Erster Oscar für Virtual Reality: VR-Erfahrung erhält seltene Auszeichnung
Mit Alejandro González Iñárritu versuchte sich einer der gefeiertsten Hollywood-Regisseure an einem Virtual-Reality-Projekt. Im Mai feierte die aufwendige VR-Installation auf den Filmfestspielen von Cannes Premiere und begeisterte selbst VR-skeptische Filmkritiker. Nun folgt eine besondere Ehrung: ein Spezial-Oscar, der nur äußerst selten verliehen wird.
Iñárritu erhält den Preis "in Anerkennung einer visionären und beeindruckenden erzählerischen Erfahrung", schreibt die für die Verleihung der Oscars verantwortliche Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Der Regisseur und sein Kameramann Emmanuel Lubezki hätten mit der VR-Erfahrung "neue Pforten filmischer Wahrnehmung geöffnet", heißt es in der Pressemitteilung.
Carne y Arena ist eine Installation, die sich über drei Räume erstreckt und das Leben mexikanischer Einwanderer an der Grenze zu den Vereinigten Staaten thematisiert. Im mittleren und größten der drei Räume erleben Besucher mit der VR-Brille einen nächtlichen Grenzübertritt an der Seite von Immigranten samt brutaler Verhaftung durch die Grenzpolizei.
___STEADY_PAYWALL___Iñárritus multimediale Kunst- und Kinoerfahrung stellt diese Erfahrung auf tief bewegende und immersiver Weise dar, schreibt der Präsident der Organisation John Bailey. Für Virtual Reality bedeute sie mehr als einen künstlerischen Durchbruch, weil sie Außenstehenden die politische und sozialen Realität an der Grenze zu Mexiko auf eindringliche Weise nahebringe.
Eine besondere Auszeichnung
Nach der Premiere im Mai 2017 zeigten sich viele Kritiker hingerissen. Die New York Times bezeichnete Carne y Arena als eine “bahnbrechende Mischung aus Kunstausstellung, Virtual-Reality-Simulation und historischer Reinszenierung". Besonders gelobt wurden die immersiven Qualitäten der VR-Erfahrung.
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So schrieb Wenke Husmann von der Zeit: “Wenn ein Grenzpolizist mitten in der Wüste aus seinem SUV springt und seine halbautomatische Waffe direkt auf einen richtet, fühlt man sich ausgeliefert, verängstigt, zu etwas Namenlosem degradiert, der eigenen Person beraubt. Und man weiß, dass es nur eine Ahnung davon ist, wie es sich in der Realität anfühlen muss.”
Iñárritu ist einer der erfolgreichsten Regisseure Hollywoods: Mit "Birdman" und "The Revenant" gewann er zwei Oscars in Folge für die beste Regiearbeit. Der Spezial-Oscar für Carne y Arena wurde in der 88-jährigen Geschichte der Preisverleihung nur 17 Mal verliehen. Das letzte Mal erhielt ihn Pixar im Jahre 1996 für den Animationsfilm "Toy Story".
2017 war mit "Pearl" zum ersten Mal ein VR-Film für die reguläre Preisverleihung in der Kategorie "Bester animierter Kurzfilm" nominiert, allerdings in einer für die Leinwand angepassten Version. Der Film gewann den Oscar nicht, dafür durften sich die Entwickler im September über einen Emmy Award freuen. Das berührende Roadmovie ist für HTC Vive und Oculus Rift kostenlos bei Steam erhältlich.
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