Experiment zeigt: Wir haben Augen im Hinterkopf

Experiment zeigt: Wir haben Augen im Hinterkopf

Ein Experiment legt nahe, dass das menschliche Gehirn virtuelle 360-Grad-Ansichten der Umgebung erstellt. Was bedeutet das für Virtual Reality?

Über 50 Studierende der japanischen Tohoku Universität nahmen an einer Studie zur räumlichen Vorstellung teil. Dafür mussten sie sich der Reihe nach in einen Kreis aus sechs Monitoren stellen.

Auf den Bildschirmen erschienen gleichzeitig sechs unterschiedliche Buchstaben. Die Aufgabe der Studierenden war es, einen vorgegebenen Buchstaben zu finden. Dabei wurde ihre Reaktionszeit gemessen.

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Dieser Vorgang wurde mit zufälligen Buchstaben mehrfach wiederholt. Was die Teilnehmer nicht wussten: zwischendurch erschien eine bereits zuvor gezeigte Buchstaben-Reihenfolge.

Bei der unbewusst schon bekannten Anordnung konnten die Probanden das Zielobjekt schneller finden . Das überrascht nicht unbedingt. Aber es gelang ihnen sogar dann schneller, wenn sich der Buchstabe hinter ihnen befand.

"Das Gehirn kann hinter sich blicken"

Das von Professor Satoshi Shioiri geführte Forscherteam wollte mit dem Experiment beweisen, dass das Gehirn durch Wiederholung unabhängig vom tatsächlichen visuellen Sichtfeld eine 360-Grad-Wahrnehmung konstruiert.

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Shioiri beschreibt das so: "Das Gehirn kann nach hinten schauen, ohne dass der Mensch sich umdreht." Diese virtuelle 360-Grad-Rekonstruktion soll laut den Forschern unabdingbar sein für die Orientierung und räumliche Navigation.

Das Experiment könnte erklären, weshalb viele VR-Nutzer fließende VR-Fortbewegung der Teleportation vorziehen. Teleportiert man sich von einem beliebigen Punkt zum nächsten, sieht man den Raum aus einer Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven, die jedes Mal ein neues 360-Grad-Scanning des Raums nötig machen.

Das Gehirn braucht auf diese Weise länger, um eine durchgängige 360-Grad-Sicht und ein Abbild des Raums zu rekonstruieren. Das ist anstrengend und beeinträchtigt die Immersion.

Die Forschungsarbeit wurde in der Zeitschrift "Nature" veröffentlicht und kann hier kostenlos eingesehen werden.

| Featured Image and Source: Shioiri et al. / Tohoku University