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In VR gedrehte ZDFneo-Comedy wird zum Chaostrip ins Metaverse

In VR gedrehte ZDFneo-Comedy wird zum Chaostrip ins Metaverse

Die ZDFneo-Serie Doppelhaushälfte begibt sich ins "Metaverse". Trotz hektischer Szenenwechsel zeigt sich das Potenzial eines Drehs in VR.

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Film- und Fernsehproduktionen, die komplett in VR gedreht wurden, sind noch selten. Ein prominentes Beispiel ist die von Kritikern gefeierte HBO-Doku We Met in Virtual Reality, die in VR Chat entstand.

Für deutsche TV-Serien hat ZDFneo in dieser Hinsicht kürzlich Neuland betreten. Die Episode "Meta" der ZDF-Serie Doppelhaushälfte wurde komplett in Virtual Reality gedreht, mit Valve-Index-Headsets und Körpertrackern am Set. Als Drehorte dienten virtuelle Locations in der Social-App Somnium Space.

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VR wird zum virtuellen Drehort

In der Inszenierung wird schnell klar, dass sich auch zwei Kameramänner vor Ort in VR befanden. Die Kamerafahrten und Einstellungen wirken ähnlich professionell wie im real gedrehten Vorbild im kleinbürgerlichen Berliner Umland. Die Lebenswelten der Familien Sawadi-Kröger (Maryam Zaree, Benito Bause) und Knuppe (Minh-Khai Phan-Thi, Milan Peschel) prallen auch in der virtuellen Welt aufeinander.

Zu Beginn der Episode stattet Maris Bruder Brian beide Familien mit VR-Brillen aus, um sie zu seiner VR-Vernissage mit NFT-Kunstwerken einzuladen. Doch die Ausstellung ist nur der Ausgangspunkt. Die chaotische Story verkommt leider oft zum Vehikel, um möglichst viele verschiedene Schauplätze der VR-Social-App zu besuchen.

Der griesgrämige Ex-Polizist Andi findet es gar nicht lustig, dass die NFT-Bilder im Bored-Ape-Stil sein Gesicht imitieren und sucht kurzerhand im Metaverse nach einer Beschwerdestelle. Als seine kleptomanische Frau Tracy auch noch ein Bild mitgehen lässt, beginnt eine Verfolgungsjagd zu Kunsthändlern, protzigen Großgrundbesitzern und durch virtuelle Clubs.

Die jungen Familienmitglieder Rocco und Zoe verdrücken sich währenddessen auf ein virtuelles Konzert, während Theo beim Aufbau eines virtuellen Kults fast schon manische Züge entwickelt. Mit dem Holzhammer-Humor rund um babbelnde "Crypto-Bros" und Avatar-Oberweiten bin ich nicht wirklich warm geworden.

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Vielleicht kommen Kenner der Serie, die die Charaktere, ihre Macken und Anspielungen schon kennen, besser hinein. Anders als in realen Folgen bekamen die Schauspieler:innen ihr Skript erst am Drehtag und mussten deutlich stärker improvisieren. Zudem war mehr Overacting nötig, um mehr Persönlichkeit zu transportieren.

Improvisation und Overacting im Metaverse

"Es ist tatsächlich schwierig, sich in dieser 3-D-Welt zu bewegen. Als Schauspielerin ist es sogar noch schwieriger, weil man seinen Partner nur virtuell sieht. Man sieht keine Mimik, sondern nur, dass sich der Mund bewegt", so Minh-Khai Phan-Thi. Auch die Höhe der virtuellen Beine stimmt noch nicht immer, so dass manche Figuren leicht gebückt gehen.

Regie führte Dennis Schanz, der gemeinsam mit Christoph Mushayija Rath auch das Drehbuch schrieb. Die Vorarbeit bei der VR-Technik übernahmen unter anderem Sebastian Ang (MRTV), William Schubert (dineXtion) sowie Marco Budde (newVRtech). Sie berieten auch die Produktionsfirma, suchten als Scouts im Vorfeld nach geeigneten Drehorten im Somnium Space und organisierten Index-Headsets sowie Komparsen.

Obwohl die Situationskomik nicht mein Fall ist, war es doch ein spannendes Erlebnis, die erste in VR-Welten gedrehte deutsche TV-Produktion zu erleben. Interessant ist auch, im "Behind the Scenes" zu sehen, auf welch kleinem Raum das alles realisiert werden konnte - inklusive Schauspielern und der Crew.

Die Doppelhaushälfte-Folge "Meta" wird am 23. Mai 2023 um 22.10 Uhr auf ZDFneo ausgestrahlt. Online ist sie schon jetzt in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Quellen: ZDF-Mediathek (1 und 2)