Gear VR: Begleitet John Hull auf seiner Reise in die Blindheit

Gear VR: Begleitet John Hull auf seiner Reise in die Blindheit

John Martin Hull war ein britischer Theologe, der 1980 im Alter von 45 Jahren erblindete. Er verstarb im Sommer 2015. Der Nachwelt hinterließ er unter anderem eine detaillierte Beschreibung, wie es sich anfühlt, zu erblinden. Arte bereitet seine Audionotizen nun für Virtual Reality auf.

Was ist eigentlich ein schöner Tag? Viele Sehende würden diese Frage wohl so beantworten: An einem schönen Tag ist der Himmel blau und wolkenlos. Der erblindete John Hull gibt jedoch eine gänzlich andere Antwort: Schön ist ein Tag dann, wenn der Wind durch die Blätter weht und der Regen auf das Hausdach tropft. Denn nur dann kann ein blinder Mensch seine Umgebung wahrnehmen. Diese und ähnliche Erkenntnisse hat Hull bereits 1990 in seinem Buch "Touching the Rock: An Experience of Blindness" festgehalten.

Auf Basis des Buchs und Hulls originaler Tonaufnahmen hat Arte eine Virtual-Reality-Anwendung entwickelt, die Hulls Gedanken in Bilder und Töne umsetzt. Dafür wird nie die vollständige Umgebung visualisiert, sondern nur die Schallquellen darin. Das Glockenspiel wird sichtbar, wenn der Wind die Rohre anstößt. Ein Dach über dem Kopf ist nur dann vorhanden, wenn der Regen darauf trommelt. Und die Chorknaben erscheinen als schemenhafte Auren, wenn sie ihre Stimme erheben. Trotz der Blindheit bekommt die Welt durch die Geräusche Form und Struktur.

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Eine faszinierende Reise in die Dunkelheit

Über sechs Kapitel hinweg begleitet man John Hull bei seiner faszinierenden Reise in die Blindheit. Depression, Angst und Panik lässt man hinter sich und erreicht gemeinsam mit Hull den Status der Akzeptanz und Reflexion. Das eigentlich Herausragende an dieser App sind Hulls Erkenntnisse und seine philosophischen Gedankengänge. Sie regen zum Nachdenken über die eigene Wahrnehmung an. Die gelungene Visualisierung und speziell der räumliche 3D-Klang erweitern Hulls Geschichte sinnvoll. "Notes on Blindness" ist kostenlos im Oculus-Store für Gear VR erhältlich. Kopfhörer, gute Englischkenntnisse und der Download sind Pflicht. Mehr Informationen gibt es auf der offiziellen Webseite.

| Featured Image: Arte