: Blippar braucht dringend eine Finanzspritze, doch ein Investor stellt sich quer. Eine Insolvenzfirma hat bereits ihre Arbeit aufgenommen.

Die Unternehmensführung soll Anteilseigner am vergangenen Freitag über die Blockade des Investors Khazanah informiert haben, meldet die Sunday Times (Bezahlschranke). Der Investmentfonds der malaysischen Regierung steckte 2016 rund 35 Millionen US-Dollar in Blippar, wolle sich jedoch nicht an der Nachzahlung beteiligen. Das habe die Chefetage dazu gezwungen, ein Insolvenzverfahren einzuleiten.

Khazanahs Vorstandsmitglieder waren Mitte 2018 nach einem Regierungswechsel zurückgetreten und der neue Vorstand scheint nicht willens zu sein, noch mehr Geld in Blippar zu investieren. Das britische Unternehmen hat seit der Gründung im Jahr 2011 mehr als 130 Millionen US-Dollar eingesammelt.

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Die letzte Finanzierungsrunde über 37 Millionen US-Dollar wurde erst kürzlich bekanntgegeben. Hauptinvestoren waren Qualcomm Ventures und der Immobilienmagnat Nick Candy, der 28 Prozent Anteile am Unternehmen hält. Candy wolle die Insolvenz verhindern, sei jedoch von Khazanah an einer weiteren Zahlung gehindert worden, heißt es im Bericht.

Auf der Suche nach einem Geschäftsmodell

Blippar hat seit der Gründung eine Vielzahl von AR-Geschäftsmodellen ausprobiert, als langfristig profitabel erwies sich jedoch keines. In der Anfangsphase wollte das Unternehmen mit AR-Werbung Geld verdienen, jedoch ohne Erfolg.

Nach einer neuerlichen Großinvestition legte Blippar den Schwerpunkt auf maschinelles Sehen und entwickelte eine Smartphone-App, die Objekte erkennt und mit Suchergebnissen aus dem Internet kombiniert.

Ab 2017 versuchte sich Blippar an AR-Navigationshilfen für Städte und für Innenräume. Letztere Technologie sollte an den Einzelhandel, Flughäfen und Stadien verkauft werden.

In einem Schreiben, das der US-Seite Techcrunch vorliegt, plant die Unternehmensführung nach der Sicherstellung finanzieller Mittel einen weiteren Strategiewechsel: Blippar will AR-Formate standardisieren und vereinheitlichen und eine AR-Plattform entwickeln, auf der Nutzer AR-Inhalte erstellen und veröffentlichen können.

Frühe Warnzeichen

Blippar schrieb 2017 Verluste in Höhe von 45 Millionen US-Dollar. Mitarbeiter sollen sich laut Business Insider über die häufigen Strategiewechsel und die hohen Ausgaben beschwert haben und sagten einen finanziellen Kollaps für das Jahr 2018 voraus.

Ende 2017 soll Blippar nach Käufern Ausschau gehalten haben. Snap-CEO Evan Spiegel soll das Unternehmen besucht und 200 Millionen US-Dollar geboten haben. SAP solle ebenfalls Interesse an einem Kauf gezeigt haben. Nachdem kein Deal zustande gekommen war, schloss Blippar seine kalifornische Niederlassung und entließ 35 Angestellte.

Die Unternehmensführung will die Gespräche mit den Investoren fortführen und bis zum Ende dieser Woche zu einer Verhandlungslösung kommen. Auf dem Spiel stehen 75 Arbeitsplätze.

Titelbild: Blippar, Quelle: The Sunday Times / Techcrunch