Angespielt: Hitman wird auf der Playstation VR 2 eines der schönsten VR-Spiele überhaupt

Agent 47 will es wieder wissen. Ich habe Hitman: World of Assassination auf der PSVR 2 angespielt und verrate euch, was euch erwartet.
Der glatzköpfige Mann mit dem Strichcode auf dem Hinterkopf ist längst zu einer Ikone der Videospielgeschichte geworden. Sein erster Streich, Hitman: Codename 47, wird in wenigen Monaten 25 Jahre alt. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Missionen mit „Testperson 47“ in Hongkong, Kolumbien und Budapest.
Jetzt, ein Vierteljahrhundert später, jage ich wieder um die halbe Welt. Dieses Mal aus der Ego-Perspektive und auf der Playstation VR 2 statt auf einem schlecht aufgelösten Flachbildschirm in meinem Kinderzimmer.
Hitman VR, die Dritte
Hitman: World of Assassination ist kein neues Spiel, sondern umfasst die Teile der Reboot-Trilogie, die zwischen 2016 und 2021 erschienen sind. Auch die VR-Umsetzung der Serie gibt es bereits seit vier Jahren – zunächst für PSVR, ein Jahr später folgte eine PC-VR-Version. Auf Sonys erster VR-Brille überzeugte Hitman 3 zwar mit einer großartigen Kulisse, verschenkte aber durch die hakelige Gamepad-Steuerung enorm viel Potenzial.
Mit der PC-VR-Version folgte zwar die Bewegungssteuerung mit VR-Controllern, diese wurde jedoch nicht konsequent umgesetzt und einige Bugs und Glitches störten das Gesamtbild. Bestimmte Triggerpunkte mussten immer noch per Knopfdruck ausgelöst werden – ein Kompromiss, den die Entwickler damals eingehen mussten und der in der neuen PSVR-2-Version weiter aufgebrochen werden soll.
„Es gab einige Performance-Probleme und Konsolenbeschränkungen, die wir damals nicht umgehen konnten“, erzählt mir Senior Game Designer Eskil Møhl beim Anspieltermin bei IO Interactive in Barcelona. Aus den ersten beiden VR-Ports habe das Team einiges gelernt, aber es seien auch einige Wünsche entstanden, die man unbedingt noch umsetzen wollte. „Wir wollten mehr Touch-Interaktionen, um die Spieler tiefer in das Spiel eintauchen zu lassen.“
Mehr Bewegungsfreiheit
Was sich im Vergleich zu gängigen VR-Spielen wie Kleinigkeiten anhört – manuelles Nachladen, Türen aufschließen, Hebel betätigen – wertet Hitman in VR enorm auf und macht den PSVR-2-Ableger zur interaktivsten VR-Version der Serie. „Wir wollten beispielsweise unbedingt manuelles Nachladen im Spiel haben und sind sehr zufrieden damit. Es fühlt sich cool an und es macht Spaß herauszufinden, wie man die Magazine in den verschiedenen Waffen wechselt, denn die Waffenmodelle sind schon im Grundspiel sehr gut gemacht“, sagt Møhl – und das kann ich bestätigen.

Auch das Snipern wird in Hitman VR wieder ein wichtiger Faktor. Hier nehme ich eine Glocke ins Visier, um eine Zielperson anzulocken. | Bild: IO Interactive
Die Waffen und Gegenstände, die ich in den anderthalb Stunden mit Agent 47 gesehen habe, waren sehr detailliert. Das geht so weit, dass man einen glänzenden Schlüssel im richtigen Winkel als Spiegel verwenden kann, um damit um die Ecke zu schauen. Das Inventar wird nun über ein unscheinbares, aber praktisches Ringmenü über der Hand aufgerufen. Mit dem Joystick rotiert ihr durch die verfügbaren Gegenstände und mit der freien Hand nehmt ihr das ausgewählte Objekt auf.
Die Spielwelt von Hitman ist unglaublich vollgepackt. Wer allerdings erwartet, wie in Half-Life: Alyx jedes Steinchen umdrehen zu können, wird enttäuscht. Alle Objekte interaktiv zu machen, ist in einem Port dieser Größe schlicht unmöglich. Der Aufwand wäre enorm. Deshalb hat sich das Entwicklerteam auf die wichtigsten Objekte konzentriert und diese mit einem dezenten hellen Rand oder kleinen weißen Aktionspunkten markiert. Auf Knopfdruck lassen sich zudem alle wichtigen Punkte und Personen in der Umgebung hervorheben – ein gutes und wichtiges Feature, denn sonst wäre es schwer, den Überblick zu behalten.
Deutlich immersiver, aber noch nicht ganz rund
Was die Steuerung insgesamt angeht, bin ich noch zwiegespalten. Ja, die neue Freiheit der Bewegungssteuerung tut Hitman definitiv gut. Vor allem das bereits im letzten Trailer gezeigte Dual Wielding, also das gleichzeitige Benutzen von zwei verschiedenen Gegenständen oder Waffen in beiden Händen, wertet das Spielerlebnis auf. So könnt ihr etwa mehrere Gegner gleichzeitig ausschalten, indem ihr den ersten per Hieb mit dem Feuerlöscher schlafen legt und dem nächsten eine volle Cola-Dose gegen den Schädel pfeffert – alles, was sich halten lässt, kann man auch werfen oder zum Zuschlagen nutzen.

Diese Sicherheitskamera setze ich lieber mit einem gezielten Pistolen-Wurf außer Gefecht, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. | Bild: IO Interactive
Diese neuen Freiheiten machen die Sandbox-Welt von Hitman mit ihren unzähligen Lösungsmöglichkeiten deutlich glaubwürdiger. Allerdings fühlte sich die Steuerung nicht immer so präzise an, wie ich es mir gewünscht hätte. So hatte ich beispielsweise Schwierigkeiten, ein Brecheisen an der gewünschten Stelle zu platzieren oder in einer hektischen Situation beim Nachladen der Waffe den Schlitten richtig zu greifen.
Die Ego-Perspektive könnt ihr übrigens auch mal verlassen. Zum Beispiel, wenn ihr Agent 47 an eine Bar lehnt oder auf einer Parkbank Zeitung lesen lasst, um unbemerkt ein Gespräch zu belauschen. Auch beim Klettern wechselt ihr in die Third-Person-Perspektive mit beweglicher Kamera. „Das war eine bewusste Entscheidung“, sagt Møhl. „Hitman ist ein sehr forderndes Spiel, und so können die Spieler zwischendurch verschnaufen und einfach mal den Blick schweifen lassen, ohne selbst körperlich aktiv werden zu müssen – und seien wir ehrlich, in VR macht es einfach keinen Spaß, beim Klettern ständig auf eine Leiter zu starren.“
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Der Star ist die Spielwelt
Mit der verbesserten Steuerung und den neuen Interaktionsmöglichkeiten macht Hitman auf der PSVR 2 also einen großen Sprung nach vorn. Der heimliche Star ist aber die Umgebung. Selten habe ich mich in einer Spielwelt so verloren wie im italienischen Sapienza. Das beschauliche Küstenstädtchen ist eine Augenweide.

Wer weiß, wozu man diesen explosiven Golfball noch brauchen kann? Die Sandbox-Welt von Hitman lässt euch enorm viele Freiheiten. | Bild: IO Interactive
Ich schlendere am Strand entlang, durch enge Gassen, betrete kleine Läden oder sitze einfach auf einer Parkbank und lausche dem Treiben auf dem Marktplatz, dem Rauschen des Meeres und dem Gesang der Möwen. Auch die Beleuchtung ist ein echter Blickfang. Wenn ich zum Beispiel die Stufen eines alten Kirchturms hinaufsteige und das gelegentlich einfallende Sonnenlicht mich kurz blendet, spüre ich fast die Wärme auf meiner Haut.
Egal, welchen Level ich betrete, im ersten Moment vergesse ich völlig, dass ich eigentlich eine Mission zu erfüllen habe und werde zum alles aufsaugenden Touristen in den lebendig wirkenden Arealen. Und Hitman bietet einige dieser abwechslungsreichen Schauplätze: Eine Rennstrecke in Miami mit Festivalcharakter, eine zum düsteren Techno-Bunker umfunktionierte Industriehalle im nächtlichen Berlin oder ein prunkvolles Bankgebäude in New York City samt Tiefgarage und gigantischem Safe. Ich wünschte, es gäbe einen Spaziergangs-Modus für Hitman, in dem ich einfach nur die Architektur bestaunen darf.
Mein erster Eindruck von Hitman: World of Assassination
Hitman wird auf der PSVR 2 zu einem der schönsten VR-Spiele überhaupt und ist in seinem Detailreichtum nahezu unerreicht. Eine so reichhaltige und lebendig wirkende Spielwelt ist in VR äußerst selten und allein schon deshalb einen Besuch wert. Wer einmal einen VR-Fuß in Sapienza oder Miami gesetzt hat, wird verstehen, dass XR Games Versuch, dieses gigantische Spiel auf die mobile Quest-Plattform herunterzubrechen, scheitern musste.
Auch in der mittlerweile dritten Version merkt man dem Spiel jedoch an, dass es ein VR-Port ist und als solcher mit Kompromissen zu kämpfen hat. Die Steuerung ist zwar deutlich freier und immersiver, kämpft aber immer noch mit gelegentlichen Präzisionsproblemen und kleinen Einschränkungen. Außerdem sind mir immer wieder Leistungseinbrüche und kleine Ruckler aufgefallen. Der geplante Day-One Patch könnte hier Abhilfe schaffen.
Insgesamt glaube ich aber, dass mit Hitman: World of Assassination für PSVR 2 am 27. März das mit Abstand beste Hitman in VR erscheinen wird. VR-Enthusiasten, die sich nach AAA-Futter für ihre VR-Brille sehnen, sollten sich diesen Tag jedenfalls dick im Kalender anstreichen.
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