Kommentar: VR und AR - Gefangen in der Sprachblase

Smartphone. Mobiltelefon. Computer. Fernseher. Buch. Das sind einfache und leicht auszusprechende Begriffe, von denen mir keiner damit droht, meine Realität zu verändern - obwohl genau das passiert.
Welche Realität darf es heute sein? Ich hätte da ein paar im Angebot, es ist bereits eine Auswahl: Virtual Reality, Augmented Reality, Hyper Reality, Merged Reality, Mapped Reality, Mixed Reality, Extended Reality, Augmented Virtual Reality oder die gute, alte Real Reality. Im Jahr 2019 gibt es definitiv keinen Mangel an Realitäten.
Wem das noch zu bodenständig ist, der kann auf die höhere Abstraktionsebene wechseln: Immersive und Spatial Computing sollen als Oberkategorien das Begriffschaos lichten. Machen sie auch. Aber nur für jene Menschen, die schon tief in der Materie stecken.
Warum einfach, wenn es kompliziert geht
Die Reality muss weg
Fantasien von der Matrix oder einer sonst wie gearteten digitalen Zwischenwelt, die die Realität (anteilig) ersetzen könnte, verwässern den zuvor beschriebenen Nutzen und wecken eher Widerstand als Kauflust.
Gelegentlichem Regenwetter und dem Münchner Oktoberfest zum Trotz: Die meisten Menschen mögen die Realität. Die Aussicht darauf, sie virtuell ersetzt oder digital erweitert zu bekommen, ist nicht auf Anhieb attraktiv. Ja, liebes Silicon Valley, ich weiß, dass das verrückt klingt.
Dass über VR und AR nur in Verbindung mit dem Begriff "Realität" gesprochen und geschrieben werden kann, überhöht die Erwartungshaltung an die Technologie unnötig. Und es schafft ein Drohszenario für all jene Menschen, die sich bereits vor dem normalen Monitor zurückgelassen fühlen. Dabei würden gerade sie von den neuen Computertechnologien profitieren.
Dieser Kommentar wurde zuerst am 30. September 2017 veröffentlicht und bleibt 2019 aktuell.
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