Doctor VR: Kann Virtual Reality Leben retten?

Doctor VR: Kann Virtual Reality Leben retten?

"Die Forschung hat bewiesen, dass das funktioniert", sagt der argentinische Psychologe Fernando Tarnogol. Er hat die VR-Software "Phobia" entwickelt, die in verschiedenen Szenarien auf die sogenannte Konfrontationstherapie (engl. "Exposure-Therapy") setzt. Bei dieser Methode werden Patienten in der virtuellen Realität gezielt den Reizen ausgesetzt, die bei ihnen Ängste auslösen. Das kann die Furcht vor Spinnen sein, aber auch vor Höhe und zahlreichen anderen potenziellen Angstmachern.

Die Vorteile der Behandlung in der virtuellen Realität liegen auf der Hand: Sie ist sehr gut skalierbar, relativ günstig und kann von Patienten auch eigenständig fortgeführt werden. Denn wichtige Erfolgsfaktoren bei der Konfrontationstherapie sind Wiederholung und die Steigerung der Intensität des Reizauslösers. Hat man die Angst vor einer Spinne überwunden, folgen die zweite und die dritte Spinne - bis man irgendwann, zumindest virtuell, problemlos einen ganzen Raum voller Krabbeltiere ertragen kann.

Für den Therapieerfolg muss die grafische Darstellung laut Tarnogol dabei nicht unbedingt realistisch sein: "Man kann sich auch in einer sehr einfach gestalteten virtuellen Umgebung präsent fühlen. Das Gehirn füllt die Lücken eigenständig", sagt der Psychologe in einer Reportage von "Real Future". "Es ist neu und es entwickelt sich gerade erst, aber es entwickelt sich sehr schnell. Wir fangen erst an. Wenn die Software mal auf dem Markt ist und von Menschen genutzt wird, dann glaube ich, dass wir damit tatsächlich einen Unterschied ausmachen können."

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Auch die VR-Software "Surgical Theater" wird im "Real Future"-Beitrag vorgestellt. Die Virtual-Reality-App soll Neurochirurgen bei der Behandlung von Hirntumoren künftig den Arbeitsalltag erleichtern. Die Software berechnet auf Basis von medizinischen Voruntersuchungen ein 3D-Modell des Gehirns, das dem Chirurgen dabei hilft, die Operation genauer zu planen. Aber auch während der Operation, bei der Nachbetrachtung der OP-Ergebnisse oder der Beratung von Patienten kann das "Surgical Theater" eingesetzt werden. HTC investierte vergangenen Oktober mehrere Millionen in die Software, so dass diese zukünftig exklusiv mit HTC Vive vertrieben wird.

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"Mit Virtual Reality entwickelt man ein besseres Verständnis für die gesamte Anatomie, das man so mit keiner anderen Technologie erreichen würde. In zehn bis 15 Minuten sehe ich all die kritischen Probleme, auf die ich achten muss. Vorher brauchte man zehn oder 20 Jahre Berufserfahrung, um 2D-Aufnahmen gedanklich in dreidimensionale Bilder zu verwandeln", sagt Dr. Neil Martin, Leiter der Neurochirurgie an der Universität Kalifornien in Los Angeles. Mit der neuen Technologie will er Todesfälle während Hirn-OPs zukünftig vollständig verhindern.

"Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass Virtual Reality nur eine Modeerscheinung ist. Doch damals war die Technologie noch nicht gut genug. [...] Jetzt leistet VR das, was wir von Anfang an erwartet haben und es wird mehr und mehr beeindruckend. Das ist nicht das, was erst noch kommt, sondern es ist schon da und es wird noch besser. Das ist keine Modererscheinung mehr. Neurochirurgen benutzen die Technologie, um besser zu operieren und Leben zu retten", lautet das Fazit der Moderatorin.

| FEATURED IMAGE: Fusion / Real Future
| SOURCE: Real Future