Das ultimative Potenzial von 360-Videos ist die Telepräsenz
Das bekannte Produktionsstudio Felix & Paul bezeichnet die eigenen 360-Videos als Experimente. Die Zukunft des neuen Formats sehen die beiden Gründer in der Telepräsenz.
Wie erzählt man eine tolle Geschichte in 360-Grad? Die Antwort könnte "gar nicht" lauten. So formuliert es indirekt Paul Raphaël, Mitgründer des 360-Studios Felix & Paul aus Montréal. Zwar gebe es verschiedene mögliche Schwerpunkte für 360-Videos, er persönlich würde jedoch "das Gefühl der Präsenz deutlich über alles andere stellen".
Die Felix & Paul Studios haben sich auf hochwertige 360-Grad-Videos in stereoskopischem 3D spezialisiert. Spektakuläre Aufnahmen gibt es beispielsweise zu sehen, wenn man mit den Akrobaten des Cirque du Soleil auf der Bühne steht, für einen kurzen Moment mitten unter Nomadenvölkern lebt oder mit US-Präsident Obama durch einen Naturpark wandert.
___STEADY_PAYWALL___Um die hohe Produktionsqualität zu erreichen, bauen die Filmemacher mit viel Aufwand - und noch mehr Geld - eine eigene Kamera, die von Grund auf für 360-Aufnahmen konzipiert ist.
Das Gerät besteht nicht wie viele andere Kamerarigs aus zahlreichen Einzelkameras, sondern aus einer einzelnen Kamera mit mehreren Sensoren. Die Hardware wird für jeden Dreh neu zusammengestellt, passend zur Szene und dem Inhalt. Das Studio hat keine Pläne, das Gerät in Serie zu produzieren und zu verkaufen.
Die Präsenz ist kein Automatismus
"Das Gefühl der Präsenz kommt nicht automatisch mit VR. Man muss es aufbauen und kultivieren. Manche Sachen helfen der Präsenz, andere schaden ihr", sagt Raphaël. Eine besondere Herausforderung sei die Rolle des Zuschauers, den man in eine Szene einbetten, aber nicht zu stark definieren dürfe.
Um das Gefühl der Präsenz über das gesamte 360-Video hinweg aufrechtzuerhalten, schneiden die Filmemacher nie innerhalb der gleichen Szene, sondern immer nur beim kompletten Szenenwechsel. Schnelle Schnitte werden bewusst vermieden, damit der Nutzer die 360-Grad Umgebung wahrnehmen und sich vor Ort fühlen kann.
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Ebenso müsse die Qualität der Produktion auf einem möglichst hohen Niveau und frei von technischen Fehlern sein. "Wenn man etwas anschaut und dabei schielt, dann ist es egal, wie gut der Inhalt ist." Die Herangehensweise von Felix & Paul an neue 360-Projekte: Nach und nach werden alle Faktoren eliminiert, die das Gefühl der Präsenz gefährden.
Das Teilen von vollständigen Erfahrungen und Erinnerungen soll ein kulturelles Phänomen werden
Wenn so eine hochwertige Aufnahmetechnologie für 360-Szenen wie jene der Felix & Paul Studios erst einmal bezahlbar ist und in jeden Rucksack passt, könnte das fundamental verändern, wie Menschen eigene Erlebnisse dokumentieren und weitergeben.
Man stelle sich einen Reiseblog vor, auf dem man nicht allein liest und flache Fotos und Videos betrachtet, sondern den Reisenden direkt vor Ort begleitet.
"Ich denke, dass VR in allen Teilen der Gesellschaft ankommt. Bildung, Medizin, gerade die Entertainmentindustrie wird komplett umgekrempelt", sagt Félix Lajeunesse.
"Und sie wird verändern, wie wir kommunizieren. Anstatt nur Fragmente von Erfahrungen zu teilen, werden wir Erfahrungen vollständig weitergeben. Das ist eine natürliche Sache, so sollte es sein. Es ist allein eine Frage der Zeit, bis das weltweit in allen Kulturen ankommt."
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