Die VR-Industrie ist nichts für Wendehälse und Weichlinge
Die VR-Industrie braucht Unternehmen mit Widerstandskraft und Vision. Die Pico-Mutter Bytedance gehört jüngsten Berichten nach nicht dazu.
Pico schickte sich an, Metas VR-Monopol herauszufordern. Nun wankt und bröckelt das Unternehmen, zum Leidwesen von Studios, Fans und der VR-Industrie im Ganzen. Was ist passiert?
Die TikTok-Eigentümerin Bytedance kaufte den chinesischen VR-Brillenhersteller im Sommer 2021. Im Herbst 2022 kam Pico 4 auf den westlichen Markt. Es war das erste VR-Headset, das Meta Quest 2 technisch und preislich herausforderte. Die Presse begrüßte den Auftritt des Konkurrenten. Signifikante Marktanteile abgraben konnte das Gerät Meta jedoch nicht, was auch daran lag, dass es nie in den USA erschien.
Seit ein paar Wochen häufen sich Gerüchte um eine einschneidende Restrukturierung des Unternehmens. Die Rede ist von umfangreichen Entlassungen, gestoppten Software-Projekten und einer Neuausrichtung, nach der Pico produktstrategisch Apple statt Meta nacheifern werde.
Pico selbst beteuerte in einer Stellungnahme, dass das Unternehmen weiterhin in die Zukunft der eigenen Plattform investieren werde. Aber konkrete Aussagen, wie diese aussehen könnte, gab es bislang nicht. Kommt eine Pico 5, wird weiterhin in VR-Spiele investiert? Wir wissen es nicht.
Ein Hoffnungsträger knickt ein
Die Berichte und Picos spärliche Kommunikation nähren Zweifel und werfen die Frage auf, ob man als VR-Studio oder Verbraucher:in weiterhin in die Plattform investieren soll.
Pico hatte ein einziges Produkt für westliche Konsument:innen auf den Markt gebracht und bekommt nach mäßigem Erfolg bereits wacklige Knie. War den führenden Köpfen denn nicht klar, dass das Unternehmen viele Jahre und Milliarden investieren müsse, um mit Meta auch nur Schritt zu halten? Noch schlimmer: Pico will nun offenbar mit Apple wetteifern, obwohl es nicht mal an Metas Lack kratzen konnte.
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Nach dem Launch der Pico 4 nannte ich fünf Gründe, weshalb ich (noch) nicht bereit bin, auf Picos Ökosystem umzusteigen. Einer dieser Gründe sind Zweifel hinsichtlich des langfristigen Investitionswillen Picos und dessen Mutterfirma Bytedance.
„Virtual Reality wird auf viele Jahre hin ein Verlustgeschäft bleiben. Entsprechend viel Ausdauer brauchen Firmen und Innovationsträger. Besonders, wenn der Konkurrent Meta heißt und einen signifikanten Vorsprung hat. Gibt Bytedance vorzeitig auf und fährt die Investitionen zurück, könnte das Ökosystem zusammenbrechen, bevor es überhaupt durchgestartet ist“, schrieb ich.
Die VR-Industrie ist brutal
Meine Zweifel sind berechtigt und richten sich ebenso gegen andere Unternehmen, die in den kommenden Jahren auf den Markt drängen werden. Zum Beispiel Samsung und Google, die sich in der Vergangenheit bereits an VR versuchten, nur um die Plattform wieder aufzugeben, nachdem der Erfolg ausblieb. Unternehmen sind von Profit getrieben und Virtual und Augmented Reality sind nichts, was unmittelbaren Gewinn verspricht. Sie sind eine waghalsige Wette, die man, wenn überhaupt, langfristig denken muss.
Der Pfad der VR-Geschichte ist gepflastert mit Plattformleichen und wer jemals zu einer solchen Plattform gehörte, wird sich zweimal fragen, ob das Risiko eines Wiedereinstiegs lohnt. Deswegen schaden Unternehmen, die nur experimentieren und keine Verpflichtungen eingehen, der Industrie.
Valve hat sich eine blutige Nase geholt, ebenso Sony und Apple steht meiner Meinung nach kurz davor. Von Valve hört man seitdem nur Lippenbekenntnisse, Sony gibt zu, dass Playstation VR keine Hauptrolle spielt und ob Apple in drei Jahren noch das Lied des Spatial Computing singt, das warte ich erst mal ab. Neben Meta traue ich Apple noch am ehesten zu, langfristig zu denken und die Versprechen zu halten. Aber ich kann mich täuschen.
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