Gran Turismo 7 VR im Test: Die perfekte Runde für PSVR 2

Gran Turismo 7 VR im Test: Die perfekte Runde für PSVR 2

Gran Turismo 7 hebt in VR das Renngefühl auf eine neue Ebene: Entscheidend ist endlich wieder auf dem Asphalt. 

Das letzte Gran Turismo, das ich gespielt habe, war Teil 5 auf der altehrwürdigen Playstation 3. Damals saß ich in einem kleinen Kaff in der Nähe von Dresden im zweiten Stock eines alten Hauses, direkt über mir ein geteertes Flachdach. Das ist insofern von Bedeutung, als man im Hochsommer jeden Moment erwarten durfte, dass zwei Hobbits einen Ring zum Fenster reinwerfen.

In diesem mittelerdischen Hochofen saßen meine Frau, meine beiden Schwager und ich – zwei spielten Donkey Kong auf dem N64, ich war im Team Gran Turismo auf PS3. Mit dem Polyphony rasten wir Runde um Runde und versuchten einander mit Hundertstel Sekunden zu übertrumpfen, während uns der Schweiß die monitorgebleichte Haut hinunterrann.

Selige Zeiten – dann kamen Kinder (hab euch sehr lieb!) und die Selbstständigkeit (Mantel des Schweigens!). Keine Zeit mehr, stundenlang Runden zu reißen. Das ändert sich jetzt wieder.

Denn mit Gran Turismo 7 auf der Playstation VR 2 wird die Jagd nach der perfekten Runde zum ganz besonderen Highlight – und wird bei mir nur durch den mangelnden Komfort des Halo-Craps, Entschuldigung, Halo-Straps, ausgebremst.

Gran Turismo 7 VR Review in aller Kürze

Das 2D-Menü und die Klickerei durch gefühlt tausend Info- und Belohnungs-Screens nehme ich mal aus – da muss man durch. Aber wenn das Rennen losgeht und ich hinter dem Steuer sitze, das Vibrieren des Motors im PS5-Controller oder G29-Lenkrad spüre, dann rast – ganz anders als in der Realität – Benzin durch meine Adern.

Gran Turismo 7 sieht so gut aus: das Licht, die Strecken, die Autos, die Armaturen. Auch die Steuerung ist hervorragend und vor allem mit Lenkrad muss ich sagen: Selten bin ich so gern über den Asphalt geheizt und niemals wieder würde ich ein Gran Turismo anders spielen. Es ist einfach grandios geworden.

Ihr solltet Gran Turismo 7 VR spielen, wenn ihr …

  • wirklich Autorennen fahren wollt,
  • hervorragende Grafik genießen möchtet,
  • fantastische Licht- und Wetterverhältnisse auf den Strecken sehen wollt,
  • den Unterschied eures Tunings viel direkter spüren möchtet,
  • perfekte Überholmanöver starten wollt und
  • einfach mittendrin sein wollt, nicht nur davor.

Ihr solltet Gran Turismo 7 VR eher nicht spielen, wenn ihr …

  • Ihr die perfekte Rennsimulation erwartet oder
  • euch bei dem ab und zu recht heftigen Gewackel im Auto schlecht wird.

Worum geht es?

Autorennen. Das berühmte Gran Turismo wurde erstmals von Beginn an für die PSVR 2 entwickelt – nun, zumindest die Rennen. Ich bekomme das komplette, bekannte und sehr umfangreiche Paket aus Lizenzrennen, Meisterschaften, Belohnungsrennen und vieles mehr. 34 Strecken, 97 Streckenvariationen und mehr als 440 Autos warten darauf, erfahren zu werden. Über sogenannte Menübücher (Quests) schalte ich neue Autos, Kurse und Modi frei, züchte meine Kisten in der Werkstatt zu Powerboliden hoch und rase damit von Bestzeit zu Bestzeit.

Gran Turismo 7 VR – Wie sieht es aus?

Die Magie beginnt für VR-Spieler zu Rennbeginn: Erst sehe ich mein Auto auf dem riesigen 2D-Bildschirm, dann wechselt das Bild und ich sitze drin. Jedes Auto ist so detailliert, dass es eine Freude wäre, es genauer anzuschauen – aber das solltet ihr lieber im VR-Modus in der Garage tun. Denn hier schaltet die Rennampel auf Grün und dann heißt es: Vollgas geben.

Der freie Blick raus enttäuscht nicht, weder bei Tag noch bei Nacht. Die Strecken und die Umgebungen sehen klasse aus, das Licht ist fantastisch und die Sonne blendet mich auch gern mal durch die Rückspiegel. Das dynamische Wettersystem macht nicht nur spielerisch einen Unterschied: Wenn Regentropfen bei steigender Geschwindigkeit immer schneller die Frontscheibe hochgetrieben werden, ist die Immersion hinter den ächzenden Scheibenwischern perfekt.

Ich habe auch andere Rennspiele in VR gespielt, etwa Project Cars 2 und 3, echte Grafikbretter für PC-VR und auch das Spielgefühl in VR ist dort super. Die Krone bekommt trotzdem Gran Turismo, denn der Gesamteindruck ist einfach lebendiger, echter, immersiver. Das zieht mich neben dem motivierenden Gameplay immer wieder in den Fahrersitz.

Wie spielt es sich?

Es ist mit PS5-Controller genial, schon allein wegen des feinen Force-Feedbacks, etwa beim Gas geben. Doch richtig großartig ist es mit einem Lenkrad. Ich habe ein G29 von Logitech angeschlossen und das Fahrgefühl ist direkt ein anderes, besseres als mit Controller.

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Allerdings steht im Test nicht das Zubehör auf dem Prüfstand. Hier gibt sich Studio Polyphony kaum eine Blöße. Beschleunigung, Bremsen, Driften, Rutschen, Aufprall – das alles fühlt sich in VR sehr realistisch an. Schnell ein Blick in den Seiten- oder Rückspiegel, um einen heran rauschenden Kontrahenten auszubremsen oder zu blocken – in der Natürlichkeit der Bewegungsabläufe unschlagbar.

Die Beschaffenheit der Pisten wird durch "Bildschirmwackeln" simuliert. Nicht zu stark, aber schon merklich. Für Motion Sickness empfängliche Naturen könnte das hin und wieder möglicherweise auf den Magen schlagen. Das unterscheidet sich auch von Fahrzeug zu Fahrzeug und natürlich Tuning-Stand: Der hochgetunte Lamborghini liegt halt wie ein Brett auf der Straße. Da wackelt es nur noch beim Ausritt ins Kiesbett.

Mit der Zeit komme ich in einen Fahr-Flow, wie damals, in der Hölle unterm Dach, auf der PS3. Ich habe jederzeit das Gefühl, ich kann noch viel bessere Zeiten rausfahren, wenn ich die Bremspunkte perfekter bekomme und sauberer um die Kurve fahre. So weit, so normal – nur ist das hier viel direkter, viel echter.

Ich sitze eben virtuell-wirklich in einem Rennwagen und krache gerade ungebremst in die Leitplanken, weil ich die Kurve komplett falsch eingeschätzt habe. Mich schüttelt es innerlich durch, weil mein Hirn den Aufprall erwartet – dieses Gefühl ist besonders stark, wenn ich mit Lenkrad fahre. Die gesamte Erfahrung aus der Realität, etwa beim Bremsen (weniger die Crashes, mir ist bislang nur einmal jemand in die Seite gefahren), wirkt sich auf meinen Körper aus und ich habe das Gefühl, dass es mich nach vorn drückt. Irre, wie Gehirn und Körper funktionieren. Das hat übrigens meiner Meinung nach viel mit der VR-Umsetzung zu tun und wirkte etwa in Project Cars nicht so deutlich auf mich.

Bei der nächsten Anfahrt auf die gleiche Kurve schaue ich kurz auf das Radar, das rechts neben dem Lenkrad unaufdringlich eingeblendet wird. Ich bremse rechtzeitig an, weiß aber auch noch, dass die Kurve hinten raus weiter wird und drücke aufs Bodenblech. Haarscharf rasiere ich die Curbs, weil ich ein richtiges Raumgefühl für die Größe des Autos habe. Neue Bestzeit.

Gleich nochmal.

Gran Turismo 7 VR Test-Fazit: Der neue Dauerbrenner auf PSVR 2

Polyphony und Sony haben bei der Umsetzung von Gran Turismo 7 in Virtual Reality alles richtig gemacht und bringen ein umfangreiches, motivierendes Rennspiel mit grandiosen Visuals und hochdetaillierten Rennwagen.

Die Bestzeitjagd auf den Pisten motiviert mich ganz anders, als wenn ich das Spiel in „Flat“ spiele: Ist am Fernseher das Geld, der neue Wagen, das nächste Tuning wichtig, ist es unter der PSVR 2 die Fahr-Erfahrung, das Rennerlebnis an sich, die Action direkt auf dem Fahrersitz. Ich will sofort wieder ins Auto und den Motor heulen hören, während die Sonne und meine Kontrahenten im Rückspiegel schnell kleiner werden.

Das Drumherum – etwa die hundertprozentige Betrugsmaschine namens Roulette, die immer nur den kleinstmöglichen Gewinn ausspuckt – wird zur Nebensache, die Wahrheit liegt wieder auf dem Asphalt. So soll es sein.

Gran Turismo 7 (VR) bekommt ihr im Playstation Store.

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