HTC Vive Focus Vision ausprobiert: Perfekt für Business-Kunden, aber nichts für PC-VR-Gamer

HTC Vive Focus Vision ausprobiert: Perfekt für Business-Kunden, aber nichts für PC-VR-Gamer

Die HTC Vive Focus Vision ist ein hervorragendes B2B-Headset. In meinem Hands-on erkläre ich, warum. 

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HTC hat die HTC Vive Vision vorgestellt – ein Upgrade der Vive Focus 3, mit Kernelementen, die vor allem im Businessbereich für Freude sorgen dürften. Auf der gerade stattfindenden Shift Medical, einer XR-Medizin-Konferenz in Heidelberg, bei der wir mit unserer Expertise beratend vor Ort sind, konnte ich das neue Headset bereits ausprobieren.

Für wen eignet sich die Vive Focus Vision?

HTC hat mit der Vive Focus 3 im Juni 2021 viele Wünsche der Industrie erfüllt: Ein austauschbarer Akku am Hinterkopf, praxisorientiertes Design, gute Gewichtsverteilung, ordentliche Standard-Lautsprecher und Graustufen-Passthrough für einfache Orientierung, wenn keine Anwendung läuft. Zudem wurde der XR2-Chip als damaliger Goldstandard verbaut. Bei MIXED wurde die Vive Focus 3 damals als gutes Gerät bewertet, zeigte aber Schwächen in der Optik durch die verbauten Fresnellinsen.

Die VR-Brille HTC Vive Focus Vision und zwei VR-Controller liegen auf einem weißen Tisch.

Bei den VR-Controllern der Vive Focus Vision setzt HTC weiterhin auf Trackingringe. | Bild: Christian Steiner

Heute, drei Jahre später, nutzt HTC bei der Vive Focus Vision immer noch die gleichen Linsen und das hochauflösende Display mit 2448 × 2448 Pixeln. Damit ist die Lichtbrechung in der Linse, die Ben damals in seinem Test als störend empfunden hat, immer noch vorhanden. Mich hat das nie so sehr gestört, aber ich verstehe, dass besonders VR-Enthusiast:innen schon bei der Ankündigung schwer schlucken mussten. So viel steht jedenfalls fest: Die Vive Focus Vision ist trotz Display-Port-Anschluss keine VR-Brille für die Racing-Sim-Fans unter euch, die maximale Edge-to-Edge-Clarity und ein möglichst großes Field of View suchen.

Obwohl sich HTC beim Marketing zur Vive Focus Vision dieses Mal auch an PC-VR-Gamer:innen richtet, bleibt das neue Headset im Kern ein B2B-Gerät. Die Focus Vision richtet sich in erster Linie an Unternehmen, die zuverlässige und funktionierende XR-Devices suchen, um auf Basis offener Treiber und SDKs einfach Forschung und Entwicklung voranzutreiben oder XR Devices in großflächigen Umgebungen wie Location Based Entertainment Szenarien einzusetzen. Also dort, wo es darum geht, Menschen schnell VR-Brillen aufzusetzen, ohne dass diese vorher viel Erfahrung mit der Technologie gesammelt haben.

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Die Vive Focus Vision ist ein wichtiges Upgrade zur Vive Focus 3

Lasst mich erklären, was ich an diesem Gerät toll finde und warum. Im „Rennen“ um die besten Headsets auf dem Markt hat sich HTC entschieden, lösungsorientierte Geräte für den Business-Bereich zu bauen. In den meisten Location Based Entertainment-Büros (LBE) weltweit ist die HTC Vive Focus 3 im Einsatz. Sowohl im Standalone-Einsatz (also unter Verwendung des XR2-Prozessors) als auch im sehr stabilen WLAN-Streaming, mit einer speziellen LBE-Software zur Verwaltung und Organisation mehrerer Geräte in großen Tracking-Spaces. Blicken wir auf die Vorteile gegenüber der Focus 3.

Verbesserte Stabilität

Diese ist vor allem in Form von Metallhalterungen für das Kopfband an möglichen Bruchstellen erkennbar. Dadurch wird die Handhabung des Headsets erleichtert. Generell gefällt mir die Haptik der Vive Focus Vision sehr gut, auch wenn andere das Teil als „Plastikbomber“ bezeichnen.

Nur gibt Kunststoff eben etwas mehr nach, die große Bauform bietet mehr Raum für Luftzirkulation und die Nutzerinnen und Nutzer können eigentlich immer ihre eigene Brille auflassen, weil sie in das Headset passt. Und in der Zielgruppe wird das Headset durchschnittlich nur 30 Minuten am Stück getragen, bevor eine Pause eingelegt wird. Dafür ist es auch für meinen sehr großen Kopf bequem, wo ich bei anderen asiatischen Herstellern oft Probleme habe.

Hervorragendes 3D-Farb-Passthrough-Bild

Derzeit zwar noch mit ganz leichtem Warping (Bildwölbungen), was aber durch Softwareupdates behoben werden kann. Ich konnte problemlos reale Objekte in meiner Umgebung greifen (mein persönlicher Kaffee-Tassen-Greif-Test). Ich bin sicher, mit der Passthrough-Qualität lassen sich gute AR-Anwendungen im Unterhaltungsbereich realisieren oder neue Forschungsprojekte starten. Das ermöglicht neue Angebote und neue oder wiederkehrende Kunden in der XR-Unterhaltungsbranche, für die mein Herz so schlägt.

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Der Akku ist nun wirklich Hot Swap-fähig

Ging Vive Focus 3 beim Wechseln des Akkus noch aus, hat Focus Vision einen kleinen Akku eingebaut, der für circa 20 Minuten Strom liefert. Genug, um eben das Headset im laufenden Betrieb mit einem frisch aufgeladenen Akku zu versorgen – alles als Standard in die Hardware integriert. Mega!

Das Kopfband mit Akku der HTC Vive Focus Vision.

Gut zu sehen: der Hotswap-Akku und der Metallring für das Kopfband. Nicht zu sehen: Der integrierte Mini-Akku, der jetzt 20 Minuten Strom für den Hotswap liefert.| Bild: Christian Steiner

Serienmäßig integriertes Eye-Tracking

Ein großer Vorteil! Serienmäßig bedeutet, dass Entwickler sich jetzt verlässlich um diese Funktionen kümmern können, ohne darauf hoffen zu müssen, dass potenzielle Kunden ein optionales Modul als Zusatzhardware kaufen, wie es zum Beispiel bei Focus 3 der Fall war. Das reduziert die Fragmentierung des Marktes enorm. Ich hoffe, dass bald alle Hersteller Eye-Tracking als Standard in sämtlichen Geräten anbieten.

Das Eye-Tracking der Focus Vision funktioniert zuverlässig und ist dank OpenXR einfach zu implementieren. Mit Blick auf die Zielgruppe im Business: Das System stellt den IPD (Augenabstand) beim Aufsetzen des Gerätes sofort und ohne Rückfrage auf den jeweiligen Nutzer ein. Das spart viel Erklärungs- und Kalibrierzeit.

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Leider trüben in diesem Fall die Linsen mit ihrem kleinen Sweetspot das sonst so flüssige „Aufsetzerlebnis“ ein wenig. Denn auch wenn der horizontale Abstand automatisch eingestellt wird, muss ich durch Auf- und Abbewegen des Headsets noch ein wenig nachjustieren.

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Besseres Handtracking durch Infrarot

Durch eigene Infrarot-Emitter in der Front des Headsets funktioniert das Handtracking nun auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Die Infrarot-LEDs beleuchten die Hände in einem für uns nicht sichtbaren Lichtspektrum, das wiederum von den Kameras wahrgenommen werden kann.

Für mich war das Handtracking absolut brauchbar. Im direkten Vergleich zu Meta ist zwar immer noch ein Unterschied zu spüren, aber der ist in den Einsatzszenarien der Focus-Geräte so gering, dass er für mich im professionellen Einsatz keinen Unterschied machen würde.

Sehr gutes PC-Streaming

Was ich nicht testen konnte, war das neue verlustfreie Streaming über Display-Port-Link via USB-C. Der Use Case ist etwa im Automotive-Bereich zu finden, wo eine verlustfreie Darstellung notwendig ist.

Bei meinem Hands-on wurde das Bild vom PC via WLAN in die VR-Brille gestreamt und ich empfand es als sehr gut. Sobald die finalen Treiber da sind, dürfte das Streaming-Bild sogar noch besser aussehen.

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Die Linsen der VR-Brille HTC Vive Focus Vision.

Bei den Linsen gibt es kein Upgrade. Dafür sieht man hier gut das fest verbaute Eye-Tracking rund um die
Fresnellinsen. | Bild: Christian Steiner

Mein Hands-on-Fazit zur HTC Vive Focus Vision

Wie eingangs erwähnt, ist dieses Headset nichts für XR-Enthusiast:innen. Auch wenn HTC das sicherlich anders bewirbt und sich gerne eine Scheibe vom Consumer-Markt abschneiden möchte, sehe ich diese VR-Brille vor allem im Einsatz im Business-Bereich mit Kundenkontakt.

Sie ist robust, einfach zu bedienen und für den Dauerbetrieb ausgelegt. Die Weiterentwicklung von Focus 3 zu Focus Vision mit besserem Passthrough, stabilerer Verarbeitung an kritischen Stellen und fest eingebautem Eye-Tracking halte ich für eine gute Entscheidung.

Der Einsatz des 3 Jahre alten XR2 statt des aktuellen XR2 Gen 2 ist schade, aber ich denke, HTC kennt seine Zahlen und weiß, dass die Zielgruppe ohnehin stark angepasste Unterhaltungssoftware nutzt oder gleich auf PC-Streaming umsteigt. Beides trifft auch auf meine Kunden zu, die sich für dieses Gerät interessieren könnten.

Nur selten werden die technischen Möglichkeiten eines XR2 in Forschungsprojekten oder im Trainingsbereich an seine Grenzen gebracht. Wenn, dann liegt es meistens an der schlechten Optimierung oderr unfertigen Anwendungen. Daran würde auch ein XR2 Gen 2 nichts ändern.

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Ich finde es toll, dass HTC ein weiterer beständiger Hersteller in diesem Markt ist und versucht, sich bewusst von anderen Geräten abzuheben, um seine Nische in der Nische zu finden. Ich wünsche ihnen dabei viel Erfolg, denn genau diese Vielfalt und Auswahl braucht der VR-Markt.