Ex-Magic-Leap: "Wir müssen die Bedürfnisse der Menschen verstehen"

Ex-Magic-Leap:

Über 800 Mitarbeiter entwickeln bei Magic Leap vermeintlich die Zukunft der Augmented Reality. Alysha Naples war eine davon.

Beim mysteriösen Einhorn-Startup, das auf einen Unternehmenswert von 4,5 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, arbeitete sie im Team für das User-Experience- und Interaction-Design. Auf der Digility Konferenz und Expo am 22. und 23. September im Köln spricht sie über räumliche Inhalte, die den Rahmen des 2D-Bildschirms hinter sich lassen und die digitale und analoge Welt vereinen. Im Interview gibt sie ihre Einschätzung zum derzeitigen Stand der Branche.

Alysha, was ist derzeit die spannendste Entwicklung in der VR- und AR-Branche?

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Alysha Naples: Ich finde es aufregend, dass die Geräte endlich für Endverbraucher verfügbar sind. Sie sind nicht länger Science-Fiction, sondern es gibt eine große Auswahl, von einfach und günstig bis komplex und teuer. Im Herbst kommt noch Sony dazu mit einer Hardwarebasis von über 40 Millionen PS4-Konsolen. Ich denke, dass Playstation VR viele neue Nutzer begeistern wird.

Das ist ein großer Gewinn für alle beteiligten Unternehmen, denn aktuell ist das Nutzerdesign noch komplett spekulativ – wir können nur vermuten, wie jemand eine Aufgabe erledigen will. Umso mehr Menschen ein Headset aufsetzen, desto mehr Feedback bekommen wir und Hersteller sowie Entwickler können wichtige Verbesserungen vornehmen. Dann können mehr Entwickler Anwendungen für VR und AR erstellen und es wird in den kommenden Jahren viele Fortschritte geben. Das wird sehr unterhaltsam, ich bringe Popcorn mit.

VR oder AR – welcher Technologie gehört die Zukunft?

Alysha Naples: Das ist keine Entweder-oder-Frage. Jede Technologie hat Stärken und Schwächen und wird ganz unterschiedliche Bereiche betreffen - wie wir kommunizieren, lernen, arbeiten und spielen. Mit VR kann man völlig neue Welten erkunden – es gibt neue Abzweigungen für Kreativität und Storytelling – aber man muss die alte Welt hinter sich lassen. Mit AR kann man die bekannte Realität verschönern und überlagern, was eigene Herausforderungen und Chancen mit sich bringt. Ich denke, es gibt viele Nutzungsszenarien und genug Raum für beide Technologien.

[blockquote cite="Alysha Naples, ehem. Magic Leap"]"Menschen zu verstehen – ihre Bedürfnisse, Hoffnungen und Ängste – ist der erste Schritt."[/blockquote]

Wie wird die Technologie unser zukünftiges Leben beeinflussen?

Alysha Naples: Ich denke, VR und AR werden unser Leben verbessern, wenn Hersteller und Entwickler von der aktuellen Gerätegeneration lernen. Mein Hintergrund ist in den Bereichen Grafik, Interaktion, Nutzerführung und Bildung, daher glaube ich, dass Beobachten und Zuhören die wichtigsten Voraussetzungen sind, um nützliche und effiziente Lösungen zu entwickeln.

Menschen zu verstehen – ihre Bedürfnisse, Hoffnungen und Ängste – ist der erste Schritt, um Erfahrungen und Systeme zu erschaffen, die echte Probleme lösen und dabei das alltägliche Leben der Menschen unterstützen und erweitern. Ich denke, der Erfolg der Branche wird stark davon abhängen, ob die Hersteller von Hard- und Software sich beim Design der Produkte auf den Menschen fokussieren.

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Wie sieht die Zukunft der Technologie aus?

Alysha Naples: Da gibt es viele mögliche Wege. Die dystopische Vision aus Black Mirror oder Wall-E sind eine Möglichkeit, wenn wir das zulassen. Daher glaube ich, dass der kommende Paradigmenwechsel eine große Chance für die Menschheit ist, einen Schritt zurückzugehen und zu überlegen, wie wir Technologie nutzen wollen und wie sie unsere Menschlichkeit unterstützen kann. Bei der Innovation geht es nicht um technische Daten oder um Technologie. Bei Innovation geht es darum, was Gegenstände für uns und die Welt leisten können.

Aus Perspektive des Business: Welche Märkte sind besonders attraktiv?

Alysha Naples: Die Finanzierung motiviert mich nicht besonders. Es sieht so aus, dass aus VR-Gaming und -Entertainment sichere Märkte werden. Bei AR scheint es so, dass unser Smartphone und der Computer ersetzt werden könnten. Alle AR-Hersteller zeigen entsprechende Demos mit 3D-Modellen (Hololens) oder einem Shopping-Prozess (Magic Leap) oder dem Arbeitsplatz der Zukunft (Meta).

[blockquote cite="Alysha Naples, ehem. Magic Leap"]"Wir schleifen noch immer die Regeln und Verhaltensweisen aus alten Medien mit."[/blockquote]

Ich denke, dass Gaming und Entertainment für VR eine große Sache werden, obwohl wir noch sehr viel lernen müssen über Erzählweise und Geschichten in immersiven Medien.

Für Augmented Reality wird es noch mehr Möglichkeiten geben, die deutlich größer, cooler und disruptiver sind als die Anwendungen, die wir bislang gesehen haben. Wir schleifen noch immer die Regeln und Verhaltensweisen aus alten Medien mit und ich würde es vorziehen, dass wir Raum schaffen für etwas Neues.

Daher ist der unausweichliche "Experience Boom", der kommen wird, wenn Entwickler lange genug mit der Hardware und den Werkzeugen arbeiten, so faszinierend. Falls VR und AR "Killer-Apps" bekommen, dann sind das hoffentlich welche, die keiner von uns vorausahnen kann. Und wenn diese Apps von ein paar Kindern gemacht werden, die außerhalb der Tech-Szene leben, umso besser.

Hinweis: VRODO.de ist Medienpartner der Digility. Dieser Text entstand im Zuge der Kooperation.