Oculus Rift: "We Wait" lässt einen die Not von Flüchtlingen nachempfinden

Oculus Rift:

Die britische Rundfunkanstalt BBC hat zusammen mit Aardman Animations eine VR-Erfahrung für Oculus Rift produziert: "We Wait" erzählt die Geschichte einer Gruppe syrischer Flüchtlinge, die an der türkischen Küste auf ein Boot warten, das sie nach Europa bringen soll. Mit Hilfe von Virtual Reality kann man für wenige Minuten ihre Perspektive einnehmen und so ein Stück weit deren Not nachempfinden.

Es ist Nacht und stockdunkel. Man sitzt an der Küste, umgeben von anderen Menschen, die man flüstern hört, aber nur schemenhaft erkennt. Der Blick ist auf das unruhige Meer gerichtet. Weit draußen schimmern die Lichter der griechischen Insel Kos, die nur wenige Kilometer entfernt ist.

Angst und Ungewissheit

Jetzt wird es plötzlich hell, als hätte jemand das Licht angeknipst und aus den Schemen werden Menschen: Man erkennt, das man inmitten einer Gruppe von Flüchtlingen sitzt. Vor mir kauert eine Mutter neben ihrem kleinen Sohn, rechts von mir eine junge Frau und ein Mann. Zu meiner linken Seite haben sich mehrere Männer um ein kleines Feuer geschart.

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Die Figuren sind sehr einfach modelliert, man kann sogar die einzelnen Polygone erkennen. Die maskenhaften Gesichter verraten Angst und Ungewissheit. Die meisten Flüchtlinge tragen bereits Schwimmwesten. Sie sind vorbereitet und erwarten die Schleuser, die demnächst mit ihrem Boot kommen werden.

Der Junge vor mir ist müde. "Es ist schwer, hier zu schlafen", bemerkt die Mutter mir gegenüber und fügt hinzu: "Aber wenigstens ist der Winter noch nicht da". Die Mutter soll bereits seit dem Frühling auf der Flucht sein. Plötzlich sind sehr viele Menschen um mich herum, die sich dicht an mich drängen und ich erkenne, dass wir uns auf einem Boot inmitten der sturmgepeitschten See befinden.

Der Blick ist nach vorne gerichtet

Unter den Menschen herrscht helle Aufruhr, denn die Wellen schlagen heftig gegen das Boot und bringen es zum Schaukeln. Wir kommen an einem gekenterten Flüchtlingsboot vorbei, doch die Mehrheit der Gruppe entscheidet eilig, weiterzufahren. Schließlich nimmt die Überfahrt ein jähes Ende, als ein türkisches Patrouillenschiff auftaucht und das Boot abfängt.

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Nun sitzt man wieder an der Küste, an demselben Ort und blickt wieder hinaus aufs Meer. Die junge Frau und der Mann streiten sich. Die Frau möchte sich nicht noch einmal in ein Boot setzen, da sie nicht schwimmen kann. Besser sei es, den Landweg zu nehmen. Der Mann erwidert, dass dies einen Umweg von 800 Kilometer bedeuten würde.

Sonst erfährt man wenig über die Flüchtlinge. Wer sie sind, wovor sie flüchten und wie sie hierher gekommen sind, das alles bleibt im Dunkeln. Was zählt ist, ist allein die Gegenwart und die Zukunft: Der Blick ist nach vorne auf die Lichter von Kos gerichtet, die nur wenige Kilometer entfernt und doch unerreichbar ist.

We Wait ist kostenlos auf Oculus Home erhältlich.

| Featured Image: BBC / Aardman Digital