Elektrische Stimulation des Innenohrs soll VR-Übelkeit vorbeugen

Elektrische Stimulation des Innenohrs soll VR-Übelkeit vorbeugen

VR-Übelkeit entsteht durch einen Widerspruch zwischen dem, was das Auge sieht und das Innenohr spürt. Um dieses Problem zu lösen, wollen japanische Forscher das Gleichgewichtsorgan elektrisch stimulieren, sodass rein visuelle Fortbewegung körperlich spürbar wird.

Auf der Siggraph-Konferenz demonstrieren Wissenschaftler der Osaka Universität das Ergebnis jahrelanger Forschung: ein System zur Stimulation des Innenohrs mit vier Elektroden. Der Leiter des Forschungsteams Dr. Aoyama glaubt, dass die Technologie leicht in konventionelle VR-Systeme integriert werden könnte. Auf diese Weise könnte es die Immersion verstärken und VR-Übelkeit vorbeugen.

Die Technologie hat mehrere Ausbaustufen. Befestigt man hinter beiden Ohren je eine Elektrode, kann mittels elektrischer Impulse seitliche Bewegung oder seitliches Kippen des Kopfes simuliert werden.

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Mit einer dritten Elektrode auf der Stirn lassen sich zusätzlich eine Vorwärts- und Rückwärtsbewegung sowie ein Nicken simulieren. Fügt man eine vierte Elektrode hinzu und befestigt zwei davon an den Schläfen, nimmt das Innenohr sämtliche Rotationsbewegungen (Rollen, Nicken und Gieren) wahr.

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Das zwei-, drei und vierpolige System. BILD: Dr. Aoyama et al

Simulation sämtlicher Freiheitsgrade

Dieses vierpolige System, das Dr. Aoyama erstmals vor drei Jahren in der Fachzeitschrift Nature beschrieb, wird auf der Siggraph am Beispiel eines Virtual-Reality-Videos demonstriert, in dem Bewegungen nicht nur gesehen, sondern auch gespürt werden können.

Laut dem US-Blog Road to VR experimentiert Dr. Aoyama mittlerweile mit sechs Elektroden. Die zusätzlichen zwei Elektroden werden am Nacken befestigt und lassen das Innenohr Auf- und Abbewegungen wahrnehmen.

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Damit wären sämtliche sechs Freiheitsgrade abgedeckt, sodass nicht nur Rotationen des Kopfes, sondern auch die Beschleunigung auf allen drei Achsen simuliert werden kann.

Unklar ist, wie genau und effektiv das System arbeitet und ob es universell einsetzbar ist oder an individuelle Nutzer angepasst werden muss. Schwierig dürfte auch die Implementierung in bestehende VR-Systeme sein.

Und schließlich stellt sich die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz einer Technologie, die Strom ins Hirn leitet und eines der wichtigsten Wahrnehmungsorgane manipuliert.

An solchen Systemen wird in verschiedenen Kontexten schon seit Jahrzehnten geforscht. Im März 2016 erregte Samsung mit einem 4D-Kopfhörer Aufsehen, der ebenfalls mit Elektroden das Innenohr stimulieren und auf diese Weise visuelle Fortbewegung körperlich spürbar machen soll.

| Featured Image: Dr. Aoyama et al | Via: Road to VR