Heldenschmiede: Wie VR junge Menschen inspirieren kann, die Welt zu verändern

Heldenschmiede: Wie VR junge Menschen inspirieren kann, die Welt zu verändern

Angesichts der Herausforderungen, vor denen unser Bildungssystem steht, wird die Notwendigkeit eines zukunftsorientierten Lernansatzes immer deutlicher. Dies bereitet die Lernenden darauf vor, aktiv und kreativ an der Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft mitzuwirken. Das Projekt „Heroes & Causes“ nutzt Virtual Reality, um vielfältige Kompetenzen zu fördern, indem es die Lernenden durch die Erstellung von virtuellen Museen in die Rolle von Gestalter:innen versetzt.

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Dieser Artikel wurde von unserer Gastautorin Stephanie Wössner verfasst und ist Teil ihrer MIXED-Kolumne über zukunftsorientiertes Lernen.

Im Rahmen dieses Projektes haben Lernende die Gelegenheit, sich mit Held:innen aus verschiedenen Zeiten auseinanderzusetzen und sie in einem virtuellen Museum zu präsentieren. Dies kann in so gut wie allen Fachbereichen und interdisziplinär geschehen, da es Held:innen in allen Lebensbereichen gibt.

Die Lernenden beschäftigen sich in einem ersten Schritt mit ihren persönlichen Held:innen aus der Vergangenheit und Gegenwart. Anschließend überlegen sie, was sie in der Welt verändern möchten, also wie sie selbst zu Held:innen werden können. Dabei entwickeln sie die Fähigkeit, ihre Ideen und Visionen klar und überzeugend visuell darzustellen, um ein Bewusstsein für wichtige gesellschaftliche Themen zu schaffen.

Bedeutung des Heldentums

Held:innenmotive sind weltweit zentrale Elemente der Literatur und durchziehen die Erzählungen verschiedener Kulturen und Epochen. Von antiken Epen bis zu modernen Superheld:innen spiegeln solche Figuren universelle Ideale wie Mut, Aufopferung und Gerechtigkeit wider. In der griechischen Mythologie besiegen Helden wie Odysseus und Herkules Monster, während in der japanischen Literatur Figuren wie Momotarō für ihren Mut und ihre Stärke bekannt sind.

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Moderne Superheld:innen wie Spiderman und Wonder Woman stellen sich physischen Bedrohungen und sozialen Ungerechtigkeiten. Diese Motive zeigen den Wunsch nach Vorbildern und verbinden Kulturen weltweit. Durch die Beschäftigung mit Helden aus Vergangenheit und Gegenwart erhalten die Lernenden wertvolle Einblicke in die Werte und Prinzipien, die Gesellschaften prägen. Dies regt sie dazu an, über ihre eigenen Potenziale nachzudenken.

Das Projekt „Heroes & Causes“ ermöglicht es den Lernenden, selbstbestimmt über die Bedeutung von Heldentum in der heutigen Zeit vor dem Hintergrund ihrer Museen nachzudenken. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Frage, wie sie selbst zu Held:innen werden können, entwickeln sie Handlungswillen und Handlungsfähigkeit, da sie ihre persönlichen Mitgestaltungspotenziale erkennen.

Bezug zum zukunftsorientierten Lernen

„Heroes & Causes“ spiegelt die Ziele des zukunftsorientierten Lernens wider, indem es die Lernenden herausfordert, ihre eigenen Interessen und Talente durch die Gestaltung interaktiver VR-Erfahrungen in Gruppen einzubringen. Sie bringen ihre Sichtweisen kreativ zum Ausdruck und erkennen, wie sie selbst die Welt verändern können, um eine lebenswerte Zukunft mitzugestalten.

Darüber hinaus reflektieren sie ihre eigenen Einstellungen und ihre Identität vor dem Hintergrund der Museen anderer Kinder und Jugendlicher, die möglicherweise aus anderen Kulturkreisen stammen.

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Sprachliche und interkulturelle Kompetenz

Durch die Auseinandersetzung mit Held:innen aus verschiedenen Kulturen und Epochen entwickeln die Lernenden ihre (fremd-) sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen. Indem sie vielfältige, selbst produzierte Medieninhalte wie Sprachaufnahmen und (Greenscreen-)Videos in ihre Museen integrieren und durch die Zusammenarbeit mit internationalen Partner:innen verbessern sie ihre Sprachkenntnisse und ihre Fähigkeit, komplexe Themen klar zu kommunizieren.

Der interkulturelle Austausch fördert das Verständnis und die Wertschätzung für unterschiedliche Perspektiven und kulturelle Hintergründe, was die Lernenden zu globalen Bürger:innen macht.

Inklusion und Diversität

Das Projekt „Heroes & Causes“ legt großen Wert auf Inklusion und Diversität, indem es die Lernenden ermutigt, Held:innen aus verschiedenen sozialen, kulturellen und historischen Kontexten auszuwählen und darzustellen. Diese Vielfalt an Geschichten und Perspektiven schafft ein inklusives Lernumfeld, in dem sich jedes Kind und jeder Jugendliche wiederfinden kann. Dies zeigt, wie wichtig Vielfalt und ein inklusiver Ansatz für die Gesellschaft sind.

Entwicklung von Medienkompetenz

Im Rahmen des Projektes entwickeln die Lernenden Medienkompetenz, indem sie moderne VR-Plattformen nutzen, um Inhalte kreativ zu gestalten und zu präsentieren. Darüber hinaus fördern diese Aktivitäten ihr kritisches Denken und ihre Fähigkeit, Medieninhalte zu analysieren und zu bewerten, da Informationen und Medien aus dem Internet die Grundlage der Museen bilden.

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Entwicklung von Kompetenzen für die Zukunft

Das Projekt unterstützt die Entwicklung wichtiger Zukunftskompetenzen wie kritisches Denken, Problemlösungskompetenz, Teamfähigkeit und Kreativität sowie Empathie und Belastbarkeit. Diese Fähigkeiten sind entscheidend für unseren gemeinsamen Sprung in die nächste Epoche, die menschliche Digitalität.

Gestaltung von interaktiven VR-Lernerfahrungen

Extended Reality schafft innovative Gestaltungs-, Begegnungs- und Kommunikationsräume, die das Lernen verändern. Diese Technologie ermöglicht es Lernenden, komplexe Ideen visuell umzusetzen und interaktive, immersive Erfahrungen zu schaffen, die Zusammenarbeit und Kommunikation fördern.

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Zur Umsetzung dieses Projektes nutzen die Lernenden Plattformen wie FrameVR, Spatial oder CoSpaces Edu, um ein interaktives virtuelles Museum zu erstellen, das nicht nur die ausgewählten Held:innen präsentiert, sondern auch als Raum für Reflexion und Diskussion dient. Dadurch werden sie von Konsument:innen zu Prosument:innen.

VR ermöglicht eine immersive Erfahrung, um die eigenen Ideen visuell und akustisch ansprechend zu erforschen und zu präsentieren. Die Möglichkeit, Live-Touren in einem virtuellen Raum zu veranstalten oder interaktive, gesprochene Beschreibungen zu integrieren, bietet vielfältige Möglichkeiten der sozialen Interaktion.

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Welche Plattform konkret zum Einsatz kommt, hängt von der Zielgruppe, den technischen Voraussetzungen, der vorhandenen Medienkompetenz und den zu integrierenden Inhalten ab. Im Folgenden wird exemplarisch auf CoSpaces Edu eingegangen, da diese Plattform am flexibelsten ist.

CoSpaces Edu

Die DSGVO-konforme Plattform CoSpaces Edu aus München ermöglicht Lernenden die Erstellung von XR-Experiences. Die intuitive Bedienoberfläche erlaubt die Gestaltung von VR-Räumen, Merge Cubes (MR) und 360°-Touren sowie die Programmierung von Objekten. Nutzer:innen können am Computer oder Tablet sogenannte CoSpaces erstellen, vorhandene Objekte aus einer großen Bibliothek auswählen und diese mit einer blockbasierten Programmiersprache oder fortgeschrittenem Scripting animieren. Auch eigene Medien können importiert werden.

CoSpaces Edu wird weltweit in Bildungseinrichtungen eingesetzt, um Kreativität, Problemlösung und Computational Thinking zu fördern. Es unterstützt eine Vielzahl von Geräten, einschließlich VR-Brillen, und bietet sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Lizenzen.

  • Ein 30-tägiger Test mit 100 Konten ist mit dem Trial-Code COSSTEPHANIEWO möglich.

Durchführung

Um ein solches Projekt durchzuführen, bildet die Lehrkraft eine Gruppe und weist den Lernenden in Kleingruppen einen CoSpace mit mehreren Szenen zu, so dass jede Person ihr eigenes Museum gestalten kann. Eine Vorlage für das Museum kann zur Verfügung gestellt werden. Die Lernenden gestalten zunächst ihr eigenes Museum in einer Szene und besuchen dann die Museen ihrer Gruppenmitglieder.

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Diese reflektieren sie und lassen eine Figur zurück, die Feedback gibt und Fragen stellt. Schließlich werden die Museen der anderen Gruppen erkundet und die Erfahrungen besprochen. Dabei wird auch verbalisiert, was diese Erfahrungen für die eigene Person und die Gestaltung der Zukunft bedeuten. Die Gruppen teilen ihre Museen per Share-Code und/oder QR-Code auf einem digitalen Schwarzen Brett (z.B. Padlet), um Besuche zu erleichtern.

Für die Durchführung dieses Projekts mit deutschen und französischen Lernenden 2018/2019 wurde folgendes Tutorial angefertigt:  

Die dazugehörige Playlist enthält außerdem Tutorials zum Thema Urheberrecht und Aussprachetraining. 

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Fazit: VR als transformative Kraft in der Bildung

Das Projekt „Heroes & Causes“ zeigt, wie zukunftsorientiertes Lernen durch den Einsatz von Virtual Reality das Lernen verändern kann. Es befähigt junge Menschen, als selbstbewusste, kreative und kritisch denkende Mitglieder der Gesellschaft unsere Zukunft und das digitale Zeitalter mitzugestalten. Durch die sinnvolle und kreative Interaktion mit Technologien wie VR werden die Möglichkeiten der Digitalisierung mit sozialer Verantwortung verbunden.

So werden menschliche Fähigkeiten und Erfahrungen verbessert und eine nachhaltige und inklusive Gesellschaft gestaltet. Durch die Abkehr vom technologiegetriebenen Digitalisierungswahn entwickeln sie ein Bewusstsein für die Bedeutung einer gemeinschaftlichen und inklusiven Zukunft. Sie lernen, die Potenziale der Technik zu nutzen, um sich auf den Kern des Menschseins zu besinnen. So werden wir gemeinsam die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen einer digital transformierten Welt meistern.

Stephanie Wössner ist freiberufliche Referentin, u. a. für The Future:Project, und Beraterin für zukunftsorientiertes Lernen mit den Schwerpunkten Extended Reality, Game-based Learning, KI, Metaverse, Design and Futures Thinking. Hauptberuflich war sie über zehn Jahre Lehrerin und leitet mittlerweile die Stabsstelle Zukunft des Lernens am Landesmedienzentrum Baden-Württemberg. Mehr unter steffi-woessner.de und petiteprof79.eu.

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