ODG stellt zwei neue Datenbrillen auch für Endverbraucher vor

ODG stellt zwei neue Datenbrillen auch für Endverbraucher vor

Bislang verkaufte ODG strikt an Unternehmen. Jetzt sollen die R8- und R9-Datenbrille den Markt für Endverbraucher öffnen. Ob das gelingen kann?

Anfang Dezember verkündete die Osterhout Design Group (ODG) eine erfolgreiche Finanzierungsrunde über 58 Millionen US-Dollar. Das Geld soll in die Ausweitung der Produktion und in die Forschung gesteckt werden. Außerdem will sich das Unternehmen stärker in Richtung Endverbraucher ausrichten. Bislang fokussierte sich ODG ausschließlich auf Anwendungen im industriellen Kontext.

Ändern soll das insbesondere die neue Datenbrille R8, die für unter 1.000 US-Dollar auf den Markt kommt. Das Gerät hat Qualcomms neuen Snapdragon-Prozessor 835 verbaut, der im kommenden Halbjahr das vorherige Flaggschiff Snapdragon 820 ablöst. Das Betriebssystem Recticle OS läuft auf Basis von Android 7.0.

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Das Sichtfeld soll bei circa 40 Grad liegen, die Auflösung des OLED-Displays bei 720p. ODG verspricht ein sehr klares und detailreiches Bild. Das Gewicht liegt bei circa 130 Gramm. Die Veröffentlichung eines Entwicklerkits ist für das dritte Quartal 2017 angedacht.

Das günstigere R8-Modell soll auch an Endverbraucher verkauft werden. Bild: ODG

Das günstigere R8-Modell soll auch an Endverbraucher verkauft werden. Bild: ODG

Die R9-Brille ist die leistungsfähigere Version, die allein aufgrund des hohen Preises von circa 1.800 US-Dollar hauptsächlich für den B2B-Markt oder für Enthusiasten gedacht sein dürfte. Das Display löst mit 1080p auf und die Sichtfeldweite liegt bei über 50 Grad.

Ergänzend bietet die R9-Brille eine Mipi/USB-Schnittstelle für eventuelle Erweiterungen und eine hochauflösende Frontkamera. Das Gewicht liegt bei circa 180 Gramm. Die Entwicklerversion soll im zweiten Quartal 2017 auf den Markt kommen. Das Gerät wurde im Vorfeld der CES 2017 mit dem "Innovation Award" ausgezeichnet.

Die R9-Brille ist fortschrittlicher, dafür teurer und schwerer. Bild: ODG

Die R9-Brille ist fortschrittlicher, dafür teurer und schwerer. Bild: ODG

Zur Kapazität des Akkus gibt es bislang keine konkrete Aussage. In der Vergangenheit hieß es, dass die Brillen mit den gängigen Laufzeiten eines Smartphones konkurrieren können.

Die auf der CES 2017 ausgestellten Versionen sind laut der US-Webseite The Verge nicht oder nur begrenzt funktionstüchtig. Heise lobt das ordentliche Bild der verbauten OLED-Displays, kritisiert jedoch den geringen Tragekomfort und bemängelt das fehlende Positionstracking der Demo. Außerdem sei das Headtracking beim Betrachten eines 360-Videos leicht verzögert.

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Das Tracking bleibt die Schwachstelle

Gegenüber vorherigen Produkten verbessert ODG das Trackingverfahren, das jetzt auch Bewegungen in die Tiefe des Raumes zulässt. Das Positionstracking wird mit einem kamerabasierten SLAM-Verfahren umgesetzt, das zusätzlich auf die Daten der in der Brille integrierten Bewegungssensoren (Magnetometer, Gyroskop, Beschleunigungssensor) zurückgreift.

Dieses Trackingverfahren bietet nicht die gleiche Präzision wie das Inside-Out-Tracking von Hololens, das spezielle 3D-Sensoren einsetzt. Externe Trackingsysteme wie bei Oculus Rift und HTC Vive arbeiten ebenfalls deutlich präziser.

ODG räumt ein, dass die neuen Brillen zumindest beim Tracking nicht mit Hololens konkurrieren können und sollen. Das Unternehmen kennt die Schwachstelle und möchte für zukünftige Hardware präzisere Trackingverfahren einsetzen.

Weitgehend offen ist, in welchen Anwendungsszenarien Endverbraucher die Brille auf die Nase setzen sollen. Für Industrieunternehmen wird die Software nach Bedarf entwickelt. Für den kommerziellen Markt bräuchte es ein App-Ökosystem, damit das Produkt interessant wird und bleibt.

Gegenüber Techcrunch nennt ODG-Manager Pete Jameson "Email, im Internet surfen, Filme, Mobile-VR und interaktive AR-Erfahrungen" als mögliche Anwendungsbeispiele. Er räumt allerdings auch ein, dass die beiden neuen Brillen keine vollständige Neuausrichtung auf den kommerziellen Markt bedeuten würden. Das klingt noch recht experimentell.

| All Images: ODG