Fallout 4 VR Test für HTC Vive: So urteilt die internationale Presse
Fallout 4 VR ist das wohl am höchsten gehandelte Virtual-Reality-Spiel: Wird es dem Hype gerecht? Die internationale Fachpresse beschreibt Vor- und Nachteile der Monitor-Portierung.
Die Kritiken fallen verhalten bis positiv aus. Der mit Abstand häufigste Kritikpunkt ist die unglaubwürdige und fummelige Interaktion mit der Spielewelt, die weitgehend aus der Monitor-Version übernommen wurde. Gelobt wird die weite und komplexe Landschaft, die so kein anderes Spiel für eine PC-Brille bietet.
Wirklich begeistert ist die britische VR-Seite VRFocus, die Fallout 4 VR als "ultimative Fallout-Erfahrung" beschreibt und allein die sehr komplexe und sensible Menüführung kritisiert, die stellenweise "ein richtiges Ärgernis" sei. Dieser Kritik zum Trotz vergibt der Autor die Höchstpunktzahl von 5 von 5 Punkten.
___STEADY_PAYWALL___Nicht VR-spezifisch genug
Etwas weniger enthusiastisch ist die US-VR-Webseite Road to VR: Die Immersion im Spiel sei zwar gut, aber man merke dem Titel an, dass er nur eine Monitor-Portierung ist. Insbesondere die Interaktion mit der 3D-Welt sei zu statisch im Vergleich zu Spielen, die für die Möglichkeiten des neuen Virtual-Reality-Interface optimiert seien. Beispielsweise wichen Nicht-Spieler-Charaktere nicht glaubhaft zurück, wenn man ihnen zu nahekommt.
Der Tester stört sich außerdem an den vielen 2D-Menüs, die reale Handlungen ersetzen, wie zum Beispiel das Nachladen einer Waffe. Das sei zwar praktisch, aber nicht immersiv. Das Fazit ist insgesamt positiv: Fallout 4 VR bekommt 7,5 von 10 Punkten und die Bestätigung, dass es trotz Mängeln "funktioniert".
Fummel-Menüs mit Streichel-Touchpad führen zu ungewollten Unfällen
Die zweite US-VR-Webseite Upload VR beanstandet Fehler bei der technischen Umsetzung und der Grafik, die aufgrund der intensiveren visuellen 360-Grad-Wirkung unter der VR-Brille besonders ins Gewicht fallen würden.
Der Tester kritisiert ebenfalls das Interface, insbesondere die zu sensiblen Reaktionen der Touchpads an den Vive-Stäben. Gerade in hektischen Situationen behindere die fummelige Menüführung den Spielablauf.
Dennoch seien "die Immersion und die emotionale Wirkung in VR deutlich realer" im Vergleich zum Originalspiel. Fallout 4 VR bekommt 7 von 10 Punkten: Das Spiel sei zwar gut, aber nicht die "unglaubliche Erfahrung", die sich der Tester erhoffte.
Fehlende Hände stören die Präsenz
Die US-Spieleseite IGN stört sich ebenfalls an den nicht für VR-optimierten Menüs und dem kaum angepassten Monitor-Bedienschema. Dass man keine eigenen Hände habe, störe das Präsenzgefühl.
[blockquote cite="IGN"]"Fallout 4 VR lets you experience the post-nuclear future in a much more intimate way."[/blockquote]Die Menüführung mit dem Handgelenkcomputer Pip-Boy, den man sehr häufig benutzen müsse, sei frustrierend, da das Spiel nicht pausiere, wenn man durch die Menüs scrollt. Auch dann nicht, wenn Gegner in der Nähe sind. IGN empfiehlt daher den niedrigsten Schwierigkeitsgrad, bis man den Umgang mit den Menüs gelernt hat.
Unabhängig von diesen Mängeln gebe es reichlich exzellenten Inhalt, den man jetzt aus einer "beeindruckenden Nähe" und "viel intimer" erfahren könne. Die Seite vergibt 7,9 von 10 möglichen Punkten.
Faszinierend trotz technischer Mängel
Der Tester der PC-Webseite PC World ist zwiegespalten: Der Ersteindruck des Spiels sei "fürchterlich". Man könne einfach durch eine Wand laufen, die Steuerung sei seltsam, das Teleport-System schlecht und Objekte reagierten nicht so, wie man es in VR erwarte. Dennoch habe er für mehrere Stunden am Stück gespielt, da die Größe der Spielewelt "unglaublich" sei.
Der Tester führt eine ganze Liste mit Schönheitsfehlern auf, die unglaubwürdig umgesetzt wurden und die Immersion störten. Hält der Spieler zum Beispiel eine Nahkampfwaffe in der Hand und bewegt seine Hand nur ein wenig, dann grunze das digitale Alter Ego schon wie nach einem schweren Schlag. Die Bedienung des Pip-Boys bezeichnet er als "Albtraum".
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Er sieht weiter ein ganz grundlegendes Problem der Portierung: Fallout 4 VR mache viele Leute neugierig, eine VR-Brille auszuprobieren. Das Spiel zeige aber keinesfalls die Stärken des neuen Mediums wie die intuitive Interaktion mit digitalen Objekten.
Im Gegenteil: Das Spiel zwinge einen dazu, aus der Realität bekannte Handlungen zu vergessen, um mit ihm zu interagieren.
Falls VR erfolgreich sei, so würde man in zehn Jahren wohl kaum auf Fallout 4 VR zurückschauen und das Spiel dafür feiern, dass es das Medium vorangebracht habe. Die wirklich interessanten VR-Experimente und Innovationen fänden außerhalb der großen Studios statt, die für diese nicht die nötige Flexibilität hätten. Der Tester vergibt 3,5 von 5 Punkten.
Glänzt beim Dialog, scheitert an der Interaktion
Die US-Techseite The Verge fühlt sich besonders im Gespräch mit anderen Nicht-Spieler-Charakteren wohl. Diese würden im Vergleich zum Monitor "viel präsenter" wirken. Kritisiert werden die Kämpfe und speziell das Zeitlupensystem, das zu fummelig und unpräzise sei.
Auch die Fortbewegung sei mühsam, sodass die Wanderungen durch die weiten Welten keinen großen Spaß bringen würden und Übelkeit verursachen könnten. Am Monitor denke man gar nicht über die große Anzahl Treppenstufen nach, die man im Spielverlauf bewältige. In der VR-Version könnten diese die Orientierung stören. In engen Umgebungen verhederre man sich schnell im Kabel der VR-Brille. Es gebe allerdings eine Lernkurve.
[blockquote cite="Adi Robertson, The Verge"]"There’s just such a high ratio of tedium to fun."[/blockquote]Die Testerin kritisiert ebenfalls die unzureichend angepasste Interaktion: Fallout 4 VR sei "deutlich schwächer" als viele für VR-optimierte Spiele. Nicht einmal einfache händische Interaktionen - zum Beispiel den Begleithund streicheln - seien möglich.
Fallout 4 VR ist laut der The-Verge-Testerin zwar ein "exzellenter Testfall" für eine große Welt in Virtual Reality. Aber sie neige dazu, diese Welt in Zukunft wieder lieber durch den normalen Monitor zu betrachten. Sie kritisiert das schlechte Verhältnis von Langeweile zu Spielspaß, das in der VR-Version besonders auffallen soll.
Wie Edward mit den Scherenhänden
In die gleiche Kerbe schlägt der Kritiker der Webseite Kotaku: In der Welt von Fallout 4 VR fühle er sich wie Edward mit den Scherenhänden - nur ohne die Scheren. Oder Hände.
Auch der Kotaku-Tester kritisiert den VR-Port sehr grundlegend: Die Monitor-Version sei ein viel besseres Spiel, das man deutlich einfacher genießen könne.
Sein Fazit lautet: "Wenn man ein tolles Virtual-Reality-Spiel entwickeln will, reicht es nicht, eines der besten Monitor-Spiele zu nehmen und einen VR-Modus hinzuzufügen. Damit es wirklich toll wird, muss das Spiel für VR entwickelt werden. Ein Spieler sollte mit der Umgebung interagieren können, so als sei er vor Ort. Die Waffe halten. Die Tür öffnen. Den Hund streicheln."
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