Oculus Go: Soziale Live-Streaming-App "Oculus Venues" im Test

Oculus Go: Soziale Live-Streaming-App

Oculus Venues ist nach Spaces Facebooks zweites großes Social-VR-Experiment. Geht das Konzept eines geselligen VR-Miteinanders in Live-Events auf?

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Gestern spielten im AT&T Park die San Francisco Giants gegen die Arizona Diamondbacks und ich war live dabei. Oder sollte ich zumindest. Denn vor mir sah ich statt einer Live-Übertragung des Baseballspiels nur undurchdringliches Dunkel und drei pulsierende Punkte, die auf einen (nicht endenden) Ladevorgang hindeuteten.

Um sicher zu sein, dass nur ich das Problem hatte, fragte ich meine Sitznachbarn, was sie vor sich sahen. Ihre Antwort: Die Fernsehübertragung eines Baseball-Spiels, ohne immersive 180-Grad-Sicht und Stereoskopie, aber immerhin im Großformat. "Es ist, als würde ich vor einem riesigen Fernseher sitzen", sagte der Kollege aus den USA. Das Bild selbst sei außerordentlich scharf, bestätigten mir viele weitere auf Anfrage.

Man trifft auf Gleichgesinnte

Venues setzt Nutzer jeweils in eine Viererbox mit drei anderen Zuschauern. Die App setzt ein Facebook-Profil voraus und ordnet Menschen mit gleichen Interessen einander zu - sofern man die entsprechende Option aktiviert hat. Auf einer digitalen Anzeige sehe ich die Namen meiner unmittelbaren Sitznachbarn und unter ihren Porträts tauchen kleine Icons mit Logos auf, die deren Interessen anzeigen. Zusätzlich erhalte ich Textnachrichten wie: "Nutzer XYZ gefällt Road to VR und Wired."

Durch diese automatische Zuordnung soll es VR-Nutzern leichter fallen, mit ihren Sitznachbarn Anknüpfungspunkte für Gespräche zu finden. Mit einem Klick können Venues-Bekanntschaften in die Oculus-Freundesliste aufgenommen werden.

Trifft man auf einen aufdringlichen oder unfreundlichen Sitznachbarn, kann man ihn stummschalten, blockieren oder melden. Für letztere Funktion kann man als "Beweismaterial" kurze Videos aufnehmen und Oculus übermitteln. Moderatoren sollen ebenfalls zugegen sein und bei Bedarf einschreiten.

Venues-Nutzer sind nicht an einen Sitzplatz gebunden und können sich jederzeit neue Plätze zuweisen lassen oder selbst zwischen freien Sitzen hin- und herhüpfen.

Fazit: Technische Schwächen, großes Zukunftspotenzial

Die Ausdrucksfähigkeit der Avatare ist noch sehr eingeschränkt, da Venues derzeit nur die 3-DOF-Brillen Oculus Go und Samsung Gear VR unterstützt. Die Köpfe der Sitznachbarn können sich zur Seite drehen, nicht jedoch in den Raum hinein. Statt des Controllers werden Hände angezeigt, sodass man sich zumindest gegenseitig zuwinken kann. Andere Gesten sind nicht möglich.

Die Avatar-Einstellungsmöglichkeiten sind ebenfalls bescheiden: Ich konnte kein Alter Ego kreieren, das mir auch nur annähernd gleicht. Zudem tragen alle Avatare Brillen, Sonnenbrillen oder VR-Brillen, sodass man die Augen nicht erkennt. Damit will Oculus wohl dem Uncanny-Valley-Effekt vorbeugen.

Venues steht noch ganz am Anfang. Die App ist ein Testballon und zeigt, wohin die Reise für Facebooks VR-Strategie und Social-VR im Allgemeinen geht. Zum jetzigen Zeitpunkt überzeugt sie eher auf konzeptueller als auf technischer Ebene.

Um das Versprechen eines glaubhaften, virtuellen Miteinanders in der Virtual Reality einzulösen, braucht es realistische Avatare und vielfältigere Interaktionsmöglichkeiten und für das Mittendringefühl ein immersiveres Videoformat. Vom Zukunftspotenzial des Konzepts hat mich Venues überzeugt.

Oculus Venues ist kostenlos für Oculus Go und Samsung Gear VR erhältlich.

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