Gute Virtual Reality braucht keine High-end VR-Brillen – Studie
Eine Studie zeigt, dass emotionale Bindung und nicht die Grafik für die Immersion in eine VR-Umgebung verantwortlich ist.
Eine neue Studie der Universität Bath hat ergeben, dass es eher die emotionale Reaktion als hochwertige Grafiken oder ein weites Sichtfeld sind, die Menschen das Gefühl vermitteln, in eine glaubwürdige VR-Umgebung einzutauchen.
Wissenschaftler:innen der Fakultäten für Informatik und Psychologie der Universität Bath haben in ihrer Studie erstmals untersucht, wie technische und menschliche Faktoren zusammenwirken, um das Gefühl der Präsenz von Nutzenden in einer VR-Umgebung zu beeinflussen.
Bewegung und Handlungsfähigkeit vs. visueller Realismus
„Es wird viel Geld ausgegeben, um Headsets und Bildschirme zu verbessern und virtuelle Welten realistischer zu machen. Aber es muss noch mehr getan werden, um die emotionale Erfahrung der Nutzenden zu verbessern“, so die leitende Forscherin Dr. Crescent Jicol.
Die Untersuchungen ihres Teams haben gezeigt, dass technische Faktoren wie visueller Realismus und Sichtfeld keinen signifikanten direkten Einfluss auf die gefühlte Präsenz haben. Stattdessen wird das Präsenzgefühl der Nutzenden erheblich beeinflusst, wenn technische Faktoren mit menschlichen Faktoren kombiniert werden.
Das ist etwa der Fall, wenn eine virtuelle Umgebung in der Lage ist, Angst und Handlungsfähigkeit zu erzeugen. Als Handlungsfähigkeit bezeichnen die Forschenden den subjektiven Eindruck, dass man eine virtuelle Welt durch Interaktion beeinflussen kann.
Technische Faktoren beeinflussen die Immersion nicht signifikant
„Wir haben eine große Stichprobe mit 360 Teilnehmenden gemacht und festgestellt, dass entgegen früheren Annahmen technische Faktoren die Präsenz nicht direkt in einem signifikanten Ausmaß beeinflussen.“ Präsenz drückt das Gefühl aus, sich tatsächlich in der virtuellen Welt zu befinden (siehe Immersion).
- Hör-Tipp: In MIXEDCAST #307 diskutiert Ben das Thema Immersion mit Professor Matthias Wölfel von der Karlsruhe University of Applied Sciences.
Die Teilnehmenden probierten verschiedenen VR-Spiele aus und füllten anschließenden Fragebögen aus. Darin wurden das Gefühl der Präsenz, die empfundenen Emotionen und die Handlungsfähigkeit in der VR-Welt bewertet.
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„Wenn technische Faktoren mit menschlichen Faktoren kombiniert werden – zum Beispiel die Fähigkeit einer virtuellen Umgebung, Angst und Handlungsbereitschaft zu erzeugen – wird die Präsenz beeinflusst. Mit anderen Worten: Das Dabeisein muss durch das Tun ergänzt werden, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen“, erklärt Jicol.
Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass Emotionen und Handlungsfähigkeit entscheidend sind, um Präsenz zu erzeugen, während der visuelle Realismus weniger wichtig ist – mit einer Ausnahme.
Angst und Realismus: ein starkes Duo
Interessanterweise zeigte die Studie auch, dass Umgebungen in Virtual Reality, die Angst auslösen sollen, am meisten von einem hohen visuellen Realismus profitieren. In einem Spiel mussten sich die Teilnehmenden beispielsweise gegen ein bedrohliches, wolfsähnliches Wesen verteidigen.
Dr. Jicol vermutet, dass der Realismus der Umgebung möglicherweise wirksamer war, weil die Probanden die Kreatur genauer betrachteten und nach einem Ausweg suchten.
Bei einem Spiel hingegen, das Glücksgefühle auslösen sollte und bei dem der Wolf durch einen verspielten Hund ersetzt wurde, berichteten die Teilnehmenden von einem starken Gefühl der Präsenz, auch ohne die Umgebung genau zu untersuchen. In diesem Fall hatte auch das Sichtfeld keinen erkennbaren Einfluss auf das Präsenzgefühl der Teilnehmer:innen.
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