Apple Vision Pro Test: Ein Schritt Richtung immersive Zukunft, aber längst nicht Pro

Apple Vision Pro Test: Ein Schritt Richtung immersive Zukunft, aber längst nicht Pro

Ist die Apple Vision Pro eine XR-Innovation oder nur ein teures Hightech-Spielzeug? Unser Test enthüllt Stärken und Schwächen der VR/AR-Brille.

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Apple Vision Pro wird von den einen gefeiert, von den anderen kritisiert. Die Reviews diverser englischer Magazine umfassen teils mehr als zehntausend Worte – dabei geht es doch nur um eine weitere VR/AR-Brille. Oder etwa nicht?

Wie sich die vermeintliche „Spatial Computing Innovation“ aus Cupertino wirklich macht, durfte ich in eine Nacht-und-Nebel-Aktion dank der fantastischen Kollegen von heise online testen.

Hinweis: Das hier ist wie alle VR-Brillen-Tests eine subjektive Betrachtung. VR-Brillen können je nach Nutzenden sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Details, die aufgrund der eingeschränkten Testzeit fehlen, werden in künftigen Updates ergänzt, sofern notwendig.

Apple Vision Pro Review in aller Kürze

Apple Vision Pro ist eine beeindruckende XR-Brille, die in Bezug auf Bildschärfe und Bedienung neue Standards setzt. Die Kombination aus Hand- und Augentracking, auch im sehr guten Passthrough-Modus, ist eine Glanzleistung.

Allerdings ist die Vision Pro auch eine kostspielige Investition und bietet nicht annähernd genug Inhalte, um ihren hohen Preis zu rechtfertigen. Dazu kommt, dass sie derzeit überwiegend eine Darstellungsplattform für 2D-Content, also flache, teilweise mit 3D- oder Tiefenfunktionalität angereicherte Apps ist. Das ist letztlich deutlich zu wenig für ein Unternehmen, dass eine bereits jahrelang bestehende Branche innovativ aufmischen wollte.

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Apple Vision Pro ist ein neuerlicher Schritt auf dem Weg in die immersive Zukunft. Sie ist aber noch lange nicht Pro.

Auf der objektiven Seite:

Bild: Die Auflösung von über 4K pro Auge ist beeindruckend und bietet eine hervorragende Bildschärfe, die man sonst nur von PC-VR-Brillen wie Varjo oder Pimax kennt.
Sichtfeld: Sichtbar kleiner als bei der Quest 3.
Passthrough: Die Qualität hängt stark von der Beleuchtung ab, bietet aber allgemein eine sehr gute und vor allem latenzfreie Durchsicht in die reale Umgebung; Motion Blur ist ein Problem.
Hand-Tracking: Extrem präzise und verzögerungsfrei stellt es in Verbindung mit dem perfekten Eye-Tracking ein neues Bedienungs-Paradigma dar, leidet allerdings bei schnellen Bewegungen unter den üblichen „Nachzieh-Problemen“.
Controller: Es gibt keine VR-Controller, was schnelle Spiele nahezu unspielbar macht.
Mac-Verbindung: Der Verbindungsaufbau zum Mac ist toll umgesetzt, die eigentliche Bedienung derzeit allerdings ein Witz.

Diese stark subjektiven Faktoren können von Person zu Person stark variieren:

Komfort: Das Headset ist schwer und frontlastig und kann auf die Wangenknochen drücken, was bei längerer Nutzung sehr unbequem werden kann.
Sound: Guter und satter Sound aus den eingebauten Lautsprechern.

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Die Vision Pro ist für euch geeignet, wenn ihr …

  • Wert auf exzellente Bildqualität legt,
  • intuitives und präzises Hand- und Eye-Tracking bevorzugt,
  • sehr gute Passthrough-Qualität wünscht,
  • die Brille hauptsächlich für Unterhaltung und Darstellung (etwa Design, Visualisierung) nutzen möchtet,
  • und einen riesigen Batzen Kohle dafür locker habt.

Die Vision Pro ist weniger für euch geeignet, wenn ihr …

  • perfektes Passthrough benötigt,
  • viele immersive und produktiv aufeinander abgestimmte Inhalte sucht,
  • eine Reihe hervorragender AR-Erfahrungen erwartet,
  • VR-Gaming euer Hauptanwendungszweck ist,
  • nicht bereit seid, einen so hohen Preis für ein XR-Headset zu zahlen,
  • eine komfortable XR-Brille möchtet und
  • eine Brille tragt und weiche Kontaktlinsen keine Alternative sind.

Setup, Konfiguration, IPD, Exe-Tracking, Handtracking, VR-Controller

Das Setup der Vision Pro konnte ich in meinem Test nicht beurteilen, da die VR/AR-Brille bereits eingerichtet war. Die Einstellung des Augenabstands (IPD) erfolgt automatisch, sobald ich die AVP aufsetze. Das Eye-Tracking-Setup ist davon unabhängig und kann jederzeit wiederholt werden, was besonders wichtig ist, wenn man die Vision Pro mit anderen teilt.

Das Eye-Tracking funktionierte in meinem Test hervorragend und ermöglichte die präzise Auswahl von Menüpunkten und anderen Interaktionselementen. Allerdings kommt es in Bereichen mit vielen Interaktionselementen, etwa im Safari-Browser beim Anschauen eines Youtube-Videos, zu ständigen ungewollten Hervorhebungen, was stören kann.

VR/AR-Brille Apple Vision Pro liegt auf einem Tisch zwischen der Schutzhülle und der Batterie

Die Apple Vision Pro kommt mit einer Schutzhülle für die glatte Front und einer externen Batterie. | Bild: MIXED

Vision Pro setzt in Verbindung mit Eye-Tracking auf Hand-Tracking als Bedienmethode und verzichtet gänzlich auf VR-Controller. Das Hand-Tracking ist absolut präzise und gänzlich verzögerungsfrei, was die Bedienung besonders intuitiv und angenehm macht. Es macht richtig Freude, mit den Händen durch Menüs zu scrollen, Interaktionselemente anzuschauen und dann mit schneller Pinch-Geste (Zeigefinder und Daumen zusammenführen) eine Aktion auszuführen. Aktuell ist das für mich die XR-Masterclass in puncto Bedienung.

Allerdings hat das Hand-Tracking auch Grenzen: Bei schnellen Bewegungen, etwa den Spielen Fruit Ninja oder Synth Riders, ziehen die Hände deutlich nach, was es für actionreiche Spiele weitgehend ungeeignet macht. Mit einem gekoppelten Xbox-Controller könnten theoretisch eines Tages Tabletop-Spiele wie Moss eine sinnvolle Option für die Gaming-Sparte der AVP sein, aber ob es dazu kommen wird, ist offen.

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Ein anderer, signifikanter Nachteil des sehr akkuraten Hand-Trackings ist die regelmäßige unbeabsichtigte Eingabe. Wie oben bereits beschrieben, wird durch das Eye-Tracking ständig eine Interaktionsfläche hervorgehoben, selbst beim Anschauen von Filmen. Wenn ich meine Finger im falschen Moment zusammenführe, unterbreche ich gern mal den Film, springe an eine andere Stelle oder Ähnliches. Ich muss bewusst darauf achten, meine Finger nicht so zu halten, dass die AVP das als Pinch-Geste interpretieren kann.

Tippen auf dem virtuellen Keyboard funktioniert zuverlässig, ist aber als Ein-Finger-Tippsystem angelegt langsam und auf Dauer ermüdend. Ich kann hier ein Bluetooth-Keyboard anschließen, wenn ich viel und häufig tippen will.

Apple Vision Pro: Auflösung, Farben, Bild & Sichtfeld

Die Bildqualität der Vision Pro ist schlicht beeindruckend. Mit einer Auflösung von mehr als 4K pro Auge und einer Bildrate von standardmäßig 90 Hz liefert sie ein kristallklares und flüssiges Bild. Die Farben sind lebendig und die OLED-Displays schaffen ein ausgezeichnetes Kontrastverhältnis.

Die Speziallinsen der Vision Pro bieten hervorragende Schärfe bis an die Ränder (volle Edge-to-Edge-Clarity), allerdings gibt es stärkere interne Spiegelungen als bei der Quest 3. Das fällt in kontrastreichen Szenen stark auf, ich habe mich aber auch hier schnell daran gewöhnt.

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Blick von schräg oben auf die Linsen der XR-Brille Apple Vision Pro.

Die OLED-Linsen der Apple Vision Pro bieten zwar ein engeres Sichtfeld als die Quest 3, sind aber trotzdem richtig gut. | Bild: MIXED

Die Dinosaurier-Demo, in der ich zuerst durch einen Screen in eine 3D-Welt mit Dinos schaue und diese dann auch in meine Räumlichkeiten „eindringen“, ist mit diesem Bild ein echter Augenöffner. Meine zweite Amtshandlung war, Guardians of the Galaxy 3 über Disney Plus in 3D zu schauen. Wow! Diese Plastizität, diese Rasiermesserschärfe! So will ich künftig meine 3D-Filme sehen – das ist besser als Kino. 2D-Filme und -Serien lassen sich auf dem knackscharfen großen virtuellen Bildschirm natürlich auch bestens anschauen.

Das Sichtfeld der Vision Pro ist jedoch klar kleiner als das der Quest 3. Auch daran habe ich mich zwar schnell gewöhnt – ein wenig enttäuschend fand ich es aber schon.

Eine sehr coole Funktion ist der Drehregler an der Vision Pro, mit dem ich stufenlos zwischen VR und Passthrough-AR wechsle. Auch die volle VR-Umgebung ist so knackscharf, dass selbst die mit 3D-Elementen angereicherten 360-Home-Umgebungen eine Augenweide sind. Auf der anderen Seite: Es sind wieder nur 360- und keine vollständigen 3D-Umgebungen.

Das ist eines der Hauptprobleme der Vision Pro: So gut wie alles ist 2D, gelegentlich mit etwas Tiefe oder 3D angereichert. Das finde ich längst nicht mehr ausreichend, weder für Apple noch für Meta. Anstatt analoge Konzepte, also flache Bildschirme, flache Apps auf flachen Smartphone-Displays, flache Menüs einfach in XR zu übersetzen, sollte mehr und vor allem echte Innovation drin sein. Immersive Menüs – wann?

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Warum diese Kritik an dieser Stelle bei der Vision Pro? Weil Apple vollmundig mit „Spatial“ wirbt und am Ende doch nur 2D-Zeug durch die Gegend schiebt. Das enttäuscht.

Passthrough & AR (Mixed Reality)

Der Passthrough-Modus der Vision Pro ist besser als bei der Quest 3, bietet aber auch keinen perfekten Durchblick. Im technischen Vergleich: Die Farbkameras der AVP haben eine Auflösung von 6,5 Megapixeln, die der Quest 3 liegen bei vier Megapixeln. Der Durchblick der Vision Pro ist abgedunkelt und die Darstellungsqualität hängt stark von der Beleuchtung ab. In schummrigen Umgebungen wird es körnig. Bei Kopfbewegungen nach rechts und links zieht das Bild spürbar nach und verschwimmt. Dieses sogenannte Motion Blur ist sehr störend – Quest 3 hat hier klar die Nase vorn.

Auch übel: Beim Fixieren physischer Objekte, etwa einer Tischplatte oder einer Tasse auf einem Tisch „morpht“ das Objekt, wenn ich den Kopf hoch und runter bewege, es verändert Größe und Form. Das passiert zwar nur innerhalb gewisser Grenzen, ist aber trotzdem ziemlich unschön. Nicht wirklich störend, aber ebenfalls vorhanden: Chromatische Aberrationen, also Farbsäume, sind am äußeren Rand der Linsen sichtbar.

Mann mit Apple Vision Pro auf dem Kopf trinkt aus Kaffeetasse

Das Passthrough der Apple Vision Pro ist gut genug, um fast alle täglichen Aktivitäten damit durchzuführen. | Bild: MIXED

Hingegen absolut genial: Meine Hände werden exakt dargestellt, ohne das Nachziehen oder die Latenz, die ich von der Quest 3 gewohnt bin. Befinde sich virtuelle Objekte hinter oder unter der Hand, sehe ich nur einen schmalen Passthrough-Rahmen um meine Hand, aber im Unterschied zur Quest 3 keine Wölbungen und Verzerrungen. Das ist grandios, vor allem, wenn ich mein Smartphone bedienen will. Physische Bildschirme jeder Art lassen sich scharf und klar lesen und verzerrungsfrei bedienen.

Schlussendlich ist der Mixed-Reality-Modus hervorragend gelungen und die Verteilung von Bildschirmen im Raum, die dort auch an Ort und Stelle bleiben – selbst wenn ich den Raum verlasse – ist ein weiteres starkes Feature der Vision Pro.

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Apropos Raum verlassen: Ich kann mit der Vision Pro auf dem Kopf durch die Gegend laufen und mich ohne latenzbedingte Einschränkungen bewegen. Auch in schummriger Umgebung greife ich ein Geländer exakt oder gehe eine Treppe ohne jede Verzögerung.

Apple Vision Pro: Komfort

Trotz seines schlanken Designs ist das Headset mit knapp 650 Gramm frontlastig und drückt bei längerer Nutzung auf die oberen Wangenknochen. Das Kopfband ist speziell designt, um einen angenehmen Halt zu bieten, sitzt aber in keinem Fall fest genug für sportliche Aktivitäten. Bei schnellen Kopfbewegungen rutscht die Vision Pro auf dem Kopf hin und her, trotz des hohen Anpressdrucks beim Festziehen des Kopfbandes. Verständlich, dass Apple keine Fitness für die Vision Pro bewirbt oder plant.

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VR/AR-Brille Apple Vision Pro auf einem Tisch, fotografiert von oben

Die Frontlastigkeit der AVP ist hier klar auszumachen. Der Dual Loop Strap ändert das nicht. | Bild: MIXED

Das hastig und wohl auf Feedback-Druck früher Tester:innen hin entworfene Kopfband mit Überkopf-Halterung („Dual Loop“ genannt)  ist komplett sinnlos. Es kann den Schwerpunkt der VR/AR-Brille schon rein physikalisch nicht beeinflussen, dafür ist der Haltepunkt zu weit hinten. Ein grundlegender Designfehler der Vision Pro.

Die Gesichtsmaske ist aus Stoff und passt sich gut an mein Gesicht an, ist mir aber zu dünn. Möglicherweise kann man die Gesichtsmaske zu einem anderen Zeitpunkt gegen Dritthersteller-Zubehör austauschen, die etwas besser polstern als die offiziellen Masken.

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Brillen passen nicht unter die Vision Pro. Derzeit sind die magnetischen Korrekturlinsen nur in den USA und mit einem amerikanischen Rezept erhältlich. Wer die Vision Pro jetzt schon in Deutschland nutzen will, muss auf weiche Kontaktlinsen zurückgreifen. Ich selbst habe weiche Tageslinsen verwendet. Laut Apple können harte Linsen mit dem Eye-Tracking in Konflikt geraten.

Batterie, Sound, Software & Apps

Die Batterie der Vision Pro wird über ein Kabel mit der Vision Pro verbunden und an der Hüfte oder in der Hosentasche getragen. Sie hat bei vollem Passthrough eine Laufzeit von etwa einer Stunde und 45 Minuten, bei Verwendung des VR-Modus über zwei Stunden. Das ist ausreichend für die meisten Anwendungen, könnte aber bei Filmen mit Überlänge zum Problem werden, es sei denn, man schließt die Batterie selbst an ein Ladegerät an.

Den Sound der Vision Pro finde ich gut und satt. Ich kann aber auch einfach meine AirPods Pro koppeln und verwenden.

Das Software-Angebot der Vision Pro ist erschreckend schwach für einen Hardware-Start dieser Größenordnung – schließlich ist das die erste neue Produktkategorie für Apple seit vielen, vielen Jahren. Zudem besteht das Angebot hauptsächlich aus 2D-Apps aus dem iPad-Kosmos. Das ist ein deutlicher Nachteil im Vergleich zur Quest 3, für die ein viel breiteres Angebot an VR-Spielen und -Apps bereitsteht.

Der Apple Vision Pro Startbildschirm erscheint über einem großen Wohnzimmer.

Das App-Angebot der Apple Vision Pro ist deutlich schwächer als erwartet. | Bild: Apple

Der Fairness halber muss man natürlich dazu sagen, dass auch Meta zum Start seiner Quest-Brillen ein kleineres App-Angebot hatte. Ich bin gespannt, ob sich für die Vision Pro in den nächsten Monaten und Jahren ausreichend Entwickler:innen begeistern können, um den Store mit echten, immersiven Anwendungen zu füllen.

Spatial Video konnte ich leider nicht aufnehmen, mir machte die Beleuchtung einen Strich durch die Rechnung. Das behandle ich in einem Test-Update, sobald wir die Vision Pro langfristig nutzen können.

Spatial Fotos sind hingegen klasse, weil sie Bildtiefe, also einen 3D-Effekt mitbringen. Allerdings sind sie auch verhältnismäßig klein, was den Effekt nach kurzer Zeit weniger attraktiv macht, als ich mir wünschen würde. Gleichwohl werden Fotos damit bereits lebendiger – ich freue mich sehr auf die weiteren Entwicklungen an dieser Stelle und warte schon sehnsüchtig darauf, irgendwann einmal in einem echten „Spatial Foto“ herumlaufen zu können.

Dann werden hoffentlich auch endlich virtuelle Reisen möglich, etwa ins Wohnzimmer von Freunden. Die Personas, also mein realistischer Avatar, sind dafür ein wichtiger Schritt. Anders als viele Reviewer:innen und Netz-Kommentatoren finde ich die gar nicht schlecht, auch wenn sie nicht perfekt sind. Das wird sicher noch besser.

Mac-Link, Produktivität

Reden wir zuletzt über Produktivität. Apple Vision Pro eignet sich aus meiner Sicht im weitesten Sinne von Büro-Arbeit maximal für Die-Hard-Fans, die bis zum Hals in Apples Ökosystem stecken. Und auch das bezweifle ich, obwohl Internetpersönlichkeiten bereits öffentlichkeitswirksam den Verkauf ihrer physischen Monitore ankündigten.

Richtig cool ist: Wenn ich einen Mac habe, erscheint über dem Mac ein virtueller „Connect“-Button. Wähle ich ihn an, verbindet sich der Mac direkt mit der Vision Pro. Wunderbar – so geht das, Meta!

Was dann passiert, ist richtig dumm: Die Verbindung zum Mac schaltet den Mac-Bildschirm aus und transportiert diesen als virtuellen Bildschirm in den Raum. Eingaben muss ich weiterhin mit der Mac-Tastatur machen. Den Mac-Bildschirm selbst zu verwenden und gleichzeitig weitere virtuelle Bildschirme zu haben, ging in meinem Test nicht. Überhaupt kann ich nur diesen einen virtuellen Mac-Screen haben. Das ist so undurchdacht, wie es nur geht und Meta macht das etwa mit Horizon Workrooms viel besser. Für Produktiv-Arbeit sehe ich die Vision Pro unter anderem aus diesem Grund (noch?) nicht wirklich, zumal auch die Batterielaufzeit hier Grenzen setzt.

Zudem laufen auch nur begrenzt Produktivitäts-Apps auf der Vision Pro, wenn sie nicht auch fürs iPad verfügbar sind. Mac-Apps suche ich vergebens, Adobe-Produkte für Bild- und Videobearbeitung gibt es nicht. Ebenso wenig Programme fürs Coden. Wir erinnern uns: In der Vision Pro arbeitet nichts Geringeres als ein M2-Prozessor. Die Abwesenheit diverser Produktivitäts-Apps ist für den enormen Preis einfach zu wenig.

Im Bereich der Darstellung von 3D-Objekten (Visualisierung und Design), sowie in begrenztem Maße für Training, könnte die Vision Pro hingegen einen Durchbruch darstellen. Bislang benötigte man für diese Schärfe und Leistungsfähigkeit in Verbindung mit Passthrough-AR eine teure Varjo-Brille samt PC. Jetzt ist das autark in toller Qualität möglich.

Eye-Sight

Eines der auffälligsten Features sollte Eye-Sight sein, sozusagen ein „Reverse-Passthrough-Bild“ der Augenpartie der Träger:innen, angezeigt auf dem Frontdisplay. Was soll ich sagen – es überzeugt mich nicht. Es ist nicht deutlich genug, als dass es den Werbevideos entspricht und die Spiegelung der Umgebung auf der schwarzen, glatten Frontoberfläche verdeckt den Eye-Sight-Effekt häufig.

In meinem Fall wurden die Augen zudem manchmal zu tief dargestellt, was bei meinem Kollegen Jan einige Belustigung auslöste.

Mann mit c't-Magazin in der Hand auf der Couch während er eine Apple Vision Pro trägt

Das Eye-Sight-Feature als soziales Interaktionselement klingt auf dem Papier gut, in der Praxis ist es nicht ausgereift genug. | Bild: MIXED

Ich verstehe zwar den Hintergedanken der höheren sozialen Akzeptanz, wenn man „Augenkontakt“ herstellen kann, aber so richtig überzeugt mich das bisher nicht. Aus meiner Sicht ein Feature, das eher Experimental-Charakter hat und deshalb überflüssig wirkt.

Apple Vision Pro und Datenschutz

Wie bei allen Technologieunternehmen sammelt auch Apple Daten von Nutzenden seiner Produkte. Das umfasst auch die räumlichen Daten, die durch die Kameras und Sensoren der Vision Pro aufgezeichnet werden.

Apple hat einen guten Ruf in Bezug auf Datenschutz, aber letztlich ist es eine Frage des Vertrauens, ob man seine Daten mit dem Unternehmen teilen möchte. In seinen Richtlinien gibt Apple – ebenso wie Meta & Co – an, wie sie die Daten angeblich verwenden und schützen.

Die Entscheidung darüber müssen Nutzende selbst treffen. Persönlich habe ich auch hier kein Problem mit der Verwendung meiner Daten, solange sie beim Hersteller bleiben und nicht verkauft werden.

Apple Vision Pro Test-Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung, aber das Ziel ist noch weit

Apple Vision Pro ist eine beeindruckende VR/AR-Brille, die in einigen Bereichen neue Standards setzt. Die hohe Bildqualität, das präzise, latenzfreie und intuitive Hand- und Augen-Tracking sowie das überwiegend sehr gute Passthrough sind bemerkenswerte Features.

Insgesamt kocht Apple aber auch nur mit Wasser. Die Vision Pro ist eine viel zu teure Investition für Privatanwender:innen, vor allem weil es ihr auf breiter Front an sinnvollen Inhalten fehlt, um den hohen Preis zu rechtfertigen. Gleichzeitig ist sie zum überwiegenden Teil nur eine weitere Projektionsfläche für 2D-Apps. Weniger innovativ geht kaum. Nach meiner Test-Nacht hatte ich alles Wichtige gesehen und getan. Das war ein wirklich enttäuschendes Gefühl.

Die Frage ist also: Was soll ich eigentlich mit diesem sündteuren Hightech-Spielzeug tun?

Wenn mir jemand die Vision Pro schenken würde, würde ich mir gelegentlich 3D-Filme anschauen, denn dafür finde ich sie sogar besser geeignet als Kino. Aber auch hier kann ich nur allein schauen. Mit zwei oder mehr Personen, die ebenfalls AVPs tragen, den gleichen Film im Passthrough zu schauen geht nicht.

So bleibt am Ende für mich nur das Fazit, dass die Vision Pro ein weiterer, teils großartiger Schritt in die immersive Zukunft ist, diese aber weiterhin in der Ferne liegt. Es fehlen durchdachte Inhalte, die eine Nutzung zwingend machen. Es fehlen echte inhaltliche Innovationen, etwa voll immersive Menüs.

Meta hat hier mit dem Gaming-Fokus und den Fitness-Anwendungen einen Vorteil. Ob das so bleibt, wird Apple mit seiner weiteren Strategie zeigen müssen. Aktuell bringt die Vision Pro zwar die Vision des „Spatial Computing“ einen Schritt weiter, entwickelt diese aber unzureichend und ist deshalb noch lange nicht Pro.

Wer noch mehr dazu sehen will: Schaut euch Jan-Kenos Eindrücke zur AVP an (c't 3003).

Vision Pro Datenblatt