Hilft Virtual Reality bei Aggressionsproblemen?

Hilft Virtual Reality bei Aggressionsproblemen?

Aggressive Menschen können mit Virtual Reality lernen, ihre Wut zu kontrollieren. Wie funktioniert Anger Management in VR?

Forschende der Yonsei Universität in Seoul, Korea, haben ein VR-Training zur Kontrolle eigener Aggressionen entworfen. In einer Studie weisen sie nach, dass Virtual Reality helfen kann, das Ausmaß von Wut zu reduzieren.

VR mindert Wut bei jungen Männern

Das Forschungsteam teilte 62 unverheiratete Männer im Alter von 19 bis 29 Jahren in zwei Gruppen mit hohem und niedrigem Aggressionspotenzial ein. Die Auswahl erfolgte durch einen speziellen Fragebogen, den über 240 Teilnehmer ausfüllten.

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In einem „Wut-Expositionstraining“ erlebten die Teilnehmer Situationen in der VR-Brille, die ihnen so auch im Alltag passieren könnten. Darin sollten sie vorgegebene Aufgaben erfüllen, während sie Audioanweisungen folgten und ihren mentalen Zustand in der jeweiligen Situation selbst bewerteten.

VR-Aggressionskontrolle: Engel und Teufel geben Ratschläge

Die VR-Therapie wurde so konzipiert, dass sie die Wut der Teilnehmenden erst provoziert und anschließend hilft, sie unter Kontrolle zu bringen. Im ersten Schritt gerieten die Probanden an verschiedenen virtuellen Orten in einen Streit mit einem Freund, danach mit einem Fremden.

Die Teilnehmer der Studie erlebten verschiedene Konfliktsituationen in der VR-Umgebung.

Die Teilnehmer der Studie erlebten verschiedene Konfliktsituationen in der VR-Umgebung. | Bild: Yonsei Universität

In jeder Situation gab es zwei Lösungsmöglichkeiten. Zuerst flüsterte den Probanden ein virtueller "Teufel" Provokationen ein und ermunterte dazu, den Aggressionen freien Lauf zu lassen. Im zweiten Schritt leitete ein virtueller "Engel" mit Vorschlägen zur Konfliktbewältigung durch die Situation. Nach jedem Versuch ordneten die Männer ihren derzeitigen Aggressionslevel auf einer in die VR-Erfahrung eingebetteten Skala von 0 bis 100 ein.

Auf die Konfliktsituationen folgten achtsamkeitsbasierte und geführte Atem- und Entspannungsmeditationen. Die beruhigenden Maßnahmen führten die jungen Männer im virtuellen Zuhause oder einem Park durch und anschließend in der U-Bahn unter virtuellen Menschen. Auch hier reihten sie das eigene Befinden auf einer entsprechenden Skala ein.

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Ergebnisse weisen auf erfolgreiche Aggressionsbewältigung in VR hin

Beim Wut-Expositions-Training konnte das Ausmaß der provozierten Wut durch die Anleitung während der virtuellen Konflikte sowohl in der Gruppe mit hoher Aggression als auch in der Gruppe mit niedriger Aggression reduziert werden. Während des VR-Achtsamkeitstrainings steigerte die Meditation das Komfortniveau ebenfalls in beiden Gruppen.

Die Wissenschaftler:innen sehen aufgrund dieser Ergebnisse weiteres Forschungspotenzial. In einem nächsten Schritt könnte das VR-Programm bei Menschen getestet werden, die exzessive Wut äußern, Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle und Gedanken zu trennen oder an Kommunikationsproblemen mit Verwandten leiden.